Der letzte Aufstand

Shark hatte gepunktet und den Anwesenden mit einem kurzen Knurren klar gemacht, dass man mit ihm über die nächsten Tage und Wochen rechnen musste.
    Woher kennt sie den Namen meines Hundes, dachte Luc. Sie muss meine Akte gelesen haben, beantwortete er sich die Frage selbst. Kennt sie die Namen aller Haustiere der Anwesenden? Er wunderte sich.
    „Es sind alle hier!“ Sie sagte das zu einem Mann, der im Eingang des Foyers stand. Er nickte ihr zu und ging. Kurz darauf hörte man, wie das Schiff den Anker an Bord zog.
    „Sie sind alle von Mitarbeitern der Firma Benton and Colleagues in London interviewt worden. Ich hoffe, das war eine angenehme Erfahrung. Wir haben den Auftrag für Ihre Rekrutierung an Benton gegeben, weil wir nur das Beste über die Firma gehört hatten.“
    Luc schaute Danielle an und legte seine Hand auf ihr Knie. Vereinzelt murmelten Leute ein bestätigendes Ja .
    „Nun, Sie wurden hinter‘s Licht geführt.“
    Niemand verstand. Noch nicht.
    „Wir haben der Firma den Auftrag gegeben, aber sie gebeten Ihnen nur die halbe Wahrheit zu sagen, weil das Projekt auf international höchster Geheimhaltungsstufe erfolgt. Das heisst, dass Sie alle eine Katze im Sack gekauft haben, ohne das zu wissen. Es tut mir ausserordentlich Leid, dass wir so vorgehen mussten. Zu Lügen entspricht eigentlich ganz und gar nicht meiner Natur, aber es musste sein, wie Sie bald heraus finden werden.“
    Plötzlich herrschte Verunsicherung im Raum. Fast jeder tauschte einen Blick mit einem Nachbarn aus.
    „Ist das legal?“, fragte eine jüngere Frau ganz vorne. Sie sah aus, als wäre sie gerade gestern volljährig geworden.
    „Nein, eindeutig nicht, Nadja. Aber das ist uns egal, und zwar aus folgendem Grund.“
    Helena Mesic hockte sich cool auf einen Tisch. Sie strich sich den Jupe gerade.
    „Dieses Projekt hier stellt die letzte Massnahme dar, die die zivilisierte Menschheit unternimmt, um den weltweiten Terror in den Griff zu kriegen. Ihnen wurde in den Interviews gesagt, Sie würden für die Polizei arbeiten. Das stimmt nur bedingt. Sie werden für eine internationale Organisation namens ATO arbeiten, welche vor kurzem durch die Vereinten Nationen gegründet wurde. Sie haben vielleicht mitgekriegt, so nehme ich fest an, dass vor kurzer Zeit eine Konferenz in Washington stattfand, an der der Nobelpreisträger Oliver Palms die Staatsführer in einen Plan zur Bekämpfung des Terrors einführte?“
    Nadja, antwortete laut, stellvertretend für den Rest des Foyers.
    „Ja, hab ich gehört! Aber niemand weiss, was der Plan ist, weil die Medien ausgeschlossen wurden, nicht wahr?“
    „Genau!“, antwortete Helena. „Sie..., Sie alle, sind ein riesiger Teil dieses Planes!“
    Flying Shark täppelte von einem Mann zu einem anderen Mann, um sich weitere Streicheleinheiten zu besorgen. Das Geräusch seiner Pfoten auf dem Parkettboden tönte wie ein leises Perkussions-Instrument.
    „Das ist der Grund, wieso Sie nur die halbe Wahrheit erfahren durften. Die Sache muss so lange geheim bleiben, bis wir den Terror besiegt haben. Sie werden also durchaus für die Polizei arbeiten, aber es ist eine internationale Polizei und sie untersteht nur einem: Oliver Palms. Oliver Palms hat von den Vereinten Nationen eine Carte Blanche erhalten. Das heisst, er kann tun und lassen war er will: Hauptsache er besiegt den Terrorismus. Deswegen habe ich gesagt, dass es uns egal ist, wenn unsere Herangehensweise nicht legal ist. Wir müssen die Regeln des Spiels auf allen Ebenen ändern, wenn wir dem Terrorismus Herr werden wollen.“
    Helena knipste einen Beamer an, der auf dem Tisch stand, auf dem sie sass. Ein Bild erschien auf der Leinwand. In grossen Buchstaben stand ein Satz unter dem Emblem der ATO, welches einen Adler im Flug über einer Erdkugel zeigte.
     
    Die Aufgabe der A-Teams ist die minutengenaue Vorhersage von Terroranschlägen.
     
    „Das ist ein Kurzbeschrieb Ihres Jobs. Sie alle sind die A-Teams und auf Ihren Schultern wird der Erfolg der ATO getragen.“
    Der Mann, der gerade Flying Shark streichelte, hob seine Hand. Helena nickte ihm zu.
    „Was heisst Vorhersage? Werden wir das Internet, Emails und Telefongespräche überwachen, um diese Anschläge vorherzusagen?“
    „Nein, das würde nie minutengenau klappen. Zudem würden wir dann nie alle Terroranschläge stoppen können, was aber unser Auftrag und unser Ziel ist.“
    Helena drückte auf einen Knopf in der Fernbedienung, die sie nebst dem Mikrofon in Händen hielt.