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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Regenwasser hast schlucken müssen, will ich's überhört haben, daß du dem einen zu viele und dem anderen zu wenige Titel geben willst. Was entbietet dein Herr, der König des ein wenig abseitigen Böhmens, der mir auch ein wenig zu forsch nach der Kaiserkrone meines Vaters greifen will, was entbietet dieser dein Herr dem Kurfürsten und Markgrafen von Brandenburg, der hier die Ehre hat, in persona vor dir zu stehen? Mach's kurz!«
    Der Herold setzte zu einer langen, sorglich einstudierten Rede an: »Daß er gekommen ist in die Marken gegen das Slawenland, weil ihn die Kunde erreicht hat, daß daselbst ein Mann auferstanden sein soll, der sich Waldemar nennt und vorgibt, Markgraf Waldemar der Alte zu sein, des Markgrafen Konrad Sohn, und daß dies mancherlei Irrungen verursache, ob er es wirklich sei oder nur fälschlich vorgebe, es zu sein. Darum ist mein Herr in eigener Person gekommen und will ein gutes Gericht halten als Richter und höchster Schiedsrichter im Römischen Reiche. Und was er entscheidet mit seinen Räten, das soll Recht sein. Und das Gericht wird er halten in seinem Lager zu Heinersdorf bei Müncheberg am Dienstag nach dem ersten Advent. Und läßt es dir kundtun, vor allen diesen Gegenwärtigen durch mich, daß du dich stellen und von deiner Seite vorbringen mögest, was du zur Wahrung deiner Ansprüche vorbringen willst. So du erscheinst, gebe ich dir sicheres Geleit, so du aber nicht erscheinst, so wird wider dich …«
    Ludwig war aufgesprungen, und alle fürchteten, er werde dem Herold ins Gesicht speien. Aber er stieß nur heraus: »Ich werde erscheinen!«
    Dann schickte er den Herold mit einer Handbewegung hinaus. Aus dem Fenster sahen sie ihn mit Karls Ritter aus der Stadt reiten. Schwermütiges Schweigen lastete auf der Wittelsbacher Runde.
    »Man müßte wissen, wie die Dinge stehen in Karls Lager, und sehen, daß man vorher mit dem einen oder anderen reden kann«, sagte Ludwig nach geraumer Weile.
    »Wie denn die Festung hier verlassen?« fragte Betkin von Ost. »Keiner kann die Wachen des Feindes durchbrechen, ohne daß sie ihn durchlöcherten mit ihren Bolzen.«
    Sie redeten noch eine Weile über Ludwigs Plan, konnten sich aber der Erkenntnis nicht verschließen, daß es unmöglich war, ihn umzusetzen. Auch Meinhard fiel nichts ein.
    Als Ludwig die Runde gerade beenden wollte, war Betke Botel eingetreten, um zu melden, daß bei den äußeren Wachen zwei Ritter aus dem Heere Waldemars erschienen seien. »Sie sagen, daß sie das Lösegeld für den Grafen von Anhalt bei sich hätten.«
    »Dann sollen sie kommen, sie haben freies Geleit.« Ludwig freute sich, daß ihm an diesem verfluchten Tage wenigstens etwas gelang.
    Als die beiden Ritter vor dem Rathaus erschienen, erkannte Meinhard, daß es zwei Bekannte von ihm waren: Hans von Lüddecke und Kunat von Kremmen. »Die kenn ich aus Gransee«, erklärte er. Die Begrüßung mit Hans von Lüddecke geriet dann auch so herzlich, daß Ludwig dazwischenfuhr.
    »Bedenke, das sind die Boten eines Verbrechers!«
    Kunat von Kremmen war klug genug, dies zu überhören. »Herzog Ludwig, wir sind beauftragt, mit dir zu verhandeln, was du an Lösegeld begehrst für den jungen Grafen Waldemar von Anhalt, der sich durch Gottes Hand und deiner Soldaten Geschick in deiner Hand befindet.«
    »Wer will das Geld für ihn bezahlen?«
    »Der, dessen Name du nicht hören magst«, wich Kunat aus.
    »Was bietet er mir?«
    »Wir sind keine Krämer, die hier feilschen wollen«, ging Hans von Lüddecke dazwischen, und Meinhard fürchtete schon, daß der Feuerkopf die Sache schnell verderben würde.
    »Dann sagt mir schon, was ihr für ihn geben wollt.« Ludwig war ungeduldig wie immer.
    »Was dir der Graf wert ist, sollst du geradeheraus sagen.«
    Ludwig wandte sich an seinen Kanzler. »Wir setzten ja wohl auf tausend Mark das Lösegeld?«
    Seine Leute nickten und schauten die beiden Boten erwartungsvoll an, war die Summe doch wirklich ein wenig hoch gegriffen.
    »Tausend Mark sind horrend«, sagte Hans von Lüddecke.
    »Aber meinem Herrn nicht zuviel für seinen teuren Vetter«, fiel der von Kremmen ein. »Nehmt Ihr's, Herr Herzog, mit gutem Gewissen, so darf ich's zahlen mit guter Vollmacht. Denn Markgraf Waldemar sagte mir, um einen Prinzen aus dem Hause Anhalt dürfe man nicht feilschen.« Damit zog er einen Beutel hervor und schüttete die Münzen so auf den Tisch, daß sie sich voll ausbreiteten in all ihrem Glanz.
    »Der Graf von Anhalt ist frei!« rief

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