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Der letzte Aufguss

Der letzte Aufguss

Titel: Der letzte Aufguss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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und Björn Ulvaeus es so
passend formulierten: ›The Winner Takes It All‹.«
    Bietigheim hielt sich fortan genau an den traditionellen Ablauf
eines Pub-Quiz. Gespielt wurde in Teams von drei bis zehn Personen, die
zusammen an einem Tisch saßen und sich einen Namen gaben. Es gab mindestens
eine Runde, manchmal aber auch über ein halbes Dutzend, die jeweils fünfzehn
bis dreißig Minuten dauerten. Nach jeder Runde wurden die Antworten der Teams
eingesammelt, ausgewertet und die Punkte notiert und verkündet. Die erste Runde
bestand aus zehn Fragen.
    Bietigheim hatte zunächst allgemeine Themen ausgewählt, um die
Spieler in Sicherheit zu wiegen: Welches Spiel nennen die Koreaner »Gawi Bawi
Bo« und die Japaner »Jan Ken Pon«? (Die korrekte Antwort: Schere, Stein,
Papier.) Wie viele Fenster hat das Pentagon? (7754.) Welcher Dubliner sprach
die folgenden letzten Worte: »Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich«?
(Oscar Wilde.) Insbesondere die letzte Frage lag Bietigheim am Herzen: Wie
heißt die Grande Dame der Hamburger Gesellschaft? (Hildegard zu Trömmsen.)
Vermutlich wussten die anwesenden Inselbewohner, deren Horizont nur bis zum Kanal
ging, es nicht – aber die Antwort würden sie nie mehr vergessen.
    Alle hatten sie Spaß, ja, es kam richtig Stimmung auf.
    Sehr zu Bietigheims Missfallen war eine der beiden führenden Gruppen
die um Töler. Sie hatte sich »Whiskypedia« genannt. Aber Cumberlands »Quizbollah«
stand auch gut da. Etwas abgeschlagen war peinlicherweise der Master mit seinem
»Quiz Team Aguilera«.
    Quizmaster Adalbert Bietigheim hatte sich entschieden, die zweite
Runde mit einer kleinen Einführung zu beginnen. »Es wird nun, so viel zur
Vorwarnung, ein morbides Quiz. Wir begehen es zu Ehren meiner beiden
verstorbenen Vorgänger. Die kommenden Fragen behandeln ihre Todesumstände und
ihre Forschungsprojekte. Als Getränk wird dazu ein ganz spezieller Tee
serviert. Es ist der, welchen Jonathan Cleesewood am Abend vor seinem Tod
getrunken hat. Ich habe ihn gefunden, und ihm zu Ehren haben wir ihn heute
aufgeschüttet. Es ist der letzte Aufguss, der mit dieser Mischung möglich ist.
In Ihren Tassen befindet sich der erste bis sechste Aufguss des Tees, aber
fragen Sie mich bitte nicht, wer jetzt welche Tasse hat. Sie werden alle
schmecken.«
    Dann trug Bietigheim die Fragen der zweiten Runde vor: In welchem
Tee wurden die toten Professoren aufgefunden? Wie brüht man diesen korrekt auf?
Worüber forschten die beiden? Welcher Tee kann als starkes Aphrodisiakum
wirken? Welcher Tee ist der gesündste? Welche Drogen lassen sich in Tee
schmuggeln? Wer hat Zugang zum Glockenturm Great St Maryʼs? Mit welcher
wissenschaftlichen Arbeit trat der Earl erstmals ins Rampenlicht? Welcher Tee
wird als teuerster der Welt bezeichnet? Und: Die wievielte Tasse Tee führt in
die Unvergänglichkeit?
    Dies alles war Teil von Bietigheims Psychokrieg. Der Mörder musste
unruhig werden und nervös.
    Und dadurch einen Fehler begehen.
    Die Antworten wurden nach zum Teil heftigen Diskussionen an den
Tischen aufgeschrieben und eingereicht. Es gewann das Team »Windows XP Service
Pack 3 Four« von Rena, Pit und zwei Mitgliedern der Port Wine Society. Sie
hatten aus einem ganz einfachen Grund gewonnen: Sie kannten die Antworten.
Bietigheim hatte niemals die Absicht gehabt, einen der Preise aus der Hand zu
geben. Wo käme man denn da hin?
    Es gab Gemurmel. Der Mob schien die Finte gerochen zu haben. Bevor
sich die Stimmung in einen Tumult verwandeln konnte, fuhr Bietigheim mit der
nächsten Stufe seines Plans fort.
    Â»Der zweite Teil des Abends ist auch eine Art Quiz, doch am Ende
gibt es keinen Gewinner, sondern nur einen Verlierer: den Mörder. Die Damen und
Herren der Port Wine Society werden dafür sorgen, dass sich niemand von der
Gruppe absetzt – vor allem nicht der Täter. Sie sind mit leeren
Portweinflaschen bewaffnet. Deren Glas ist äußerst hart. Es tut mir leid,
Gewalt androhen zu müssen. Aber wir sind uns doch alle einig, dass der oder die
Schuldige für die Morde nicht davonkommen sollte. Ich meine, wir alle sind uns
einig – bis auf den Mörder. Oder die Mörderin.«
    Einige der Anwesenden nickten zögerlich, doch die meisten starrten
ihn nur gebannt an.
    Bietigheim klatschte in die Hände. Bis jetzt lief alles wunderbar! »Es
ist Nacht, es ist

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