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Der Leichenkeller

Der Leichenkeller

Titel: Der Leichenkeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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dachte an die Initialen im Futter von Queenies Mantel: R du R . »Warum ist mir nicht gleich in den Sinn gekommen, dass der Nerz ihr gehören könnte? R wie in Ransome.«
    » R wie in Robelon«, entgegnete Mike. »Ihre Initialen passen nach wie vor nicht zum Monogramm. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass eine Sozialhilfeempfängerin einen Pariser Pelzmantel besitzt. Wir müssen mit dem Mädchen reden.«
    »Hast du bei der Strafvollzugsbehörde nachgefragt? Ist Tiffany Gatts noch im Gefängnis?«
    »Ja.«
    »Welcher Staatsanwalt kümmert sich um ihren Fall?«
    »Nedim. Will Nedim.«
    »Ruf ihn an. Sag ihm, der Verteidiger beziehungsweise die Verteidigerin des Mädchens soll so schnell es geht hierher kommen. Er muss Tiffany per Gerichtsbeschluss wenn möglich noch heute Nachmittag beibringen. Mal sehen, ob sie umfällt und Bessemer verpfeift, wenn wir ihr sagen dass sie des Mordes verdächtigt wird«, sagte ich.
    »Normalerweise bin ich nicht ganz auf den Kopf gefallen. Wenn ich mich im Wald verlaufe, kann ich den Brot krümeln folgen, bis ich wieder draußen bin«, sagte Mike »Tripping sitzt im Gefängnis, weil er Paige Vallis vergewaltigt und seinen eigenen Sohn verprügelt hat. Kevin Bessemer ist sein Zellengenosse. Bessemer wartet bis zum Beginn des Prozesses und beschließt dann, Tripping zu verpfeifen. Auf dem Weg hierher hält Bessemer zu einer schnellen Nummer mit Gatts, woraufhin sich beide spurlos aus dem Staub machen. Man findet die Leiche von Ransome. Gatts kommt hinter Gitter. Paige Vallis sagt aus. Trippings Sohn verschwindet. Vallis wird umgebracht. Aber mir will beim besten Willen nicht einfallen, was Queenie Ransome mit Paige Vallis zu tun haben könnte. Kannst du mir ein paar Krümelchen auf den Weg streuen?«
    »Sicher. Deshalb werden wir zunächst dem schwächsten Glied in dieser Kette ein bisschen auf den Zahn fühlen. Hol mir Gatts her. Kevin Bessemer ist die einzige Verbindung zu beiden Fällen.«
    Um zwei Uhr saßen Mike Chapman, Will Nedim und ich mit Helena Lisi, der Anwältin von Tiffany Gatts, in meinem Besprechungszimmer. Ich hatte die neuen Beweise vorgelegt, wonach Gatts in McQueen Ransomes Wohnung gewesen war. Lisi hatte die Erlaubnis erteilt, ihre Mandantin aus der Frauenhaftanstalt zu holen und in mein Büro zu bringen.
    Als die Detectives Gatts in Handschellen hereinführten, verließen wir das Zimmer, damit Lisi und das Mädchen in Ruhe miteinander sprechen konnten.
    »Lisi ist dein Jahrgang, oder?«
    Sie hatte vor über zehn Jahren, kurz bevor ich zur Bezirksstaatsanwaltschaft gekommen war, als Pflichtverteidigerin mittelloser Häftlinge beim Rechtshilfeverein angefangen. »Ja. Sie und ihr Ehemann, Jimmy Lisi, haben vor ein paar Jahren eine eigene Kanzlei eröffnet. Sie kümmern sich vor allem um niedere Verbrechen in Manhattan und in der Bronx.«
    »Gesocks und Gesindel?«
    »Genau. Nicht unbedingt jemand, den du bei einer großen Ermittlung anheuern würdest, aber okay für ein paar Tüten Stoff und einen gestohlenen Pelzmantel, der eigentlich in den Mottenkugeln liegen sollte«, sagte ich.
    »Gib mir eine scharfe Schere und ein paar Stunden Sprechunterricht, und ich mache Helena Lisi zu einer ernsthaften Konkurrentin für dich.«
    Lisi war klein, gedrungen und hatte graubraune, widerspenstige Zotteln, die ihr bis über den Hintern hingen und die sie mit einem schwarzen Samtband aus dem Gesicht zu halten versuchte. Sie sprach mit einem Brooklyn-Akzent und einer schrecklichen, weinerlichen Stimme, die mir durch und durch ging.
    »Ich nehme sie so, wie sie ist«, sagte ich. »Wenn sie ernster zu nehmende Mandanten hätte und nicht in neunundneunzig Prozent ihrer Fälle eine außergerichtliche Einigung erreichen würde, würde ich es nicht bis zum Schlussplädoyer durchhalten. Die Stimme schafft mich einfach.«
    »Denkst du, dass Helena von der Uhuabteilung kommt?« Mike machte sich seit Jahren einen Spaß daraus, ein Lexikon zu kreieren, das er Chapmans Ganovenlexikon nannte, voller Straßenslang aus dem Bereich der Strafjustiz. Vom Gericht bestellte Anwälte wurden von einem Gremium ausgewählt, das der Berufungsabteilung des Obersten Gerichts von New York unterstand, und das Wort »Berufung« war von den Verteidigern so verschliffen worden, dass sie es die »Uhuabteilung« nannten.
    »Helena Lisi würde wahrscheinlich gut in Mrs. Gatts’ Budget passen. Frag Nedim. Meine Vermutung ist, dass die Mutter sie als Privatanwältin für ihr kleines Mädchen angeheuert

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