Der letzte Aufstand
Detail aussehen wird; zumindest schliesse ich das aus den Email-Nachrichten, die ich gelesen habe.“
„Erzähl mir, was du weisst, und wenn das nicht genug ist, kannst du ja vielleicht mit unseren spezifischen Fragen noch einmal in das Emailfach von Oliver Palms gehen und detailliertere Informationen besorgen ...“
Pete runzelte die Stirn.
„Mal sehen ...“
Henk überschlug die Beine und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er wartete auf die Infos, schien nicht einmal zu erwägen, dass Pete seine Kooperationsbereitschaft noch einmal hinterfragen könnte. Pete rutschte auf seinem Stuhl in eine bequemere Haltung.
„Die Vereinten Nationen haben eine Art Weltpolizei gegründet, die sie ATO nennen. Das steht für Anti-Terror-Organisation. Jedes Land unserer Welt hat eine Abteilung dieser ATO, welche, nebst einer Hauptzentrale, jeweils aus drei Sub-Abteilungen besteht. Und da wird es ein wenig mysteriös. Die erste Sub-Abteilung ist dafür verantwortlich Terroranschläge zu identifizieren, bevor sie stattfinden. Ich glaube, sie benutzen so etwas ähnliches wie Remote Viewing- Techniken, um die Terrorakte voraus zu sagen. Keine Ahnung, da wurde mir der Emailverkehr ein wenig zu kompliziert, weil sie andauernd Abkürzungen verwenden, die ich nicht kenne. Egal. Jedenfalls scheinen sie fest daran zu glauben, dass sie den Terror ausmachen können, bevor er tatsächlich manifest wird. Und da kommt die zweite Sub-Abteilung ins Spiel. So viel ich verstanden habe, handelt es sich da um kleine Teams von speziell ausgebildeten Anti-Terror-Einheiten, die die Anschläge vereiteln sollen, indem sie die Leute in Haft nehmen ...“
„Gardisten, die den Terror auf der Strasse bekämpfen?“
„So in etwa. Aber diese Leute unterstehen einem Motto: sie sollen, wo immer möglich, die Terroristen lebend und unverletzt gefangen nehmen und sie dann - und da kommt die dritte Sub-Abteilung zum Zuge - an Verhörspezialisten abliefern, die dann heraus zu finden versuchen, wieso die Terroristen zu Terroristen wurden. Ich versteh die Sache nicht ganz, aber es scheint dabei auch um ein neues Weltbild zu gehen, das Palms einführen will. Ein Weltbild, wo Gefangene wie fehlgegangene Freunde behandelt werden - sie nennen sie Kunden - und wo der Kapitalismus grundsätzlich von einer neuen Gesinnung abgelöst werden soll. Wiederum etwas, das ich nicht wirklich verstehe, weil ich nur kleine Informationsbruchstücke in den Emails zur Verfügung hatte.“
„Die Wende des Adlers ...“
„Wie bitte?“
„Was du ansprichst, dieser Wunsch nach einer neuen Gesellschaftsordnung, nach grundlegenden politischen Reformen, das ist, was alle Welten irgendwann durchmachen. Wir nennen den Prozess die Wende des Adlers. Es ist der Moment, wo ein neues Gleichgewicht geschaffen wird.“
„Das, was bei euch abgelaufen ist, als ihr die Technologie abgeschafft habt?“
Henk lächelte.
„Wir haben sie nicht abgeschafft. Wir haben nur aufgehört sie zu vergöttern und in den Vordergrund zu stellen. Wir brauchen sie, wenn es Sinn macht, aber das ist selten der Fall.“
„Verstehe. Jedenfalls ist das der grobe Rahmen dessen, was ich herausgefunden habe.“
„Das wird uns auf jeden Fall weiterhelfen. Hast du irgendwelche Namen von Personen oder Orten, die eine wichtige Rolle spielen, herausfinden können?“
„Ich weiss, dass alle Gefängnisse in der Nähe von grossen Flugplätzen gebaut werden. Bei vier Städten bin ich mir sicher. Berlin, Lissabon, Paris und Boston. Mehr hab ich mir nicht gemerkt.“
„Und diese vier Städte hast du dir merken können?“
„In Paris haben meine Eltern mich gezeugt, in Lissabon wohnt meine Schwester, in Boston hab ich unter anderem studiert und nach Berlin wollt ich schon immer mal ...“
„Klar. Und du bist sicher, in diesen Städten werden die Gefängnisse nahe bei den Flughäfen gebaut.“
„... nahe der grossen Flughäfen. Grosse Städte haben oft mehrere.“
„Sehr gut. Und Namen von Personen?“
„Da hab ich mir nur die Namen von Leuten in Rom gemerkt. Die, die die Rekrutierung für die Verhörspezialisten übernehmen. Sonja und Heinz Bodmer. Die Interviews beginnen in fünf Tagen.“
Henk stand auf. Er ging um den schwebenden Tisch herum und legte die Hand auf Petes Schulter. „Damit werden wir etwas anfangen können. Ich bin froh, muss ich das Vard nicht mehr brauchen.“
Allein der Name des Metallteils liess Petes Atem stocken. Plötzlich erinnerte er sich wieder an die Rahmenbedingungen seines
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