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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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Zeit kommt der andere und legt mir eine Hand auf die Schulter: Wir müssen gehen. Zu dritt steigen wir ins Auto, ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz, der andere setzt sich ans Steuer. Gianni gefällt es nicht, dass er hinten sitzen muss.
    Wir fahren los, und die Häuser huschen am Seitenfenster vorbei, stürzen eines nach dem anderen ein, werden zu einer Häusermarmelade, lösen sich auf. Die Autobahn ist nur ein formloses Grau.
    Der andere fährt schnell und selbstsicher. Gianni sucht mich im Rückspiegel. »Wann steigen wir aus?«, fragt er.
 
    Mein Glas Rum-Cola ist wieder randvoll. Befriedigt kommt Margherita vorbei, um ein paar Spritz für Tisch 5 vorzubereiten.
    »Kinder ja, Alte nein: Es endet immer damit, dass sie dich betatschen.«
    Im Geiste streiche ich den Stichpunkt Altenhilfe auf ihrem Lebenslauf durch, der sich zur Überarbeitung auf dem Desktop meines Laptops befindet.
    »Ich könnte als Verkäuferin arbeiten.«
    »Das ist anstrengend«, sage ich. Nicht, dass ich Erfahrung damit hätte.
    »Ich weiß«, sagt sie.
    Sie trägt die Getränke zum Tisch, scherzt ein wenig mit den Gästen, kehrt dann zum Tresen zurück, zu den Gläsern, die gespült und abgetrocknet werden müssen.
    »Verkäuferin, Kellnerin, Sekretärin: In Pavia habe ich das alles gemacht.«
    Sie stellt eine Ladung Biergläser in eine Reihe.
    »Friseurin?«
    »Für Hunde. Auch in Pavia«, sie zieht eine Grimasse. »Eine Scheiße. Hast du je mit einem Hund zu tun gehabt, der sich für was Besseres hält?«
    Margherita übergibt das Tablett an Mauro, den zwanzigjährigen Kellner. Er ist neu, und jedes Mal, wenn er etwas zu tun hat, vergewissert er sich zuerst, dass Margherita in der Nähe ist. Jetzt überprüft sie die Anordnung der Gläser: Sie will keine Überraschungen erleben.
    »Geh ruhig, du machst das sehr gut: Du hast noch keins zerbrochen.«
    Er stößt einen Seufzer aus.
    »Letzten Samstag hattest du um diese Zeit schon drei kaputtgemacht: Du hast dich schon erheblich verbessert.«
    Mauro lächelt und entfernt sich durch die Menge, die freie Hand vorgestreckt, um das Tablett zu schützen.
    »Keine Antwort vom Borgo?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nichts, nicht mal von Filo d'Erba oder der Rete.«
    Ich schaue zu, wie sie eine neue Flasche Rum öffnet.
    »Vielleicht sollte ich eine eigene Einrichtung gründen.«
    »Behinderte? Drogenabhängige?«
    »Alkoholiker«, antwortet sie und erhöht abermals den Alkoholgehalt meines Cocktails.
    Als ich ihr gerade großzügige Finanzmittel versprechen will, merke ich, wie sich ihr Gesichtsausdruck verändert.
    Inmitten einer Gruppe von Personen, die plaudernd an der Tür stehen und darauf warten, dass ein Tisch frei wird, blickt Savarese zu uns herüber und hebt die Hand, wie um uns zu etwas Geduld zu ermahnen, er komme ja gleich.
    »Guten Abend, die Damen.« Den Gentleman mimend, zieht er einen imaginären Hut, erklimmt sodann den Barhocker und konzentriert sich auf Margherita.
    »Bewunderst du nicht mein außerordentliches Geschick, dich ausfindig zu machen?«
    »Nein«, sagt sie, während sie Gin in ein paar Gläser gießt. »Wenn du mich gefunden hast, heißt das wohl, dass ich auf Google Maps verzeichnet bin?«
    Savarese steckt es mit einem Lächeln weg und verzichtet auf eine Erwiderung.
    »Außerdem musst du aufstehen, dieser Platz ist besetzt.«
    »Ach ja?« Er dreht sich zu mir um, ohne die geringste Absicht, aufzustehen. »Bist du mit jemandem da?«
    »Nein.«
    »Doch«, sagt Margherita. »Es kommt noch irgendein Hübscher, mit dem man einen angenehmen Abend verbringen kann und womöglich eine noch angenehmere Nacht. Was jedoch nicht passieren wird, wenn du diesen Jemand davon abhältst, sich zu uns zu setzen.«
    »Und dich beschleicht nicht vielleicht der Verdacht«, erwidert er mit gesenkter Stimme, »dass dies soeben passiert ist?«
    Margherita macht ein verzweifeltes Gesicht. Sie nimmt das Tablett und winkt zum Tisch hinüber als Zeichen, dass sie gleich da ist.
    »Schrei, wenn du Hilfe brauchst«, sagt sie zu mir und geht.
    Savarese bemächtigt sich meiner Rum-Cola.
    »Also, Mitbewohnerin, was gibt's Neues?«
 
    Kaum hatte ich das Klassenzimmer betreten, merkte ich, dass irgendwas nicht stimmte.
    »Guten Morgen, Andrea.«
    Er antwortete nicht.
    »Alles in Ordnung, Riccardi?«, fragte Miranda vom Pult her.
    Er raufte sich die Haare.
    »Mund halten!«
    Die Mitschüler erstarrten: die Münder geschlossen, die Hände auf den Bänken.
    »Ok«, sagte ich. »Komm, setz

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