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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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der Oder mit Ludwig zusammenzuschließen, um gemeinsam nach Frankfurt zu ziehen und dort einen Brückenkopf zu bilden. Nein, Pfalzgraf Ruprecht wollte die Schlacht und jagte an der Spitze seiner Ritter auf die Brandenburger zu. Er verfolgte die alte Taktik, mit der schweren Reiterei jeden Widerstand zu brechen.
    »Wunderbar«, sagte Nienkerken. »Da geht er uns direkt in die Falle.« Denn gestern hatten sie sich ausgedacht, Ruprechts Ritterschar in einen Sumpf zu locken und sie dort vom Fußvolk mit Beil, Axt und Hellebarde erledigen zu lassen.
    Doch der Pfalzgraf sah voraus, was ihm bei Luckau drohte, und brach den Angriff ab. Das nun war für die Reiter der Mecklenburger, Sachsen und Askanier Anlaß, sich auf ihn zu stürzen, zumal sich Günther von Schwarzburg mit dem anderen Teil des bayerischen Heeres noch abwartend im Hintergrund hielt.
    Nun zeigte es sich, wer sein Pferd besser beherrschte und wer kraftvoller und gewandter mit Breitschwert und Lanze umzugehen wußte. Jetzt krachte so viel Eisen aufeinander und schrie ein jeder, um sich Mut zu machen, so aus Leibeskräften, daß Rehbock von schierem Entsetzen gepackt wurde. Die ersten Ritter sanken getroffen vom Pferd. Hier fuhr eine Lanze durch Leder und Kettengeflecht und durchbohrte den Hals, dort rutschte ein scharfes Schwert vom Harnisch ab und fuhr am Schenkel so durch Schienen und Kacheln, daß es das Bein vom Körper trennte. Auch die Pferde wurden verletzt, und die Ritter stürzten zu Boden, wo sie von den Hufen ihrer Tiere zertreten wurden.
    Rehbock sah die Woge aus Blech und Eisen, Wimpeln und Lanzen, Pferdeleibern und brüllenden Menschen auf sich zurollen. Und da geschah das Unbegreifliche: Statt zu fliehen, packte ihn der Todesmut. Er stürzte sich ins Getümmel, um mit den Seinen zu kämpfen.
    »Sieg oder Tod!« schrie er gänzlich von Sinnen, fuhr wie ein feuriger Kriegsgott zwischen die Feinde und schlug sich so im Nu eine Schneise, als hätte er es mit jungen Bäumen statt mit stählernen Rittern zu tun.
    Pfalzgraf Ruprecht sah ihn kommen und war wie gelähmt, denn den falschen Waldemar hatte man ihm als matten Greis geschildert.
    Jetzt hatte sich Rehbock in den Waldemar verwandelt, wie man ihn aus dem Jahre 1319 kannte, und er nutzte die Verblüffung des gegnerischen Führers, um mit dem Pferd gegen ihn anzurennen und ihn mit einem gewaltigen Stoß beider Hände aus dem Sattel zu werfen.
    Nienkerken sah das mit größter Verwunderung, fand zwar, daß das eher einer Rauferei im Wirtshaus angemessen war als einem Kampfe zweier Ritter und Fürsten, zögerte aber dennoch keinen Augenblick, vom Pferd zu springen und den Pfalzgrafen Ruprecht gefangenzunehmen.
    »Sieg!« schrie Rehbock. »In den Staub mit allen Feinden Brandenburgs!«
    Daraufhin ergriffen die restlichen Ritter Ruprechts die Flucht, und auch Günther von Schwarzburg hielt es für klüger, Hals über Kopf den Rückzug anzutreten.
    »Nichts wird mich mehr aufhalten«, sagte Rehbock zu Henning von Nienkerken. »Jetzt ist Karl gezwungen, mir meine Rechte an der Mark zurückzugeben und Ludwig heimzuschicken nach Tirol!«

 

    KAPITEL 18
    1348 – Frankfurt an der Oder
    M einhard von Attenweiler stand auf dem Wall und wartete mit Ludwigs Rittern und Soldaten sowie den Frankfurter Bürgern, die sich tapfer und gut bewaffnet hatten, auf den nächsten Angriff der Feinde, Waldemars Truppen. Es war Nacht, und der Sturm peitschte ihm den eiskalten Regen ins Gesicht.
    Meinhard dachte an Leah. Unvorstellbar, hier zu sterben, ohne ein einziges Mal gefühlt zu haben, wie weich ihre Lippen waren, und ohne daß sie ihm die Schenkel geöffnet hätte, um ihn ins Paradies, in den Garten der Lüste zu führen. Der Schöpfer hatte ihn für sie bestimmt, also durfte er ihn nicht vorher sterben lassen, war er unsterblich in dieser Nacht, da die Belagerer Frankfurt stürmen wollten, um Ludwig zu vertreiben und ihre Marionette mit Namen Waldemar an seine Stelle zu setzen.
    Doch als er sich gerade in seine lüsternen Phantasien verloren hatte, schrie Betkin von Ost, daß es losginge mit der Schlacht, und die Soldaten des Waldemar stürmten abermals heran.
    Sie hatten Sturmwagen mitgebracht und große Rollwagen mit Reisigbündeln, die ihnen Schutz boten, bis sie an die Gräben kamen, dort warfen sie die Bündel ab und sprangen ihnen hinterher, und ihre Leitern krachten gegen die Mauern.
    Die Türmer der Stadt stießen aus Leibeskräften ins Horn, und die Trommeln dröhnten. Die Frankfurter griffen sich den

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