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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Zivilflugzeuges genehmigt hat.
     
    Die Maschine vom Typ Boeing C8 stürzte zweihundert Kilometer vor Lima in unbewohntem Gebiet ab.
     
    ☸
     
    Nizza, 192 Tage vor „Tag X“
     
    Guillaumes Geschichte
     
    Er ging schnellen Schrittes dem steinigen Kieselstrand entlang, der unterhalb der Strasse verlief. Das Klick-klack seiner glanzpolierten Designerschuhe auf dem Asphalt machte deutlich, dass er in Eile war. Es war regelmässig und das Klack des rechten Fusses folgte rasch auf das Klick des Linken. In Nizza schlenderten die Leute eigentlich eher dem Strand entlang, aber nicht so die Einheimischen, wie Guillaume. Nizza war zwar nicht Marseille, aber eine gewisse südfranzösische Hektik hatte man als Niçois eben trotzdem angeboren. Guillaume schaute auf seine Uhr, eine goldene Cartier mit Platineinlagen im Zifferblatt, die das Dezernat ihm zur Verfügung gestellt hatte. Das war einer der angenehmen Nebeneffekte, die die Undercover-Arbeit für die Gendarmerie mit sich brachte: Man konnte teure Anzüge, modische Designerschuhe, unbezahlbare Uhren etc. tragen, ohne die Dinge selbst berappen zu müssen; zumindest, wenn man in den oberen Schichten Undercover arbeitete, so wie er. Guillaume beschleunigte seine Schritte weiter. Er wollte nicht zu spät kommen, obwohl seine Rolle ihm solch einen Umstand locker verziehen hätte.
    Er verkörperte Julien Grand, einen Neureichen, der sein Geld im Dotcom-Boom gemacht hatte und jetzt nicht recht wusste, was er mit all dem Zaster anstellen sollte. In etwa fünf Minuten würde er Mireille und Philippe Broccart treffen, zwei international gesuchte Hochstapler, oder wie man diese Gattung Mensch heute eher nannte: zwei Con-Artisten, die ihn von seinem Geld befreien wollten. Guillaume hatte sich über die letzten drei Monate an den Orten aufgehalten, wo diese Leute ihre Opfer primär suchten: in Spielcasinos, in Fünfstern Hotels, in Fitness Studios der oberen Klasse oder in den einschlägigen Galerien von Nizza.
    Und genau dort, in einer Galerie, hatten Mireille und Philippe ihn an Land gezogen und als Beute auserkoren. Sie wollten ihm einen Matisse verkaufen, den sie angeblich von einer verstorbenen Tante geerbt hatten. Ein unbekanntes Bild, das noch in keinem Verzeichnis sei, aber sie hätten ein Gutachten eines Experten, das beweise, dass es sich um einen echten Matisse handle. Verkaufspreis 1,8 Millionen Euro.
    Man ging im Dezernat davon aus, dass es eine Fälschung war. Wie könnten zwei bekannte Betrüger besser vorgehen, um schnell an viel Geld zu kommen?
    Guillaume hatte sich mit dem Ehepaar in der Lobby des Hotels Etoile verabredet. Sie wollten ihm dort das quadratische Bild mit einem Umfang von dreissig auf dreissig Zentimeter zeigen, die Gutachten vorlegen und dann den Kauf abwickeln. Wie alle Betrüger machten sie Druck, was den Abschluss des Geschäfts anbelangte, weil sie angeblich zwei andere Interessenten hatten, die das Bild heute Abend kauften, wenn er nicht heute Morgen zuschlagen würde. Ein typisches Szenario. Locken - Stressen - Drohen - Verkaufen.
    „Bin in zwei Minuten dort ...“, sagte Guillaume in das Mikrophon, welches als Kugelschreiber getarnt sein Leben in seiner Hemdtasche fristete.
    „Wir sind vor Ort. Alles bereit.“, kam die Antwort. Er trug ein Hörgerät, hörte angeblich schlecht seit Kindheit. Zumindest für die Broccarts.
    Guillaume war sich bestens im Klaren darüber, dass das kein Routine-Einsatz war. Die Sache konnte durchaus böse enden. Philippe Broccart hatte seinen seit Jahren bestehenden Flirt mit Gewalt alles andere als abgebrochen. Wäre er nicht so geschickt und strategisch, sässe er für dreifachen Mord mindestens lebenslänglich. Doch er hatte immer ein hieb- und stichfestes Alibi, und so hatten die Staatsanwälte jedes Mal den Kürzeren gezogen.
    „Guillaume, pass auf Alter! Der Typ hat ein Stück im Mantelsack. Hab‘s gesehen, als er sich hinsetzte. Kein Risiko, okay? Lass dir die Matisse-Fälschung verkaufen und such dann das Weite. Den Rest übernehmen wir.“
    „Gebe mir Mühe!“
    Die letzten fünfzig Meter vereinte Guillaume sich mit seiner Rolle. Er und sein fiktiver Charakter mussten ein und derselbe sein, und das hiess er musste denken wie ein Neureicher, sprechen wie einer, der nicht wusste, was mit dem vielen Geld angestellt werden konnte und so echt wie möglich wirken. Seine Stimme, seinen Akzent, seine Bewegungsmuster, das alles versuchte Guillaume erst gar nicht zu verändern; diesbezüglich blieb er sich

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