Der letzte Aufstand
Mann. Gib mal ein ...“ Er buchstabierte. „w-e-b-m-a-i-l-.-a-t-o-.u-n-o-.-o.r.g ... hast Du das?“
„webmail.ato.uno.org“, wiederholte Pete die Adresse.
„Genau. Username ist OliverPalms, ein Wort. Passwort hab ich auch, es ist 2839478kkl33bneu?=8in“
Petes Herz blieb fast stehen. Konnte das sein? War er so gut?
„283947 und dann?“
„Scheisse, Mann, 2839478kkl33bneu?=8in. Alles klar?“
Pete gab die Kombination ein. Einen Moment später war er im privaten Emailgemach von Oliver Palms.
„Wie hast Du das geschafft?“
„Scheisse, Mann. Ich bin Maahir. Es gibt keine Privatsphäre. Es gibt nur die Wahrheit und Maahir.“
„Ich bin Dir was schuldig!“
Am anderen Ende der Verbindung seufzte es.
„Es gibt keine Schuld, nur die Wahrheit, Scheisse, Mann! Iss mehr Suppen, meine Mama hat recht!“
Erneut klickte es in der Leitung. Maahir war weg. Er kam, sah und hackte. Scheisse Mann , dachte Pete im Stillen. Er starrte auf den Bildschirm mit drei ungelesenen Email-Nachrichten und unzähligen, die schon geöffnet worden waren.
☸
Taaah, 700 Tage vor „Tag X“
Nachdem Henk seinen Weggenossen Terry und Tam die nahende Reise angekündigt hatte, machte er sich wieder auf den Weg zurück zu König Karel. Es war gut, dass er die beiden mitnehmen durfte, auch wenn Tam noch mehr einem unbehauenen Stein, als einer Leibgarde glich und seine Aggressionen noch nicht umgewandelt hatte. Doch dort fingen alle Leibgardisten an.
Henk dachte zurück. Es schien Äonen her zu sein. Er hatte einen Gefangenen zu Tode gefoltert; das Vard noch nicht beherrscht. Jetzt, wenn er daran zurück dachte, kamen ihm die Schmerzen sofort hoch. Damals hatte er nicht einmal bemerkt, dass ihm das Leid anderer Wesen selbst weh tat. Seine Zeichnungen waren nur Effekthascherei gewesen, äusserlich perfekt, aber hohl und leer.
Henk passierte den Prinzenhof, wo mehrere seiner Leibgardisten am Schnitzen waren. Als sie ihren Führer nahen sahen, liessen sie das Schnitzen sofort sein. Der Leutnant unter ihnen übernahm flink die Organisation, hiess die unteren Ränge in Keilform stehen und stimmte das Lied der Garden an.
Das Lied der Garden
Teile das Brot
Spende das Wasser
Verlass die Gewalt
Erkenn die Essenz
Huldige dem Lächeln
Gehe in Stolz
Wirf den Widerstand ins Stroh
Entzünd‘ es in Freud.
Henk bedankte sich. Er verneigte sich vor seinen Truppen, wie es sich für einen Leiter seines Rangs ziemte.
Als er wieder vor dem Zimmer von König Karel stand, summte er den Königsruf.
„Komm herein, Henk!“, antwortete König Karel.
Er drückte die Klinke hinunter, stiess die Türe auf.
„Die Zeichnungen sind angekommen. Hier ...“ Der König streckte ihm einen Büschel Zeichnungen entgegen. „Es sind die letzten, die er angefertigt hat, bevor er verschwunden ist.“
Henk blätterte die Zeichnungen durch. Er seufzte leise. Bevor er etwas sagen konnte, murmelte der König: „Ich weiss, ich hab‘s auch gesehen.“
„Die Strichführung ist hart. Der Druck gross. Die Kurven sind eckig. Die Geraden sind unregelmässig. Die Flächen haben kein Leben. Es sind alle Zeichen der Verrohung da. Er will die Macht an sich reissen ...“, formulierte Henk seine Gedanken.
Der König winkte mit der flachen Hand, als wolle er eine Fliege vertreiben.
„Wer weiss, was er in seinen Sprüngen alles tut. Wir müssen ihn so schnell wie möglich hindern und zurückbringen. Aber schau hier ...“
Der König blätterte die Zeichnungen noch einmal durch und hielt bei der Zeichnung eines Frosches auf Laub inne. „Hier, schau, der Hinterkopf des Frosches ...“
Henk betrachtete die Zeichnung näher. Der Hinterkopf des Frosches war unfertig und das bei einer Perspektive, die ihn prominent hätte darstellen sollen. „Er versteckt seine Schattenseiten vor sich selbst.“
„Ja, er denkt, er sei im Recht. Er wird sich nicht fassen lassen wollen und all seine Spuren verwischen. Siehst du wie das Laub eher fliegt, als auf dem Boden liegt?“
„Er scheut die Tatsachen ...“
König Karel nickte. „Ihr werdet Hilfe brauchen.“
„Wir werden Hilfe finden.“, antwortete Henk. Er verneigte sich. Der Herrscher nahm Henks Hand in die seinen. Er blickte ihm tief in die Augen, wie nur ein Weiser das konnte.
„Ich habe die Hüter instruiert. Das Springen ist bereit. Wir waren schon lange nicht mehr bei den Theken, die im Winkelmass in Richtung des Zyklus unsere Nächsten sind. Ich weiss nicht, was euch erwartet. Aber
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