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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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Grossväter, Grossmütter. Und auf den Gehsteigen wimmelte es um diese Uhrzeit nur so von Passanten. Alle unterwegs zu einem persönlichen Ziel in der Stadt. Dann schaltete die Ampel wieder auf Rot. Es war 16.17 Uhr.
    Eine Minute trennte unzählige Leute von ihrem eigenen Tod, wenn es nach Mireille ging. Eine Minute, die so viel verändern konnte.
    Der Verkehr kam zum Stillstand. Guillaume presste die Augenlider ein wenig zusammen, um das Licht mehr zu bündeln. Während er auf der linken Strassenseite auf dem Gehsteig die Autokolonne entlang ging, tat Yeva das gleiche auf der anderen Strassenseite. Die rote Ampel verursachte eine lange Autoschlange, und irgendwo in dieser Kolonne waren Mireille und ihr Renault Clio.
    Doch unter den ersten sieben Autos war der Clio nicht. Yeva erhöhte ihr Schritttempo. Die Ampel würde in zwanzig Sekunden wieder auf Grün schalten und dann würden sie Mireille nicht mehr aus dem Wagen zerren können. Wenn der Wagen mal in Fahrt war, war es fast unmöglich zuzusteigen, selbst wenn die Türen unabgeschlossen waren. Das ging vielleicht in einem Bruce Willis Streifen, aber nicht in der Realität.
    Dann rief Yeva plötzlich etwas quer über die Strasse: „Fünf Wagen weiter, blauer Renault Clio!“ Kaum hatte sie es gesagt, begann sie auf das Auto zu zu rennen. Guillaume spurtete ebenfalls los. Das war zwar mehr als auffällig, aber wenn sie bei Mireille ankamen bevor die Kolonne ins Rollen kam, würde sie nichts gegen ihr Zusteigen tun können. So schnell liess es sich nicht aus einer Kolonne raus kurven, vor allem dann nicht, wenn auf der Gegenfahrbahn der Verkehr nervös vorbei brauste.
    Jetzt sah auch Guillaume den blauen Clio. Der Wagen war heruntergesetzt und hatte hinten getönte Scheiben. Eigenartiger Wagen für eine Sechzigjährige, dachte Guillaume im Rennen.
    Yeva musste im letzten Moment einem Motorradfahrer ausweichen, der die Kolonne links überholte, dann stürzte sie an den Wagen heran und zog die Fahrertür mit erhobenem Tazer auf. Einen Moment später tat Guillaume dasselbe von der anderen Seite aus.
    Im Clio sass ein junger Mann mit seiner Freundin, die vor lauter Piercings, die ihr aus Hals, Nase, Augenbrauen und Wange sprossen, an eine mit Nelken bestückte Orange erinnerte. Er hatte eine Rasta-Frisur und im Aschenbecher des Wagens qualmte eine dicke Zigarette, die den schweren Geruch von Marihuana verströmte.
    „Was soll der Scheiss?“, fluchte der junge Mann sie an.
    „He!“, schrie seine Freundin hysterisch.
    Yeva knallte die Tür wieder zu.
    „Falscher Clio! Merde!“, schrie sie. Ihre Augen schweiften über die weitere Kolonne, die noch aus vier weiteren Wagen bestand. Doch da war kein andere Renault Clio. Hatten Luc und Danielle sich getäuscht und den Wagen falsch gelesen? Sass Mireille vielleicht in einem blauen Peugeot 206 und sie hatten das Automodell falsch interpretiert? Oder in einem gelben Clio und die Farbe war falsch? In Yevas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie riss die Tür wieder auf. Was, wenn das Auto stimmte, aber die Täterin nicht Mireille Rakitic war, sondern der junge Mann und seine von unzähligen Piercings aufgespiesste Freundin?
    „Aussteigen! Police Nationale!“, schrie Yeva
    Guillaume packte die junge Frau und zog sie unter vorgehaltener Waffe am Oberarm aus dem Wagen. Er liess sie breitbeinig mit dem Bauch und erhobenen Händen an den Wagen lehnen. Yeva derweil verpasste ihrem Freund einen Schups, zog seine Hände nach hinten und zog ihm die Handschellen an.
    Dann warteten sie. Der Verkehr rollte. Wenn es nicht der blaue Renault Clio war, dann würde die Tragödie jetzt beginnen und sie würden nichts dagegen tun können. Guillaumes Herz pochte bis in die Kinnlade hoch, während er ein Stossgebet in den Himmel sandte. Lass es den blauen Clio sein, bitte! Mit sorgendem Blick scannte er die Umgebung, Atem angehalten. Sekunde um Sekunde verstrich. Einige Autos hupten, weil der Clio die eine Spur versperrte, doch die Welt drehte sich weiter. Die Fussgänger gingen unbekümmert ihres Weges, der Verkehr rauschte an ihnen vorbei. Schliesslich wurde die Ampel wieder rot.
    Es war 16.20 Uhr. Der Anschlag hätte vor genau einer Minute beginnen müssen. Nichts geschah. Yeva warf Guillaume den Anflug eines Lächelns zu.
    „Was wollt ihr von uns?“, bellte der Junge.
    „Ihr seid verhaftet. Der Rest wird euch später erklärt!“, sagte Yeva scharf. Sie langte in das Innere des Wagens hinein und machte die Warnblinker an. Dann

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