Der Leichenkeller
Militärgeschichte könnte hier nützlich sein«, sagte Battaglia.
»Ich werde es ihm ausrichten. Er ist in meinem Büro.«
»Das zweite Mal war Victor Vallis von 1950 bis 1954 in Kairo. Das war zu der Zeit, als der König entthront wurde und General Nasser die Regierungsgeschäfte übernahm.«
»Welcher König?«
»Faruk. Der letzte König Ägyptens.«
»Was hatte Vallis zu der Zeit für eine Position inne?«
»Politischer Berater der amerikanischen Delegation. Nicht sehr hochrangig.«
»Und das erste Mal, als er dort war?«
»Mitte der dreißiger Jahre. Wahrscheinlich sein erster Job nach dem Studium«, sagte Battaglia. »Aber damals arbeitete er noch nicht für die Regierung.«
»Sondern?«
»Er war Privatlehrer. Der Privatlehrer des Königs. Sie sind zu jung, um über Faruk Bescheid zu wissen«, sagte der Bezirksstaatsanwalt. »Er war der Playboy-Pascha – ein verzogener Prinz, der zu einem korrupten Monarchen und einem Nazisympathisanten heranwuchs. Ich hasste seine politische Einstellung.«
»Und Victor Vallis hat ihm Unterricht erteilt?«
»Er hat fast drei Jahre lang bei der Familie im Palast in Alexandria und in Kairo gewohnt und den Prinzen in allen Fächern unterrichtet: Fremdsprachen, Geschichte, Geografie.«
»Hat der Bezirksstaatsanwalt herausgefunden, was die Bundesbehörden hinter diesem Einbruch vermuteten?«, fragte ich. »Ausländische Intrigen? Terrorismus?«
»Er sagt, die Akte sei noch immer nicht geschlossen. Niemand hat eine Ahnung von irgendetwas. Sie haben nach Verbindungen zwischen Victor Vallis und der Familie des Einbrechers gesucht, aber falls die CIA etwas weiß, haben sie es sicherlich nicht dem örtlichen Bezirksstaatsanwalt verraten.«
»Danke, dass Sie angerufen haben«, sagte ich, während er mir seine Notizen reichte. »Ich gebe sie Laura zum Abtippen.«
Ich ging zurück in mein Büro, wo sich Chapman gerade mit meiner Stellvertreterin Sarah Brenner unterhielt. »Sind die FBI-Agenten weg?«
Mike bejahte.
»Da kommt man sich vielleicht blöd vor. Konntest du Ms. Chesnutt eine Beschreibung von Harry Strait geben?«
»Keine sehr gute.« Er wiederholte sie für mich.
»Hört sich nicht besser an als meine.«
»Für mich klingt es, als hättet ihr Peter Robelon beschrieben«, sagte Sarah.
»Oder den Angeklagten, Andrew Tripping«, sagte ich. »Absolut austauschbare weiße Männer. Mit dem, was ich ihnen gesagt habe, werden sie nicht weit kommen.«
»Nun, vergiss Harry Strait kurz und begleite mich in mein Büro. Ich habe es Mike gerade erzählt. Die Streifenbeamten haben einen Bekannten von Queenie Ransome hergebracht, mit dem du reden musst.«
»Kevin Bessemer?«, fragte ich.
»Leider nein. Aber ich glaube, du wirst dem Kerl ein paar Fragen stellen wollen.«
»Wo haben sie ihn gefunden?«
»In Ransomes Wohnung, heute Vormittag.«
»Ein Einbruch?«, fragte Mike.
»Nein. Das ist ja gerade das Interessante daran. Er hatte einen Schlüssel.«
20
»Ist er unter Arrest gestellt?«, fragte ich den Cop, der vor Sarahs Büro Wache stand.
»Nicht direkt. Wir wussten nicht, weswegen wir ihn anklagen sollten.«
»Einbruch?«
»Er hat einen Schlüssel, Ma’am. Er sagt, er kennt die Frau, die dort wohnt.«
»Die Frau, die dort wohnte, ist tot.«
»Ja, aber er behauptet, sie hätte ihm die Erlaubnis gegeben, sich in der Wohnung aufzuhalten.«
»Vermutlich nicht in letzter Zeit.«
»Deshalb haben wir ihn hergebracht. Wir überlassen es Ihnen, ob Sie ihn anklagen wollen oder nicht.«
»War das Absperrband noch vor der Tür?«
»Ja, Ma’am. Anscheinend hat er es einfach angehoben und ist in die Wohnung marschiert.«
»Dachte Ihr Sergeant denn nicht, dass das ausreicht, um ihn wegen unerlaubten Betretens zu verhaften?«
»Er sagt, er wird nicht fürs Denken bezahlt. Dafür gibt es Anwälte.«
Ich wartete auf Chapman, und gemeinsam gingen wir in Sarahs kleines Büro. »Mein Name ist Alexandra Cooper«, sagte ich. »Das ist Mike Chapman. Er ist Detective, und ich bin Staatsanwältin.«
»Spike Logan.« Er hatte an Sarahs Schreibtisch den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt. Jetzt reckte er sich und gähnte. »Würden Sie mir sagen, was das Ganze hier soll?«
»Gern«, sagte Mike. »Und dann haben wir ein paar Fragen an Sie.«
»Bin ich in U-Haft?«
Mike beäugte mich.
»Nein«, antwortete ich.
»Oder meinen Sie damit, noch nicht?«, sagte Logan. »Kann ich gehen?« Er stand auf, als wollte er mich auf die Probe stellen.
Ich trat zur Seite, um
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