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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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laut geworden wären.
    »Durchsucht das Lager, der Kunat von Kremmen ist falsch!«
    Er erkannte die Stentorstimme Hans von Lüddeckes. Da war also Kunat von Kremmen aus seiner Betäubung erwacht und hatte alles alarmiert.
    Blieb Meinhard nur die schnelle Flucht. Er lief zu der kleinen Koppel, wo die Pferde angebunden waren. Den ersten Wachmann stieß er mit solcher Wucht beiseite, daß er gegen eine Weide krachte und stöhnend liegenblieb.
    Doch plötzlich stand da Coppekin vor ihm, und das war der Tod.
    »Rache für Guntzo!« schrie er und ließ die Lanze fliegen.

 

    KAPITEL 19
    1348 – Heinersdorf
    K arl von Luxemburg kniete in seinem Zelt und beugte sich über die große Karte Europas, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte. Gekleidet war er in einen prachtvoll wallenden Mantel, goldene Sporen blitzten an den Stiefeln, und das Barett, das neben ihm lag, war mit kostbaren arabischen Federn geschmückt, die ein Schloß von flimmernden Edelsteinen fest zusammenhielt. Sein Zeigefinger fuhr, am Rande Siziliens beginnend, über all die vielen Fürstentümer bis nach Brandenburg hinauf.
    »Welch ein Traum, aus diesem Flickenteppich ein einheitliches Gebilde zu formen, so daß sich von Polen bis Portugal alles in einer Hand befände.«
    Diese Worte waren an seinen engsten Vertrauten gerichtet, Kochan Edler von Wersowetz. Der, ein Böhme mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen, lächelte mit leiser Ironie. »Möglichst in Eurer …«
    Karl stand auf und setzte sich auf einen Ratsherrnstuhl, den ihm die nahe Stadt Müncheberg mit huldvollen Grüßen vorhin hatte schicken lassen, und zeigte mit der Fußspitze auf die Mark Brandenburg. »Der Anfang ist immer die Hälfte des Ganzen.«
    »Richtig. Aber noch sind die Bayern da.«
    »Ach, dieser Ludwig ist ein Knabe ohne Sinn und Geistesfähigkeiten.«
    Wersowetz nickte. »Wir haben genügend Soldaten, ihn hinwegzufegen.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich hasse den Krieg, dieses blinde Ungefähr. Was ist eine Schlacht? Ein Würfelspiel. Sicher ans Ziel führen allein wohlerwogene Pläne, geschickte, lange Vorausberechnungen, die Arbeit eines langen Lebens. Denk an König Johann, meinen Vater!« Dem hatte auf dem Schlachtfeld von Crécy in hohem Alter das Schwert eines Engländers den Schädel gespalten. »Was hinterließ er uns? Leere Schatullen, einen zerrütteten Haushalt, ein verwahrlostes Volk, eine Familie voller Zerwürfnisse. Nein, eine solche Erbschaft will ich nicht! Die Zeit der gepanzerten Ritter ist vorüber, ob sie nun Minnelieder singen oder sich die Köpfe einschlagen.«
    Wersowetz erschrak ein wenig, denn er stand vor seinem König in einem Kettenhemd aus feinsten Ringen, das sich eng an seinen schlanken Leib schmiegte, und ein gekrümmter Degen hing ihm zur Seite, während auf einem Hocker nahebei seine Eisenhaube lag, von deren Kamm Reiherfedern in den Nacken ragten.
    Er suchte noch nach einer passenden Antwort, als der Kämmerer im Zelt erschien, um die Gräfin von Nordheim zu melden. »Sie bittet um gnädiges Gehör. Sie wartet schon seit Mittag und …«
    Rasch richtete sich der König, zweiunddreißig Jahre alt, wie ein ritterlicher Jüngling auf, und seine Blicke wurden zornig. »Läßt man hierzulande edle Frauen im Trosse warten?«
    Matilde wollte ein Knie beugen, doch Karl faßte ihre Arme und ließ es nicht zu. Er bat sie, neben sich Platz zu nehmen, und sie schilderte ihm voller Empörung, daß und wie sie mit ihrer Tochter Adelheid von einer Räuberbande einige Tage in Gefangenschaft gehalten worden sei, bis man ein Lösegeld gebracht habe. »Gerade hatte man angesetzt, uns mit Fackeln in Brand zu stecken.«
    Karl fuhr auf. »Dies soll Ludwig büßen, bei meinem Schwerte! Daß so etwas in seinem Lande möglich ist. Verwirkt hat er sein Markgrafentum, zehnfach, und sei's nur um dieser Sache willen.«
    Karls Kanzler trat ein und berichtete, daß die Räuber gefangen worden seien.
    »Richtet sie! Auf der Stelle! Am nächsten Baume an der Heerstraße. Mag Ludwig von Bayern dann an ihren Fratzen lesen, wie sein König die straft, die das Recht der Frauen nicht ehren.«
    Matilde bedankte sich, und sie redeten noch ein Weilchen über ihre Vettern, die Grafen von Ruppin, die fest zu Waldemar hielten, dann verließ die Gräfin, sich herzlich bedankend, das Zelt.
    Die beiden Männer kamen unwillkürlich wieder auf Ludwig zu sprechen.
    »Es dürfte unserer Sache durchaus von Nutzen sein, wenn sich Waldemar und Ludwig gegenseitig schwächen«, sagte

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