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Der letzte Befehl

Titel: Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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anstieg, wurde es in sehr, sehr kleine Stücke gerissen.
    Das Schiff erzitterte und bockte, als weitere Trümmer der zerschmetterten Vulcan , jedes von mehreren tausend Tonnen Masse, gegen den Impellerkeil krachten. Nicht einmal der Trägheitkompensator des Schiffes vermochte einen derart gewaltigen Impuls vollständig abzufangen, und so wurde die Besatzung des Schleppers durchgeschüttelt wie eine Ratte im Maul eines zornigen Terriers. Doch das Schiff war darauf ausgelegt, derartigen Belastungen standzuhalten, und so trat die Quay kurz darauf unbeschadet auf der anderen Seite des Trümmerstroms heraus. Im gleichen Moment leitete sie bereits das Wendemanöver ein, um Ortungssysteme und Traktorstrahler auf das auszurichten, was ihrem vernichtenden Impellerkeil entgangen war.
    Verstappens Hände flogen regelrecht über die Konsole. Wenn doch nur mehr Zeit bliebe! Mit mehr Zeit, das Gefährdungspotenzial der einzelnen Trümmer genauer abzuschätzen, könnte sie deutlich bessere Prioritätenlisten erstellen. Doch so musste sie vor Ort entscheiden. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Bei dieser Geschwindigkeit blieben ihnen selbst mit der immensen Reichweite der Traktorstrahler eines Schleppers nur Sekunden – vielleicht eine Minute, allerhöchsten zwo –, bis sie sich zu weit von den Trümmern entfernt hatten, um überhaupt noch irgendetwas auszurichten.
    »Hier kommt die Liste, Harland!«, bellte sie und drückte den Knopf, um ihre Prioritätenliste der Trümmer mit dem größten Gefährdungspotenzial abzuspeichern. Im Maschinenleitstand warteten Harland Wingate und seine zwei Assistenten bereits darauf, endlich zur Tat schreiten zu können.
    Die Traktorstrahlen der Quay tasteten sich vor. Sie waren jetzt nicht mehr nur kräftige und behutsame Hände, die nach anderen Schiffen greifen konnten. Nun waren es gewaltige Dämonen aus purer Energie: Mit Urgewalt rissen sie an den Objekten, und der Energietransfer reichte aus, um sie zu zerreißen, zu zerfetzen. Zahllose winzige Splitter fegten durch das All.
    In den einhundertunddrei Sekunden, die ihnen blieben, zerstörten diese Traktorstrahler achtzehn potenziell tödliche Trümmer Ihrer Majestät Raumstation Vulcan . Vier weitere gewaltige Trümmer schleppte die Quay hinter sich her, als ihre Geschwindigkeit sie außer Reichweite zum Trümmerstrom schleuderte. Sie hätten noch mehr erreichen können, doch zwei ihrer Traktorstrahler waren unter der Überlastung ausgebrannt.
    Wenn man bedachte, wie wenig Zeit der Quay geblieben war, hatten sie und ihre Besatzung großartige Arbeit geleistet. Doch auch ›großartig‹ reicht manchmal nicht aus.
    Zahlreiche gewaltige Trümmer hatte sie nicht zerstören können. Drei davon waren mindestens so groß wie Kreuzer, und ihnen folgte ein ganzer Schauer kleinerer Trümmer und Splitter, die nun in einem sanft geschwungenen Bogen die Tagseite von Sphinx überquerten und dabei der Oberfläche des Planeten immer näher kamen.
    Die hohe Schwerkraft von Sphinx sorgte dafür, dass die Atmosphäre des Planeten nicht ganz so weit ins All hinausreichte wie bei den meisten anderen besiedelten Planeten. Sie war ein wenig ›flacher‹. In einer Höhe von fünfundneunzig Kilometern erreichten die Überreste dessen, was einst HMSS Vulcan gewesen war, die dünne Grenzfläche.
    Zwanzig Sekunden später traf der erste Impaktor auf der Oberfläche auf. Obwohl er eine recht gemächliche Geschwindigkeit besaß – acht Kilometer in der Sekunde, auf Sphinx kaum das fünfundzwanzigfache der Schallgeschwindigkeit, waren die Trümmer von einer Plasmahülle umgeben, als sie kreischend niedersausten. Natürlich erreichten nicht alle Trümmer, die der Quay entgangen waren, tatsächlich die Oberfläche, doch selbst die Brocken, die nicht auf dem Planeten einschlugen, übertrugen ihre kinetische Energie auf die Atmosphäre und erzeugten so gewaltige Bugwellen aus Plasma. Und dann folgte eine Reihe Luftdetonationen entlang der gesamten Flugbahn: Sie setzten ganze Wälder in Brand und walzten alles unter sich nieder.
    Es dauerte zwanzig Sekunden. Zwanzig Sekunden kreischender, gleißender Gewalt. Zwanzig Sekunden, in denen überhitzte Luft in verheerenden Druckwellen explodierte. Zwanzig Sekunden unaufhaltsamer Gewalt, die vom Himmel herabkam.
    Niemand kam der Quay zu Hilfe. Die einzigen bewaffneten Luftfahrzeuge, die möglicherweise eines der Katastrophengebiete hätte erreichen können, waren die Stingships, die Allison Harringtons Fluglimousine

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