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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Kanter. Als Sub-Agent sozusagen. Sie gaben technische Verfahren preis und kassierten dafür Vermittlerhonorare für den jeweils anderen.«
    »Die wurden richtig reich, nicht wahr?«, fragte Marga.
    »O ja«, sagte er. »Es läpperte sich.«
    »Und wie viel haben Sie kassiert?« fragte ich.
    Er spitzte den Mund. »Nichts«, sagte er. »Ich bekam mein Beraterhonorar, wie immer. Ich kassierte keinen Pfennig.«
    Es war sehr still. Dann klirrte eine Fensterscheibe, gleich darauf eine zweite. Marga sprang auf und schlug die Hände mit einer abrupten Bewegung vor das Gesicht.
    »Ruhe!«, sagte ich scharf. »Wer von Ihren Freunden kennt diese Kneipe?«
    Er war sehr verunsichert, seine Hände fuhren fahrig durch die Luft. »Kanter war mit mir schon mal hier, Bleibe auch. Natürlich alle ihre Begleiter auch. Ich Idiot!«
    »Kann man sagen. Marga, wo ist ein Telefon?«
    »Zwei Zimmer weiter. In meinem Schlafzimmer.«
    Dann fiel grell und peitschend ein Schuss. Jemand rannte eine Treppe hinauf oder hinunter. Dann wieder Stille. Ich reichte ihr den Zettel. »Rufen Sie diese Nummer. Sagen Sie nur Herbstrose, sonst nichts. Und Ihre Adresse hier. Und leise, so leise wie möglich. Schnell. Ziehen Sie die Schuhe aus.«
    Ich ging an das Fenster. Es war die Westseite des Gebäudes. Unter mir gab es nur einen kleinen Blumengarten.
    Rittersporn stand leuchtend blau, Kapuzinerkresse wucherte hellgrün hoch.
    »Sauter, legen Sie sich unter das Bett. Schnell.«
    »Das ist doch Wahnsinn«, flüsterte er. »Die finden mich doch.«
    »Unter das Bett«, sagte ich. »Wenn jemand in das Haus kommen will und den Vordereingang nicht benutzen kann – woher kommt der?«
    »Auf der anderen Seite des Hauses ist ein Nebeneingang. Das ist der einzige Weg. Aber die Jungens kommen doch durch die Fenster.« Er bückte sich und sah unter das Bett.
    »Los! Kriechen Sie drunter. Haben die Männer von Marga Waffen?«
    »Ja. Sven, tu das doch. Los.«
    Sauter schnaufte und fand es wahrscheinlich lächerlich. Aber er machte es. Er war von der Tür aus nicht mehr zu sehen.
    »Und jetzt?« Marga hatte Angst, ihr Gesicht war weiß mit sehr roten Flecken.
    »Jetzt gehe ich hinunter.«
    »Man wird Sie vielleicht erschießen.«
    »Das wird man nicht. Die sind doch nicht verrückt. Legen Sie sich auf das Bett. Los.«
    In diesem Moment ging die Tür sehr langsam auf. Der Mann, der mir geraten hatte, keine Fisimatenten zu machen, kam langsam hereingewankt und hielt sich den rechten Oberschenkel fest. Durch die Finger sickerte Blut. »Es sind vier. Sie sind jetzt in der Küche«, keuchte er.
    »Wo sind Ihre Kollegen?«
    »Hinter der Bar. Wenn die aus der Küche raus wollen, müssen sie an der Bar vorbei. Oder die schlagen irgendein anderes Fenster ein. Dann wird es heiter.« Er atmete plötzlich heftig und stoßend und fiel nach vorn.
    »Er wird ohnmächtig«, sagte ich. »Legen wir ihn auf das Bett.«
    Wieder klirrten Scheiben.
    »Und wenn ich die Bullen über 110 rufe?«, fragte Marga.
    »Los, mach das.« Ich nahm den Mann unter den Achseln und schleifte ihn zum Bett. Dann wuchtete ich ihn hoch, und er stöhnte und hatte merklich heftige Schmerzen.
    Marga ging hinaus, und ich folgte ihr. Ich nahm die Treppe nach unten.
    Ich sagte laut: »Ich komme. Und ich habe keine Waffe.«
    Ich öffnete die Tür am Fuß der Treppe und sah nach links und rechts. Links hockten Margas Männer hinter der Bar. Sonst war niemand zu sehen. Aber sie sahen mich und deuteten heftig über die Bar hinweg.
    »Wer sind Sie denn«, fragte mich jemand. Es war eine überraschend ruhige Stimme.
    »Mein Name ist Baumeister, ich bin Journalist. Wahrscheinlich suchen Sie Sven Sauter, aber der ist schon wieder weg.«
    »Reden Sie keinen Scheiß«, sagte die Stimme seelenruhig.
    »Ich komme jetzt um die Ecke«, sagte ich. »Ich rede keinen Scheiß. Sauter war nur eine halbe Stunde hier. Ich habe ihm mein Auto geliehen, er ist wieder gefahren.«
    Ich kam jetzt in die Tür zum Restaurant. Links hinter der Bar waren Margas Figuren, ihre Feinde rechts.
    »Ich komme jetzt aus der Deckung«, sagte ich.
    Direkt vor meiner Nase summte eine dicke Schmeißfliege. Wahrscheinlich ist es das ungetrübte Bewusstsein eigener Unsterblichkeit, das einem solch dämliche Schritte diktiert. Als ich frei im Raum stand, schlug mir die Kugel das linke Bein weg. Erst dann kam der Schuss, oder gleichzeitig, ich weiß das nicht mehr genau.
    Ich erwischte die Ecke der Bar, konnte mich aber nicht festhalten, weil das Holz vollkommen

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