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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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und ließ sie allein.
    »Günther Wollweber und sein Sohn sind tot. Sie wurden bei einem Polizeieinsatz erschossen. Harder liegt schwer verletzt im Krankenhaus.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Vor knapp zwei Stunden.«
    Sie stießen mit ihren Weingläsern an.
    »Gratulation!«, sagte Jungclausen. »Das ist dein Durchbruch an die Spitze. Jetzt kann dich nichts mehr aufhalten.«
    »Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft. Prost!«
    »Wann werden wir ihnen den Film geben? Morgen früh?« Vor Aufregung bekam Jungclausen rote Flecken im Gesicht. »Wir packen die DVD in eine Geschenkbox. Mit roter Schleife drum. Kleiner Zettel dabei: Mit freundlicher Empfehlung von Bruno Eberwein und Siggi Jungclausen.« Jungclausen füllte die Gläser auf. »Wichtig ist, dass die Kanzlerin, der Fraktionsvorsitzende und ein paar einflussreiche Leute in der Partei erfahren, wem sie das alles zu verdanken haben. Ich kann arrangieren, dass du vor der Parteiführung exklusiv vortragen kannst, wie du die ganze Sache gemanagt hast.«
    Eberwein hörte unbeeindruckt zu.
    »Um acht Uhr morgen früh tritt der Krisenstab zusammen. Sollen wir sie noch ein bisschen schmoren lassen oder möchtest du deinen Auftritt direkt zu Beginn?«
    Die Kellnerin brachte die Suppe. Eberwein wartete, bis die Frau gegangen war.
    »Es wird keinen Auftritt geben.«
    »Du willst doch nicht etwa, dass sich der Innenminister mit dem Siegerkranz schmückt?«
    »Sie werden den Film nicht bekommen.«
    Jungclausen schaute seinen Freund verständnislos an. »Ich glaube, ich habe gerade etwas Falsches verstanden.«
    »Das Ultimatum wird verstreichen. Es sei denn, sie gehen auf die Forderungen ein. Wenn nicht, wird der Film veröffentlicht.«
    Jungclausen legte seine Stirn in Falten und seine Hand auf die DVD. »Aber das ist doch der Film. Gibt es noch Kopien?«
    »Nein.«
    Jungclausen wirkte immer verwirrter.
    Eberwein nahm den Löffel und probierte die Suppe. »Lecker!«
    »Bruno! Was ist jetzt mit dem Film?«
    »Der Bergmann hat den Film.«
    »Ich denke, Harder ist der Bergmann! Und der liegt im Krankenhaus und das hier ist der Film.« Er klopfte auf die Hülle der DVD.
    »Harder ist nicht der Bergmann.« Der Staatssekretär leckte den Löffel ab und lehnte sich zurück. »Was weiß man über den Bergmann?«
    »Zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt. In Bochum geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen.«
    Eberwein lächelte. »Und wo bin ich geboren worden?«
    Jungclausen verschluckte sich an seinem Wein.
    Breit grinsend fuhr Eberwein fort: »Wie oft habe ich dir das Lied von Grönemeyer vorgesungen? Bochum, du Perle des Reviers. Und zwischen dreißig und fünfzig bin ich auch.«
    »Jetzt hör auf mit dem Scheiß!« Jungclausen war sauer. »Bei dir weiß man manchmal nicht, woran man ist. Du könntest ein Todesurteil verkünden und der Delinquent würde denken, er habe im Lotto gewonnen.«
    »Möchtest du mal probieren?«, fragte Eberwein und hielt seinem Freund den Löffel hin.
    Der winkte ab.
    Eberwein zuckte die Achseln und schob den Teller zur Seite. »Vor drei Jahren habe ich meinen alten Schulfreund Werner Schulze wiedergetroffen, bei einem Klassentreffen. Er war früher bei der Ruhrkohle beschäftigt, verantwortlich für die Abwicklung von Bergschäden, die durch Einbrüche alter Stollen verursacht wurden. Er hatte Pläne des unterirdischen Stollennetzes von Castrop-Rauxel bis Duisburg. Cleverer Typ. Geschäftsmann durch und durch. Als wir uns wiedersahen, hatte er gerade die erste Fleischfabrik unter Tage fertig gestellt.«
    Jungclausen schüttelte den Kopf. »Sag mal, hast du eine Nase durchgezogen?«
    »Werner brauchte Geld, um ein Vertriebsnetz aufzubauen. Zwanzig Prozent Rendite. Die kriegst du nicht mal bei Aktien, also bin ich eingestiegen. Werner expandierte und machte Wollweber zunehmend Konkurrenz. Werner war naiv, er glaubte, dass der Markt groß genug für zwei sei. Doch Wollweber ließ eine von Werners unterirdischen Hühnerbatterien stürmen. Dabei kam Werner ums Leben.« Eberwein tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. »Ich habe Werners Geschäfte übernommen. Dann kam die Berufung zum Staatssekretär. Erst wollte ich ablehnen, aber du hast mich ja bekniet, den Job anzunehmen. Mir wurde klar, dass das eine gute Idee war, denn so wusste ich immer als Erster, welche Maßnahmen gegen die so genannte Fleischmafia geplant wurden.«
    Jungclausen verzog das Gesicht, als würde jemand verkünden, dass die Erde eine Scheibe sei. »Ich glaube dir kein Wort.

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