Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Verkehr war schon sehr dicht, und ich konnte ihm folgen, ohne aufzufallen. In Hennef bog der Kleinlaster auf einen Parkplatz ein und hielt. Der Fahrer stieg aus, es war eine Sie – Marga.
    Sie ging an die Ladetür, öffnete sie und schloss sie dann wieder. Dann setzte sie sich hinter das Steuer und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte viel und hastig – etwa eine Stunde lang.
    Dann kam ein Taxi mit Kölner Kennzeichen auf den Parkplatz. Der Mann neben dem Fahrer war Sven Sauter. Er sah genauso aus wie auf dem Porträtfoto im Handbuch des Bundestages. Er trug eine große, prall gefüllte Segeltuchtasche und schlenderte davon. Er schlenderte an Margas Wagen vorbei.
    Das Taxi setzte sich in Bewegung, wendete und fuhr davon. Sauter drehte sich um, kam zu Margas kleinem Lastwagen, öffnete die hintere Ladetür, warf die Tasche hinein und sprang dann schnell hinterher. Er schloss die Tür hinter sich. Ich sah, wie Marga befriedigt mit der rechten Hand an das Blech zum Lastwagen schlug. Dann fuhr sie los, den gleichen Weg wieder zurück. Der Fuchs war auf dem Weg zu seinem Bau.
    Ich suchte in Ruhe nach einem Abstellplatz für mein Auto. Es sollte nicht an der Straße stehen, nicht auf einem offiziellen Parkplatz. Ich suchte eine unlogische Stelle. Ich fand eine, ungefähr zweihundert Meter von der ›Waldeslust‹ entfernt, zwischen einer Schonung und einem Hochwald auf einem gut befestigten Weg.
    An der Tür hing ein Schild ›Heute Ruhetag‹, es gab keine Klingel, die Tür war verschlossen. Ich klopfte an die Glasscheibe, nichts rührte sich. Dann setzte ich mich auf die Stufe vor der Tür und klopfte pro Minute einmal kräftig an die Scheibe. Man hat ja schließlich gelernt, den Leuten auf die Nerven zu fallen.
    Nach dem zwölften Versuch öffnete ein Mann die Tür und starrte vorwurfsvoll auf mich herunter. Er war vielleicht dreißig Jahre alt, und er sah aus, als habe er sich bisher im Wesentlichen durch freiberufliches Prügeln ernährt.
    »Hören Sie zu«, sagte er mit einer sehr heiseren Stimme, »Sie sehen doch, dass wir Ruhetag haben. Heute läuft hier nichts. Falls Sie es ohne nicht aushalten können, schenke ich Ihnen gern eine Flasche Bier. Aber dann muss Ruhe sein.«
    Ich stand auf und sagte freundlich: »Geben Sie bitte Herrn Sauter meine Visitenkarte und sagen Sie ihm, ich möchte ihn sprechen. Erzählen Sie mir nicht, dass er nicht im Hause ist. Das weiß ich besser, ich habe ihn schließlich in eurem Laster hierherfahren sehen. Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von seiner Ehefrau und den Kindern. Sagen Sie ihm auch, dass ich das Meiste ohnehin schon weiß. Sagen Sie ihm, er hätte nur noch eine knappe Chance, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    »Und was ist, wenn er nicht will?«, fragte er einfach.
    »Dann bleibe ich hier hocken, bis die Bullen kommen. Die kommen nämlich todsicher.«
    »Ach du Scheiße!«, sagte er heftig und verschwand im Haus. Es dauerte gute zehn Minuten, ehe die Tür sich wieder öffnete und Marga erschien. Sie sagte wütend: »Als ich Sie gestern abend sah, wusste ich, dass Sie nicht sauber sind.«
    »Aha«, meinte ich trocken.
    Sie war hübsch, wenngleich sie in der vergangenen Nacht keine Minute geschlafen haben konnte.
    »Was wollen Sie eigentlich von Herrn Sauter? Er hält sich hier privat auf. Und was heißt das: Grüße von seiner Frau und den Kindern? Sven ist längst geschieden. Was wollen Sie von ihm?«
    »Mit ihm reden«, sagte ich.
    »Ja, ja«, sagte sie zornig. »Aber bitte, über was denn? Er kennt Sie nicht mal. Wollen Sie ihm vielleicht eine Versicherung andrehen?«
    Der Gedanke erheiterte mich. Ich murmelte: »Die könnte er möglicherweise im Moment gut gebrauchen. Wenn er mir eine Minute zuhört, wird er mit mir sprechen wollen.«
    »Schön, dann sagen Sie mir, um was es gehen soll. Das sage ich ihm, und er kann entscheiden.«
    »Sagen Sie ihm, es geht um fünf Leichen. Die erste hieß Volker, die zweite war Sahmer, sagen Sie ihm nur das.«
    »Fünf Leichen?« Sie war sichtbar erschrocken. Sie wiederholte: »Fünf Leichen. Und das ist alles?«
    »Das ist alles.«
    Sie ging hinein und schloss die Tür wieder ab.
    Da hockte ich nun schwitzend in der Sonne und wusste nicht einmal, ob ich überhaupt fünf Minuten Zeit haben würde, um mit Sauter zu sprechen. Die Frage war einfach. Welche Verfolgergruppe würde die erste sein? Die Polizei oder die Freunde mit den bösen Absichten?
    Die Tür wurde erneut aufgeschlossen. Der Mann, der zuerst geöffnet

Weitere Kostenlose Bücher