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Der letzte Aufstand

Der letzte Aufstand

Titel: Der letzte Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas David Carter
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pflückte sie den Schlüssel aus dem Zündschloss.
    „Vorwärts! Wir gehen zu dem Hotel dort.“
    „Und mein Auto?“, gluckste der Halbwüchsige empört.
    „Dem wird schon nichts passieren. Vorwärts!“
    Zwei Minuten später übergaben sie die beiden der Polizei, die im Foyer des Hotels wartete.
     
    ☸
     
    Paris, 10 Tage nach „Tag X“
     
    Es war 16.30 Uhr. Lea hatte sich Theo angenommen, ihm einen Tee gemacht, seine Fragen beantwortet und ihn dann in sein Zimmer gesperrt. Ausnahmsweise waren alle Kunden eingesperrt, was etwas ungewöhnlich war, aber Lea wusste, dass Danielle mit der Verordnung recht hatte. Nachdem sie sein Zimmer von aussen verriegelt hatte, ging sie in die Küche. Kahil war am Telefon.
    „Sicher, wir kommen raus.“
    Er hing auf. „Helena Mesic und Oliver Palms sind am Eingang. Wir sollen sie bei der Rampe abholen.“, sagte er.
    „Ich hab Theo versorgt und abgeschlossen. Alles klar.“
    Zusammen gingen sie die dreissig Meter durch den Flur und das Empfangsareal zu der Rampe.
    „Ich bin nervös ...“, sagte Lea kurz vor der Glastür zur Rampe.
    „Ich auch.“, antwortete Kahil, unrasiert, wie fast immer.
    Sie standen in der frischen Luft vor der Glastür und warteten. Als Palms und Helena schliesslich auftauchten, war das erste, das man sah, das berühmte Lächeln von Oliver Palms. Es schien ansteckend zu sein, denn kaum nahm man es wahr, fühlte man sich besser und glücklicher; viele Leute lächelten instinktiv zurück. Die Warte, von der aus Palms die Welt betrachtete, schien konstant so viel Höhe zu besitzen wie ein Ausguck im Wald, und wo andere Leute nur Bäume sahen, ragte sein Blick über die Symptome empor und er sah den Wald, die Waldwege und die umliegende Landschaft. Als er den Welthunger beendet hatte, hatte er das nur wegen seiner klaren Analyse der Situation und wegen seines Blickpunkts geschafft. Vielleicht war das Lächeln einfach die Folge davon, dass er immer und überall nur Lösungen wahrnahm und keine Probleme sah, was für die meisten Zeitgenossen genau umgekehrt verlief.
    Helena ging an seiner Seite. Sie trug eine Aktenmappe und wirkte unscheinbar, oder war es unaufdringlich? Der Unterschied zwischen unscheinbar und unaufdringlich ist manchmal nur eine Frage der Betonung, merkte Lea, während sie die beiden beobachtete. Stufte man jemanden als unscheinbar ein, degradierte man die Person, fand man sie aber unaufdringlich, gewann sie an Tiefe. Es war klar, welches der Worte besser auf Helena zutraf, vor allem wenn man wusste, wer Helena war.
    „Ich hoffe wir stören nicht in der Arbeit mit den Kunden ...“, sagte Palms, nun nahe genug um ein Gespräch zu eröffnen.
    „Keinesfalls. Heute ist zwar sehr viel los, aber für Sie haben wir immer Zeit. Mr. Palms!“, sagte Kahil.
    Er streckte ihm die Hand hin. „Mein Name ist Kahil El-Badouj. Ich komme aus dem Libanon ...“
    Palms streckte ihm die Pranke hin. „Ich bin Oliver ...“
    Lea und Helena schüttelten sich herzlich die Hände und nahmen sich kurz in den Arm.
    „Tut mir Leid, dass wir gerade zu diesem Zeitpunkt eintrudeln, aber als es los ging, waren wir schon an Bord der Maschine und konnten nicht mehr umdrehen. Aber wir sind hier um zu helfen, nicht um euer Leben komplizierter zu machen, als es schon ist.“, sagte Helena.
    „Lasst uns reingehen. Vielleicht könnt ihr uns kurz zusammenfassen, wo ihr gerade dran seid?“, sagte Palms und gestikulierte auf die Glastür.
    Fünf Minuten später sassen sie mit einer Tasse Tee in der Küche. Palms war die Ruhe in Person, verschwendete jedoch zur selben Zeit keine Minute seines Lebens. Er war extrem direkt.
    „Was habt ihr aus der Zusammenarbeit mit den Kunden gelernt?“, eröffnete er das Gespräch. Nix Smalltalk.
    Kahil und Lea tauschten einen Blick aus, Lea antwortete.
    „Viel. Wenn eines klar ist, dann, dass alle unsere Kunden quasi von heute auf morgen zu Terroristen wurden. Es gibt bei allen einen klar definierten Moment, wo ihnen der Gedanke zur Tat kam. Viele haben sich anfänglich gegen den Gedanken gewehrt, doch er tauchte mit so einer Wucht und Macht auf, dass sie ihn nach einer kurzen Zeit der Verteidigung gewähren liessen. Und dann hat er ihr Leben infiziert. Plötzlich gab es nur den einen Inhalt für den sie alles hergegeben hätten. Ein älterer Mann aus Vietnam hat sein ganzes Erspartes, das er eigentlich für das Studium seiner Kinder zur Seite gelegt hatte, in Sprengstoff investiert. Keiner unserer Kunden hatte vor der Idee zu

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