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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Spieß hinter der Tür und stürzten hinaus auf die Wälle, wo die Fackeln loderten, die Nacht zu erhellen. An den Feuerbecken standen die Frauen, um aus Pech einen siedendheißen Brei zu kochen, an dem sich die Feinde wärmen sollten.
    »Hierher!« schrie Meinhard, denn dort unten machten sich einige Ritter, von Kunat von Kremmen geführt, daran, nach oben zu klettern. Sie bekamen aus einem großen Kessel eine Ladung auf den Kopf und zogen sich fluchend zurück.
    Neben Meinhard fuhr einem der Frankfurter ein Pfeil in die Brust. Er schrie entsetzlich und wurde nach hinten geschleift. Der Regen schwemmte sein Blut hinweg.
    Meinhard beugte sich nach unten und entdeckte Hans von Lüddecke, der gerade den Schild über den Kopf hielt und zu einer Leiter rannte. Auch Betkin von Ost hatte ihn unter den Angreifern entdeckt und stürzte zur Schleuder, die mit Feldsteinen und mit Eichenklötzen gut bestückt war. »Los!«
    »Aufpassen auf Euer Dach!« schrie Meinhard zu Hans von Lüddecke hinunter.
    Hans von Lüddecke sprang zur Seite, und es traf andere. Die Landsknechte purzelten durcheinander und rissen sich gegenseitig zu Boden. Als es dann Pfeile von den Mauern hagelte, ließ Kunat von Kremmen zum Abzug blasen. Wieder waren die Belagerer gescheitert. Ludwigs Leute schickten ihnen Hohngelächter hinterher.
    »Zieht ab, ihr Lügenknechte!« Dies, weil sie einem falschen Manne dienten.
    »Ihr Pfaffenknechte!« kam es von unten zurück. »Wir haben den längeren Atem, wartet nur, bald seid ihr ausgehungert!«
    Ludwigs Besitztum war auf die Lande jenseits der Oder zusammengeschmolzen, bis auf wenige Städte der Lausitz sowie Brietzen, Beelitz, Görzke, Mittenwalde. Die konnten ihm nicht helfen, und Frankfurts Fall schien unaufhaltsam zu nahen. Der Papst hatte eine Bulle erlassen, durch die er alle mit Bannbriefen bedrohte, die Ludwig von Bayern treu bleiben würden, und nahm ganz offen für Waldemar Partei.
    Meinhard hüllte sich in seine Pferdedecke, um ein wenig Schutz vor dem Regen zu finden. Er hatte das Gefühl, in diesem ewigen Novembergrau einzugehen wie eine Pflanze in einer Welt aus flüssigem Blei. Das Absurde aber war, daß wohl alle anderen dieses öde Frankfurt prächtig fanden und sich gebärdeten, als hätte man die Saturnalien aus den römischen Gefilden hierher an den Rand der Mark verpflanzt. An den Häusern hingen Blumenkränze, von den Türmen wehten Fahnen, und auf den Oderkähnen unten flatterten die Wimpel.
    Er stand auf einem kleinen Hügel und sah auf die Oder hinunter. Germanen hatten hier gesiedelt, Sueben, dann die polnischen Piasten. Um 1225, so stand es in den alten Chroniken, hatte der schlesische Piastenherzog Heinrich I. der Bärtige, auch als Hendryk Brodaty bekannt, die Stadt gegründet. 1250 waren die Markgrafen aus dem Hause Askanien gekommen, um Frankfurt/Oder nach bewährtem Gitterschema aufzubauen, mit großem Marktplatz, Stadtmauer, Oderbrücke und dergleichen, was zur Folge hatte, daß die große Handelsstraße Magdeburg–Posen nun nicht mehr über Lebus, sondern über Frankfurt lief und den dortigen Bürgern erheblichen Wohlstand brachte. Ungeachtet dessen hielten sie nun nicht zu Waldemar und der askanischen Partei, sondern zu Ludwig und den Wittelsbachern.
    »Das ist unser Glück gewesen«, sagte Meinhard zu Kuneke, dem ehemaligen Türmer aus Gransee, den das Schicksal hierher verschlagen hatte.
    »Ja, nach der Schlacht bei Luckau ist es Markgraf Ludwig schlecht ergangen.«
    »Und ob!«
    Sie waren danach in die Neumark geflüchtet, nach Arnswalde, Neu-Berlin, Landsberg und wie die kleinen Nester alle hießen. Die Kunde der verlorenen Schlacht ging durch die Mark und wurde von Ludwigs Feinden noch prächtig ausgeschmückt, so daß weitere Städte entmutigt wurden und sich den Waldemarischen ergaben. Ludwig fühlte sich verraten im eigenen Lande und war viel zu schwach, um sich in offener Feldschlacht zu halten, zumal nun Karl mit seinem Heer in Brandenburg erschienen war. Doch wich er weiter zurück, gab er womöglich alles preis.
    Meinhard hatte Ludwig eindringlich zugeredet: »Wir müssen sehen, daß wir ins feste Frankfurt kommen. Es ist groß genug für unser Heer, wir retten es so auch für uns, werden Herr der Oder und können von dort aus trefflich operieren.«
    Ludwig hatte nichts davon gehalten und gemeint, Frankfurt sei vom Feind eingekesselt. »Diesen Ring können wir nie und nimmer durchbrechen.« Viele Stunden noch hatte er auf Ludwig eingeredet, bis der endlich

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