Der letzte Befehl
sieht ganz danach aus, als wären wir nicht die Einzigen, denen die Mantys auf den Schlips getreten sind«, fuhr Rajampet nach einer kurzen Pause fort. »Unsere Nachrichtendienste arbeiten noch daran herauszufinden, wer nun eigentlich für den Angriff auf das Heimatsystem der Mantys verantwortlich ist. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir schon bald Fortschritte erzielen werden.«
Woher genau Rajampet diese Zuversicht nahm, entging al-Fanudahi gänzlich, schließlich war er derjenige, der in Wahrheit für diese Fortschritte verantwortlich war. Und al-Fanudahi hatte bislang noch nicht den Hauch eines Beweises für das, was er instinktiv für die Wahrheit hielt. Nein: Er war sich sicher, dass es die Wahrheit war .
»In der Zwischenzeit jedoch müssen wir darüber nachdenken, wie wir auf den offenkundigen Imperialismus und die schiere Arroganz der Mantys reagieren sollen«, fuhr der Chef des Admiralstabes im gleichen gemessenen Tonfall fort. »Ich denke, es besteht kein Zweifel – vor allem nicht angesichts dieser Entscheidung der Mantys, solarischen Schiffen die Passage durch sämtliche ihrer Wurmlöcher zu verwehren –, dass wir es hier mit einer umfassenden Strategie zu tun haben, die von langer Hand geplant wurde. Einerseits haben sie die Leistungsfähigkeit ihrer neuen Waffensysteme enthüllt; andererseits bedrohen sie unseren Handel und unsere gesamte Wirtschaft. Das ist natürlich ein sehr nachdrücklicher Hinweis auf ihren Vorschlag, die Liga solle sich schön ’raushalten aus ihrem Expansionismus im Talbott-Sternhaufen und den angrenzenden Raumabschnitten.«
Großer Gott, liest denn keiner dieser Idioten unsere Berichte? , fragte sich al-Fanudahi, verbarg seine Gedanken aber hinter einer ungerührten Miene. ›Imperialismus‹? ›Expansionismus‹? Ich weiß ja nicht, was die Mantys da in Silesia treiben, aber als sie in die Sache mit Talbott verwickelt wurden, da standen diese beiden Dinge ganz bestimmt nicht auf deren Tagesordnung! Aber wollen unsere Herren und Meister das hören? Natürlich nicht! Schließlich wäre es ja gänzlich undenkbar, Kolokoltsovs und Abruzzis Weltsicht zu widersprechen, nicht wahr?
»Angesichts dieser Haltung«, erklärte Rajampet, »ist es unwahrscheinlich, dass sie auf die diplomatischen Bemühungen der Regierung sonderlich positiv reagieren werden. Gleichzeitig jedoch müssen sie aufgrund der jüngsten Ereignisse beachtlich ins Schwimmen geraten sein. Seien wir doch ehrlich, Ladys und Gentlemen – die haben uns in Spindle ordentlich den Hintern versohlt. Aber im Vergleich zu den Ereignissen im Heimatsystem der Mantys war das, was Admiral Crandalls Kampfverband widerfahren ist – was die Navy und die Liga im Ganzen betrifft –, kaum mehr als eine kleine Unannehmlichkeit. Selbst nachdem wir Crandalls gesamten Kampfverband abschreiben mussten, haben wir immer noch mehr als zwotausend Wallschiffe im aktiven Dienst, dreihundert weitere werden neu ausgestattet oder überholt, und mehr als achttausend zusätzliche Schiffe befinden sich in der Reserve. Kampfverband 496 stellte damit weniger als ein halbes Prozent unseres gesamten Schlachtwalls dar. Zudem ist unsere Versorgungsstruktur gänzlich unbeschadet, während den Mantys gerade ihre gesamte industrielle Basis zerschossen wurde. Die relative Bedeutung dieser beiden Verluste lassen sich überhaupt nicht miteinander vergleichen – das sind völlig andere Größenordnungen! Und psychologisch betrachtet muss es für die Mantys sogar noch schlimmer sein, schließlich ist dieser Angriff so unmittelbar nach Spindle erfolgt. Nachdem sie zunächst unfassbar zuversichtlich waren, müssen ihnen diese jüngsten Ereignisse jetzt schlichtweg den Boden unter den Füßen weggezogen haben! Ganz egal, wie viel Geld sie noch auf ihren Banken haben mögen, und ganz egal, wie groß ihre Handelsflotte auch sein mag – oder auch das, was ihnen von ihrer Navy noch geblieben ist: Betrachtet man ihre langfristige Leistungsfähigkeit, sind sie bestenfalls noch viertklassig. Und ich glaube nicht einen Moment lang, dass denen das weniger bewusst ist als uns.«
Im Besprechungsraum herrschte völlige Stille, und selbst al-Fanudahi musste zugeben, dass diese Analyse aus Rajampets Blickwinkel betrachtet durchaus Sinn ergab. Auch wenn al-Fanudahi nicht ansatzweise glaubte, die Manticoraner würden sich für die Liga gehorsam tot stellen, musste er doch zugeben, dass ihre Lage letztendlich hoffnungslos war. Wahrscheinlich war sie schon von Anfang
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