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Der letzte Beweis

Der letzte Beweis

Titel: Der letzte Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Turow
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Todesursachen für möglich hält. Das ist alles zu dünn. Die Beweislage ist zu dünn. Wir brauchen noch mehr.«
    »Und wo zum Teufel soll ich noch mehr herkriegen?«, wollte Brand wissen. Das war natürlich der springende Punkt. »Was ist mit der DNS?«, fragte er nach einem Moment.
    Tommy hatte in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, ein paarmal, wenn er nachts nicht schlafen konnte, und ihm war klar geworden, dass die DNS das Problem nicht lösen würde. Aber darüber wollte er vor Rory nicht reden, daher sagte er nur das, was er schon seit Wochen sagte: »Noch nicht.«
    Brand sah auf seine Uhr. Er musste zurück in den Gerichtssaal. Er erhob sich und ging, rief aber noch über die Schulter: »Ich gebe nicht auf, Boss.«
    Tommy lachte laut auf. »Auf die Idee war ich auch nie gekommen.«
     
    Rustys Geburtstag 19.03.2007 - Barbaras Tod 29.09.2008 - Die Wahl 04.11.2008

Kapitel 15
    Anna, 2. September 2008
     
    Als ich nach dem Ende meiner Ehe zu Dede gezogen war, quälte mich immer dieselbe Frage. Ich lag morgens im Bett und überlegte eine geschlagene Stunde lang, ob ich Paul je geliebt hatte. Ich hatte es geglaubt, nun jedoch überkamen mich Zweifel. Aber konnte ich mich oder überhaupt ein Mensch sich tatsächlich derart fundamental irren? Wie sollte ich je erkennen, wann es wahre Liebe war?
    Bei jedem Mann, bei jeder Beziehung hat mich diese Frage gequält, und am Ende hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass irgendwas fehlte. Von manchen Männern war ich fasziniert, mitunter sogar - vor allem bei Rusty - regelrecht besessen, wie von einem unersättlichen Hunger gepackt. Aber konnte etwas derartig Belastetes tatsächlich erwachsene, dauerhafte Liebe sein? Hätte es dazu führen können? Ich warte auf »Den Tag, an dem ich weiß, dass ich wirklich verliebt bin«, so wie andere auf die Wiederkunft Christi warten.
    Die ersten Augustwochen war ich ziemlich schwermütig, und zunächst wehrte ich mich dagegen, dass das irgendwie mit Nat zusammenhängen konnte. Nach einer Weile gestand ich mir ein, dass ich ihn vermisste oder, genauer gesagt, die Chance, die ich in ihm gesehen hatte, eine Gelegenheit, etwas anderes zu haben, das sich sowohl neu als auch richtig anfühlte. Diese Einsicht traf mich härter, als ich geahnt hatte. Sie holte viele Empfindungen in Bezug auf Rusty an die Oberfläche, mit denen ich nicht gerechnet hatte, vor allem Zorn. Spätnachts, wenn ich darüber nachgrübelte, konnte ich manchmal meine eigene Haltung nicht mehr verstehen. Gegen welches Tabu verstieß ich denn, wessen Gefühle wollte ich schonen? Wenn der Vater mich nicht wollte, warum konnte ich dann nicht mit dem Sohn zusammen sein? Wäre das nicht für alle Beteiligten das Beste? Wenn ich dann morgens erneut darüber nachdachte, kam es mir so vor, als wäre mir all der Boden, den ich in den letzten fünfzehn Monaten gewonnen hatte, unter den Füßen weggespült worden.
    Aber ich dachte, dass ich allmählich drüber wegkam. Ich fühlte mich, als hätte ich diese Enttäuschung zu ihren Vorgängern ins Regal geräumt. Und dann, heute Morgen, war ich im Anhörungsraum des Obersten Bundesstaatsgerichts, um Miles Kritzler zu assistieren, der vergeblich versuchte, für einen wichtigen Mandanten eine gerichtliche Verfügung zu erwirken. Ihm war die obligatorische Anhörung gewährt worden, aber die Richter waren ziemlich genervt, weil er ihre Zeit in Anspruch nahm, und alle sieben saßen da oben und sahen aus, als wollten sie sagen: Erschießt mich einfach. Seine Redezeit war fast zu Ende, als jemand zur Richterbank trabte, um Richter Guinari eine Akte zu bringen, und als ich rüberschaute, sah Nat mich bereits an, so dünn und gequält und wunderbar schön, einen erstaunlich flehenden Blick in den meerblauen Augen. Ich hatte Angst, der Ärmste würde jeden Augenblick anfangen zu schluchzen und dass ich dann auch losheulen würde.
    Als ich zurück ins Büro kam, hatte ich eine Nachricht von ihm auf der Mailbox.
    »Wenn ich heute Abend um sechs Feierabend mache, gehe ich direkt zu deiner Wohnung. Ich werde klingeln, und wenn du nicht zu Hause bist, setze ich mich auf die Treppe und warte, bis du kommst. Falls du dich also wieder im Griff hast und mich immer noch nicht willst, dann übernachte lieber bei einer Freundin, weil ich nämlich die ganze Nacht dort sitzen werde. Wenn du diesmal Nein sagst, musst du es mir ins Gesicht sagen. Und ich glaube nicht, dass das passieren wird, es sei denn, ich kann dich sehr viel schlechter einschätzen, als

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