Der letzte Bissen
Wahl einverstanden zu sein und schob ihnen ein paar Formulare zu, die sie unterschreiben sollten. Dann trollte er sich.
»Es muss schrecklich sein, hier arbeiten zu müssen«, meinte Sarah.
Bastian suchte in seinem Herzen einen Platz für eine gehörige Portion Mitleid. Er fand keinen, las stattdessen, was er abzeichnen sollte. Sie mussten sich verpflichten, die Ware nur zu dienstlichen Zwecken zu verwenden, jeglicher Missbrauch war strafbar. Die Unterschriften landeten an den vorgesehenen Stellen.
Der Drei-Zentner-Mann kehrte zurück und präsentierte ihnen - in durchsichtiger Folie verpackt - ein appetitliches Stück Fleisch. Bastian hatte lange nicht mehr so ein saftiges Entrecote gesehen. Speichel sammelte sich in seinem Mund.
»Das ist ja ekelig!«, rief Sarah.
28.
Bastian parkte den Wagen gegenüber der Artischocke mit Blick auf den Eingang. Sarah zupfte nervös an ihrer beigefarbenen Jacke, die sie über ihrem Kostüm trug.
»Du willst das wirklich allein machen?«, fragte Bastian.
»Wenn eine Frau auftaucht, gehen nicht sofort alle Alarmsirenen an.«
Bastian verzog das Gesicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es klappt. An Wollwebers Stelle würde ich sofort eine Falle wittern.«
»Alles hängt davon ab, wie überzeugend ich auftrete. Außerdem ist Wollweber in einer Zwangslage, er kann im Moment nicht liefern und die Händler machen ihm die Hölle heiß.«
»Dein Wort in Gottes Ohr. Hast du alles?«
Sarah klopfte auf ihre Handtasche.
Bastian reichte ihr eine Damenarmbanduhr. Sarah war überrascht. »Mein Geburtstag ist erst im Januar.«
»Wenn du den Stift reindrückst, sendet die Uhr ein Funksignal.« Er präsentierte einen Empfänger von der Größe eines Handys. »Dann weiß ich, dass etwas nicht in Ordnung ist, und komme rein.«
»Du hast an alles gedacht.«
»Für irgendwas muss ich ja nützlich sein.«
Sarah ergriff den Türöffner und holte tief Luft.
»Wird schon schief gehen«, sagte Bastian.
Sarah nahm an einem der hinteren Tische Platz. Es war erst kurz nach neunzehn Uhr und das Restaurant noch ziemlich leer. Der Kellner mit dem Schmiss brachte ihr die Karte.
»Heute allein?«, fragte er mit einem süffisanten Unterton in der Stimme.
»Ja«, antwortete Sarah grinsend. »Heute bin ich beruflich hier.«
Sie zog eine Visitenkarte hervor, die sie noch auf dem Weg zum Restaurant an einem Automaten entworfen hatten, und gab sie dem verblüfften Kellner.
»Bitte geben Sie die Karte Herrn Boris Wollweber. Ich möchte ihn sprechen.«
»Bedaure. Einen Herrn Wollweber gibt es hier nicht.«
Sarah schenkte dem Kellner einen gelangweilten Blick. »Er ist vor zwanzig Minuten gekommen. Bitte seien Sie so freundlich und geben ihm meine Karte.«
Der Narbige zögerte kurz, dann nahm er die Pappe entgegen. »Ich werde den Geschäftsführer konsultieren. Vielleicht kann der Ihnen helfen.«
Er verschwand.
Eberwein hatte Leute darauf angesetzt, das Restaurant zu überwachen. Sie hatten das Auftauchen von Wollweber junior gemeldet. Darüber hinaus saßen hier wahrscheinlich einige dienstbare Geister als Gäste getarnt. Sarah war versucht, sich umzuschauen, unterließ es aber.
Sie blätterte in der Speisekarte. Es dauerte fünf Minuten, bis der Kellner wieder an ihren Tisch trat.
»Es hat sich herausgestellt, dass doch ein Herr Wollweber im Haus ist. Er hatte einen Tisch im Separee bestellt, offenbar ein Geschäftsessen. Ich habe ihm Ihre Visitenkarte gebracht und er lässt fragen, um was es geht.«
Sarah zog ihre Handtasche auf den Schoß, holte ein in Alufolie verpacktes Etwas heraus und platzierte es inmitten einer kunstvoll gefalteten Serviette.
»Dies sind dreihundert Gramm. Sagen Sie ihm, es geht um dreihundert Kilogramm.«
Sie drückte dem Kellner die Serviette in die Hand. Er sah sie mit großen Augen an, trollte sich aber wortlos.
Eine halbe Ewigkeit verging. Sarah kannte die Angebote und Preise der Speisekarte inzwischen auswendig.
»Darf ich Sie nach hinten bitten«, sagte Samtlebe dann endlich.
Er geleitete sie zum Aufzug. Nachdem der Kellner den Knopf für die 22ste Etage gedrückt und sich die Tür geschlossen hatte, nahm er Sarah die Handtasche ab.
»Sie gestatten.«
Er durchsuchte die Tasche und gab sie ihr zurück. Dann tasteten seine Finger ihr Kostüm ab. Sarah nahm artig die Hände nach oben.
»Schöne Uhr«, sagte der Kellner.
»Geburtstagsgeschenk.«
»Von Ihrem Mann?«
Sarah schüttelte den Kopf. »Von einem Lover!«
Der >Lover<
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