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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sie.
    »Was heißt das?«
    »Da hat eben jemand angerufen. Er sagte, man hätte einen Bauern verhaftet, der die Leiche des Unbekannten in den Windbruch transportiert hat.«
    »Einen Bauern? Und wer hat da angerufen?«
    »Ja, ein Bauer soll es gewesen sein. Und angerufen hat jemand, der sagte, er sei dein Arzt.«
    »Also doch nur irgendeine miese Familiengeschichte?«
    »Das weiß ich nicht, das hat er nicht gesagt.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Eifler Bauer so dämlich ist.« Ich marschierte an ihr vorbei geradewegs zum Telefon und rief den Arzt an. Statt einer Begrüßung sagte ich: »Tante Anni sagt, es sei ein Bauer gewesen. Ist das wahr?«
    »Ja«, sagte er. »Zumindest ist ein Bauer verhaftet worden, in dessen Kofferraum die Leiche des Mannes gelegen hat.«
    »Und wer ist der Bauer, und woher stammt er?«
    »Das weiß ich noch nicht. Meine Flüstertüten sind noch nicht weiter. Geduld. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Gar nichts oder sehr wenig. Eine Frau ist nach dem Fund der Leiche am Windbruch aufgetaucht. Aber sie will nichts damit zu tun haben. Ein anderer Mensch, ich vermute ein Mann, hat mir eins mit dem Knüppel über den Kopf gehauen. Im Windbruch. Erkannt habe ich ihn nicht. Und jetzt ein Eifelbauer, der eine Leiche in den Wald karrt?«
    Er lachte. »Sie glauben das nicht?«
    »Ich glaube das nicht nur nicht, sondern ich möchte auch behaupten, dass Sie den Namen dieses Bauern haben. Ich weiß doch, wie Gerüchte laufen. Gerüchte ohne Namen gibt es nicht.«
    Er seufzte und meinte schließlich resigniert: »Na gut. Ich weiß also, dass irgendwelche BKA-Leute aus Meckenheim bei Bonn diesen Bauern kassiert haben und verhören. Es ist der alte Nikolaus aus Mirbach.«
    »Der olle Niklas? Sind die verrückt?«
    »Wieso? Das Gerücht besagt, dass Niklas die Leiche transportiert hat. Was ist daran verrückt?«
    Ich sagte: »Dieser Tote sollte gefunden werden. Angenommen, der alte Niklas hat eine Leiche auf dem Hals: Ich wette, er ist klug genug, sie so verschwinden zu lassen, dass sie wirklich verschwunden ist. Niklas ist meiner Meinung nach um einiges intelligenter.«
    Er fragte: »Der Tote sollte gefunden werden? Hm, das könnte sein. Aber wer sollte ihn finden?«
    »Gut gedacht, großer Meister. Wenn wir die Antwort darauf haben, wissen wir alles. Niklas war es nicht, der lacht sich wahrscheinlich einen Ast. Wie ist man auf ihn gekommen?«
    »Das würde ich auch gern wissen«, meinte er und legte auf.
    »Wieso bist du so misstrauisch?«, fragte Anni in meinem Rücken. »Du bist doch sonst nicht so!«
    »Du redest immer noch von meinem Vater«, brüllte ich wütend. »Irgendwelche Geheimdienstfritzen haben den alten Bauern Niklas im Verhör, weil sie glauben, er habe die Leiche in den Windbruch geschleppt. Ha! Kennst du Niklas? Nein? Niklas ist intelligent genug, ihnen allen einen Bären aufzubinden.«
    Sie sah mich an, kniff die Lippen zusammen und meinte dann müde: »Ich bin eine alte Frau. Und ich meine dauernd deinen Vater. Stimmt ja alles. Aber du übersiehst etwas: Das Bundeskriminalamt ist in dem Fall. Und wenn die drin sind, haben wir uns immer verzogen.«
    »Das nützt doch mir nichts«, schimpfte ich zurück. »Ich bin sowieso pleite, verstehst du? Ich kann die Recherchen gar nicht finanzieren. Ich muss aussteigen.«
    »Musst du nicht«, sagte sie leise. »Ich hab’ doch ein Sparbuch.«

3. Kapitel
    Ich stand da, starrte aus dem Fenster, war stinksauer, und sie begann hinter mir zu weinen.
    »Tut mir Leid«, sagte ich hastig, »tut mir wirklich Leid.«
    »Du musst nichts mehr sagen. Wir müssen jetzt überlegen, was wichtig ist.«
    »Wichtig ist die junge Frau Clara Gütt, der ich kein Wort glaube. Wichtiger noch ist der alte Bauer Niklas. Ich fahre zu ihm nach Mirbach.«
    »Und was kann ich tun?« Sie fragte ganz demütig, sie fragte so, als bitte sie mich, sie nicht aus dem Haus zu werfen.
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Überleg mal, ob mein Vater nicht nur klug und weise, nicht nur freundlich und humorvoll, sondern auch ein bisschen feige war.«
    Sie starrte mich an und blinzelte verwirrt, schloss dann die Augen und senkte den Kopf. Sie murmelte: »Söhne bleiben immer Söhne.«
    Ich ging hinaus und fuhr nach Mirbach.
    Mirbach – wunderbar hingetupftes kleines Dorf am Eingang des Lampertstales, Wacholderheide, wie man sie schöner kaum irgendwo findet. Kunsthistoriker allerdings fangen ganz breit zu grinsen an, wenn sie den Namen Mirbach hören, und

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