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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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dich belastet hat. Ich habe die ganze Zeit von ihm geredet.«
    Sarah hatte das Gefühl, als würde ihr jemand die Beine wegtreten.
     

25.
     
    Eberwein war in Akten vertieft, als seine Sekretärin ihm aufgeregt die Ankunft des Ministers meldete. Kurz darauf öffnete sich die Tür, die massige Gestalt schob sich in den Raum und verdunkelte die Sonne. Hinter dem gewichtigen Mann betrat Jungclausen, der engste Berater des Innenministers, das Büro und schloss nachdrücklich die Tür.
    »Tag, Bruno«, sagte der Dicke und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Heißer Tag heute, was?«
    »Guten Tag, Herr Minister.«
    Jungclausen grüßte Eberwein mit einer lässigen Handbewegung. »Tag, Siggi.«
    Siggi Jungclausen war ein hoch gewachsener Enddreißiger mit schmalen Schultern. In der Schule war er >Bohnenstange< genannt worden, was ihm aber nicht viel ausgemacht hatte. Seine Zensuren waren überdurchschnittlich gut gewesen, abgesehen von der Vier in Sport. Man hatte ihn regelmäßig zum Klassensprecher und an der Uni in den AStA gewählt.
    Den Job bei dem Minister hatte Jungclausen auf Eberweins Empfehlung bekommen. Die beiden hatten sich in Hamburger Zeiten eine Wohnung geteilt. Auch wenn der Minister glaubte, die Richtlinien der Innenpolitik zu bestimmen, die Fäden im Hintergrund zogen Eberwein und Jungclausen, die sich einmal die Woche in einem französischen Restaurant am Potsdamer Platz trafen und ihre Ziele absteckten.
    »Wollen Sie etwas zu trinken, Herr Minister?«
    »Dann schwitze ich nur noch mehr. Ich habe bis um drei Uhr in der Früh mit meinem englischen Amtskollegen zusammengesessen. Mensch, kann der Kerl saufen. Was, Siggi?«
    Jungclausen nickte. »Fünf Flaschen Weißwein, zu viert. Und dann noch eine Flasche Whisky. Von den Sherrys vor dem Essen nicht zu reden. Der Mann konnte heute Morgen mit seinem Restalkohol den Jet betanken.«
    »Was dagegen, wenn ich mich aufs Sofa setze?«, fragte der Minister und schuf Tatsachen. »Siggi weiß über alles Bescheid. Er wird dich informieren.« Ungeniert legte er seine Füße auf den Tisch.
    Eberwein und Jungclausen zogen sich an den Schreibtisch zurück. Jungclausen hievte seinen Aktenkoffer darauf und öffnete ihn.
    Eberwein hob drohend den Zeigefinger. »Mach mir keine Kratzer. Der Schreibtisch hat den Steuerzahler elf Mille gekostet.«
    »Ach, leck mich!« Jungclausen warf seinem WG-Kumpel eine Mappe zu. »Anschließend Reißwolf!«
    »Geht es um die Erpressung?«
    »Es geht um nichts anderes mehr. Die Kanzlerin rotiert. Sie hat die nächste Legislaturperiode fest eingeplant, jetzt steht plötzlich alles auf der Kippe.«
    »Warum lässt sie es nicht darauf ankommen und sagt, dass es sich um eine Fälschung handelt?«
    »Wenn das Material erst veröffentlicht ist, ist das Kind in den Brunnen gefallen. Dementis können einen Vertrauensverlust nicht aufhalten. Die Sache ist durchkalkuliert worden. Eine Veröffentlichung würde die Kanzlerin zehn Punkte kosten, die Partei würde unter vierzig Prozent fallen.«
    »Klingt nicht gut. Ich habe mir gerade in Mitte eine Eigentumswohnung gekauft.«
    »Dann müssten wir eben wieder zusammenziehen«, grinste Jungclausen.
    »Eher wechsele ich die Partei.«
    Eberwein sah zum Innenminister. Der Dicke war eingeschlafen. »Es sieht so aus, als ob Wollweber und der Bergmann eine unheilige Allianz eingegangen sind. Vom Rücktritt der Regierung würden beide profitieren.«
    »Dann haben wir es mit einem verdammt starken Gegner zu tun. Bisher haben sie sich wenigstens gegenseitig das Leben schwer gemacht.«
    »Unsere Experten gehen davon aus, dass Wollweber der eigentliche Drahtzieher ist, dass das Material bei ihm zu finden ist.«
    »Wegen Grieser?«
    »Ja, wir sind uns sicher, dass er der Verräter war.«
    »Hat der Verfassungsschutz eine Idee, wie wir an Wollweber rankommen können?«
    »Nein.«
    »Saftladen.« Jungclausen gähnte und nickte dabei.
    »BKA, LKA, Soko Fleisch, die kannst du alle vergessen. Ihre Agenten sind bekannt, sie sind schon zu ruhigeren Zeiten verheizt worden. Jetzt, wo es wirklich darauf ankommt, haben wir keine neuen Leute, die wir in die Schlacht führen können.« Eberwein stand auf und trat ans Fenster. Berlin stöhnte unter der Hitze. Die Menschen waren luftig gekleidet und bevölkerten die Straßencafes. Eine junge Frau im Minirock band sich ihre Bluse über dem nackten Bauch zusammen. Dabei zähmte sie ihren Busen.
    »Du hast da jemanden im Auge?«
    Eberwein wartete, bis die Frau aus seinem

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