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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Odernähe, ohne daß wir's genauer wüßten. Aber König Karl wird sicher fest auf unserer Seite stehen und sein Heer aus allen Teilen des Reiches zusammenziehen.«
    Ein Gewitter braute sich da zusammen, und Rehbock fürchtete, daß es sich in der Mark entladen würde.
    Am 25. September vereinten sie sich mit dem Heer, das Rudolf von Sachsen aus seinen Landen herangeführt hatte, und schlugen in der Niederlausitz, in der Nähe Luckaus, ihr Lager auf. Späher hatten gemeldet, daß Graf Günther von Schwarzburg und der junge Pfalzgraf Ruprecht mit ihren Soldaten auf der Straße von Fürstenwalde im Anmarsch waren.
    »Sie werden uns nicht ausweichen wollen«, sagte Nienkerken. »Ruprecht ist ein feuriger Ritter. Morgen ist es soweit.«
    Rehbock fand keinen Schlaf, obwohl er mit seinen Kräften fast am Ende war. Zu groß war die Angst, auf dem Schlachtfeld zu sterben. Betend sank er in die Knie. Hilf mir, Gott, durch deinen Namen und schaffe Recht durch deine Gewalt. Da aber erschrak er, denn im Recht war ja Ludwig, war die andere Seite. Er war der Dieb ihrer Rechte, der Räuber ihrer Ländereien. O Gott, wozu hatte er sich da verstiegen! Verständlich, daß seine Feinde ihn so haßten. Errette mich aus dem Kot, daß ich nicht versinke; daß ich errettet werde von meinen Hassern und aus dem tiefen Wasser, daß mich die Wasserflut nicht ersäufe und die Tiefe nicht verschlinge und das Loch der Grube nicht über mir zusammengehe. Da war er angetreten, das Land zu erlösen von Schrecken und Tod, und nun brachte er ihm noch mehr davon. Morgen abend würden Hunderte von Toten das Schlachtfeld bedecken – und sein Leichnam mitten unter ihnen. Er stürzte aus dem Zelt, auf der Suche nach seinem Pferd. Nur weg von hier und alles vergessen, wieder Pilger sein und sonst nichts auf der Welt. Bis daß der Tod ihn erlöste.
    »Wer da?« Die Wachen hatten aufgepaßt.
    »Waldemar, dein Markgraf, siehst du das nicht?«
    »Vergebung, Eure markgräfliche Gnaden!«
    »Wo ist mein Pferd? Ich muß mir Bewegung verschaffen!«
    »Jetzt nachts?«
    »Ja.«
    Dann saß er wirklich auf dem Roß und sah die Straße nach Fürstenwalde im Mondlicht liegen. Sein Plan war es, ein wenig ostwärts zu reiten, dann seine fürstlichen Gewänder und Insignien in den Wald zu werfen. Irgendwo würde sich schon eine alte Kutte auftreiben lassen. Vielleicht war er bis zum Einbruch des Winters in Bärwalde, dann konnte er sehen, ob er seine alte Mühle wiederbekam. Nichts wollte er in diesem Leben mehr sein als Jakob Rehbock, der Müller aus Bärwalde. Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte, denn mir ist angst, erhöre mich eilend. Mache dich zu meiner Seele und erlöse sie … Du weißt meine Schmach, Schande und Scham …
    Doch kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da griff ihm jemand in die Zügel.
    »Hiergeblieben«, hörte er Henning von Nienkerken sagen. »Die Suppe, die wir uns eingebrockt haben, die löffeln wir auch aus.«
    »Ich wollte ins Lager der Feinde hinüber, um mit Günther und Ruprecht zu reden«, log Rehbock schnell. »Sehen, daß wir ohne Blutvergießen zu einem Frieden finden. Elisabeth hat's mir angeraten.« Was wiederum stimmte.
    »Ja, nun …« Bei Nienkerken war sie ebenfalls vorstellig geworden, so daß er zunächst verstummen mußte.
    Rehbock wurde nun dreist. »Wenn du gedacht haben solltest, ich würde jetzt …«
    »Nein, nein!« log nun Nienkerken seinerseits.
    »Ich weiß, daß Rudolf von Sachsen sich an Kriegserfahrung mit Günther reichlich messen kann und auch die Mecklenburger keine Verlierer sind. Doch ich bin ein alter Mann und habe drei Jahrzehnte lang statt des Schwerts nur Dreschflegel und Maurerkellen geschwungen.«
    »Wir werden sehen, daß du unter guter Bedeckung in der Mitte bleibst, an der Spitze laß die Herzöge ihr Handwerk verrichten – aber auf dem Schlachtfeld mußt du dich sehen lassen, denn schließlich geht's um deine Sache, Markgraf Waldemar.«
    Da blieb Rehbock nichts, als sich in sein Schicksal zu fügen. Nicht anders war ihm zumute als damals auf dem Mittelmeer, als ihr kleines Schifflein auf dem Wege nach Jerusalem im Sturm zu kentern drohte: Hilflos war er Gott und Naturgewalten ausgeliefert und konnte nichts tun außer beten und hoffen.
    Unaufhaltsam kam der Morgen, und die Schlacht begann, da Ruprecht die Chance ausschlug, ihnen vorerst auszuweichen und sich vor oder hinter

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