Der letzte Bissen
starrte auf den stummen Sender in seinen Händen. Sarah war schon eine halbe Stunde in der Höhle des Löwen und bisher schien alles gut gegangen zu sein.
Die Abendsonne knallte auf das Dach des Wagens und nötigte Bastian, Motor und Klimaanlage einzuschalten. Hin und wieder schaute er zum Eingang des Restaurants. Er parkte direkt von einem Pizzaservice mit Außer-Haus-Verkauf. Autos fuhren vor und wieder weg, die Fahrer blieben hinter dem Steuer sitzen, während ihre Begleiter Pizzas abholten -ein Wartender fiel hier nicht weiter auf.
Lange hatte Bastian überlegt, ob er Sarah auf Eberweins Zärtlichkeiten im Park ansprechen sollte. Er hatte sich dagegen entschieden. Nicht nur weil er kein Recht hatte, sich in ihr Privatleben einzumischen. Sie sollte auch nicht die Eifersucht in seinen Worten spüren.
Jemand klopfte an das Fenster der Beifahrertür. Mechanisch griff Bastian zu seiner linken Achsel, wo die Waffe im Holster steckte. Am Fenster der Beifahrertür wurde ein junges männliches Gesicht sichtbar, das nichts Böses verriet.
Bastian öffnete das Beifahrerfenster durch Knopfdruck.
Der Jüngling hatte einen Stapel Zeitschriften und Zeitungen in der Hand. »Lesestoff gefällig?«
»Was haben Sie denn da?«
»stern, SPIEGEL, TV Spielfilm, GESUND LEBEN, Playboy.«
»Nichts Schärferes?«
Der junge Mann legte seine Stirn in Falten.
»Als den Playboy?«
»Nein, als GESUND LEBEN.«
Im Gehirn des jungen Mannes reifte ein Gedanke. Er ließ ihn noch ein wenig wachsen, dann sagte er: »Verstehe!«
Er ging zu einer Tragetasche, die er auf dem Bürgersteig geparkt hatte, blickte sich sichernd um, griff in die Tasche, schob ein Heft zwischen die Wochenzeitungen und kam zurück zum Wagen.
»Kann ich mich kurz setzen?«
Bastian nickte und öffnete die Beifahrertür. Der junge Mann lachte ihn verschwörerisch an, als hätten sie zusammen eine Leiche im Keller.
Er präsentierte eine Ausgabe von essen & trinken aus dem Jahre 2000. Das Titelfoto zeigte ein Barbecue-Huhn in knuspriger Hülle. Schnell, raffiniert, exotisch, knusprig, kostbar: Super-Hühner.
»Was soll der Spaß kosten?«
»Zweihundert Euro.«
»Zu viel.«
»Dann nicht«, sagte der Junge kess. »Ich finde jederzeit einen anderen Käufer!«
»Wirst du nicht.«
Bastian präsentierte seinen Dienstausweis. Als der junge Mann den Türgriff umfasste, öffnete Bastian seine Jacke und ließ seine Waffe sehen.
Der junge Mann kapitulierte und verwandelte sich in einen Lausbuben, der beim Apfelklau erwischt worden war. »Och nein«, jammerte er, »ich mach den Job, um mir das Studium zu finanzieren. Wenn Sie mich anzeigen, flieg ich von der Uni.«
»Was studierst du?«
»Jura.«
Bastian schüttelte den Kopf. Ein zukünftiger Richter, Notar oder Staatsanwalt dealte mit verbotenen Schriften. Wo sollte das hinführen? Vielleicht war die Zukunft doch nicht nur düster.
»Hau ab!«, sagte Bastian.
Der junge Mann konnte sein Glück nicht fassen. »Danke. Vielen Dank.«
Er öffnete die Tür.
»Das Heft bleibt hier!«, befahl Bastian. »Strafe muss sein.«
Zögernd folgte der Student der Aufforderung.
Bastian sah ihm nach. Der Zeitschriftenverkäufer hatte es nun eilig, offenbar traute er dem Frieden nicht.
Bastian kramte eine alte Zeitung aus dem Türfach, schlug darin das beschlagnahme Exemplar ein und widmete sich dem Studium des Rezepts zur Zubereitung eines gefüllten Ingwerhuhns.
Sarah stand am Panoramafenster und blickte auf die Hauptstadt, die sich der Hitze ergeben hatte. Sie bemühte sich, einen coolen Eindruck zu machen, denn sie vermutete Videoüberwachung, obwohl sie keine Kameras entdecken konnte. Der Kellner hatte ihr das Messer abgenommen und versprochen, es ihr wiederzugeben. Sie schaute auf ihre neue Armbanduhr. Ein hübsches Design hatten sich die Kriminaltechniker ausgedacht.
Sie spürte, wie sich hinter ihr eine Tür öffnete, und beobachtete in der sich spiegelnden Fensterscheibe, wie Boris Wollweber den Raum betrat.
Langsam drehte sie sich um.
Boris Wollweber deutete eine Verbeugung an. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Er schielte auf die Visitenkarte. »Frau Eva Wölke.«
»Ganz meinerseits.«
»Wie kann es sein, dass wir uns noch nie begegnet sind?«
»Weil ich neu im Geschäft bin. Seiteneinsteigerin sozusagen.«
»Und was haben Sie vorher gemacht?«
»Import, Export. Ich habe in den USA gelebt.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass mich das, was Sie dem Kellner überreicht haben, interessieren
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