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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Zwar standen die weltlichen Obrigkeiten bei ihm weit unter den geistlichen, aber immer noch turmhoch über allen anderen Menschen. Meinhard fragte sich, wie lange dieses wohl noch galt; die Frankfurter jedenfalls schienen es nicht mehr ohne weiteres hinzunehmen. War es denn nicht jetzt schon so, daß Geld mehr zählte als Gott?
    Als Eike Winns und die Frankfurter Räte nun den Saal verlassen wollten, flüsterte Meinhard Ludwig zu, daß er es unter einem der Mäntel deutlich habe klimpern hören. Der Markgraf winkte sie zurück.
    Eike Winns verbeugte sich erneut sehr tief. »Durchlauchtigster Herr, zwar haben wir Euch erklärt, daß wir das geforderte Darlehen nicht aufbringen können, doch die führenden Geschlechter, so sie alle in Treue an Euch hängen, haben sich beraten und fünfzig Mark zusammengebracht als Äußerstes, was sie entbehren können.« Er hielt Ludwig einen kleinen Lederbeutel hin. »Wir bitten dich, dieses hier gnädiglich von uns hinzunehmen.«
    Da war es aus mit Ludwigs Contenance. »Was!?« schrie er. »Bin ich ein Bettelritter!? Aus den Augen mir! Ludwig von Bayern bin ich, und ihr, zum Teufel mit euch!«
    Eike Winns mit den Seinen ging nun wirklich ab, jedoch mit so langsamen Schritten, daß Ludwig zusehends zu kochen begann. So blaurot war er im Gesicht, daß Meinhard einen Schlagfuß fürchtete. Schweratmend ließ er sich in den Armstuhl fallen.
    Wenig später kam Betkin von Ost mit anderen Rittern und einigen Wittelsbacher Beamten herein und warf den Lederbeutel auf den Tisch, daß die Silberstücke nur so übers grüne Tuch rollten und lockend glänzten. »Mir haben sie's gegeben, und ich hab's genommen, denn es ist allemal besser als nichts.«
    Ludwigs Laune wurde dadurch nicht gebessert. »Am klügsten, ich verkaufe Karl die Mark, dann bin ich aller Sorgen ledig.« Hatte er gemeint, sie würden widersprechen, so sah er sich getäuscht.
    »Man muß es ihm lassen, dem Luxemburger«, sagte ein Ritter, »Ordnung weiß er zu schaffen, wo er regiert.«
    Das gefiel Ludwig noch übler, daß seine eigenen Leute diesen Widerling lobten – und ein ganz bestimmter Verdacht keimte auf in ihm. »Keiner weiß sein Geld so einzusetzen wie Karl. Hat er gar meine Räte bezahlt, daß sie das Wort führen für ihn!? Habt ihr das getan?« Er sprang auf und schritt zornig umher. Einige blickten zu Boden. »Sünd' und Schande! Das Geld des Königs klimpert in den Taschen meiner Ritter! Habt ihr euch wirklich von einem Pfaffen beschwatzen lassen, Gott!«
    »Herr«, sagte Betkin von Ost verlegen, »Friedrich von Lochen selber hat es uns geraten, Karls Geld zu nehmen.«
    »Wenn einer Geld fortwirft, soll man's nicht liegenlassen«, fügte Konrad Winning hinzu, »zumal das Geld des Feindes, weil ihn das schwächt.«
    »Und fortgeworfen war es wirklich«, erklärte der von Sack, »denn wir sind ja viel zu schwach gewesen, ihn anzugreifen, nicht sein Geld hat uns also gehindert, sondern unsere Schwäche.«
    »Jetzt sind wir aber stark!« höhnte Ludwig. »Wo sie uns in diesem Rattennest hier eingesperrt haben.«
    Nun griff Meinhard ein. »Aber immerhin leben wir noch, wäre es jedoch zur Schlacht zwischen Karl und uns gekommen, hätte der uns aufgerieben bis zum letzten Mann. Jetzt haben wir die feste Stellung hier, und dank Karls Geld konnten wir uns mit neuen Pferden, Rüstwagen und Waffen versorgen.«
    »Am Ende soll ich meine Ritter loben, daß sie sich bestechen ließen«, sagte Ludwig voller Bitterkeit. »Vielleicht habt ihr auch noch von Karls Marionette Geld genommen.«
    Doch kamen sie nicht dazu, über Waldemars Echtheit zu debattieren. Draußen schmetterten die Trompeten, und als sie zum Fenster hinausschauten, war gerade die Sonne durch die Wolken gebrochen und schien auf viel Volks, das sich um zwei Reiter mit königlichen Wimpeln drängte, der eine im glänzenden Harnisch, der andere im bunten Heroldsrocke, den Stab in die Lüfte schwingend. Die Bürger jauchzten, als sich der Zug dem Rathaus näherte. Der Markgraf schickte Betkin von Ost hinaus, um die beiden zu empfangen.
    So konnte der Herold wenig später im Rathaus seinen Stab aufpflanzen: »Im Namen meines Herrn: Karl von Luxemburg, König von Böhmen, erwählter deutscher König, allzeit Mehrer des Reiches, entbietet dir, Herzog von Bayern wie auch Graf von Tirol, seinen Gruß!«
    Das kränkte Ludwig. Nur mühsam beherrschte er sich und zwang sich dazu, heiter und ironisch zu wirken. »In Anbetracht dessen, guter Herold, daß du unterwegs viel

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