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Der letzte Bissen

Der letzte Bissen

Titel: Der letzte Bissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard
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kramte in einem Stapel Akten.
    »Weil wir gerade von der Kollegin Kutah reden. Ich habe da etwas für sie.« Der Kriminalrat fand ein Kuvert und zog ein paar Fotos heraus. »Einer aus der kleinen, aber feinen Truppe ist kürzlich einem Anfangsverdacht nachgegangen und hat einen Kollegen von der Soko Fleisch beschattet.«
    Liebisch reichte Bastian die Bilder. Sie zeigten einen Mann mit Nickelbrille um die vierzig, der von einem Dealer eine Kiste mit Hähnchenschenkeln in Empfang nahm.
    »Ich kenne den Mann nicht«, sagte Bastian.
    »Frau Kutah aber. Sein Name ist Böckel.«
     
    Es gab drei Dinge, die Bastian nicht ausstehen konnte: Waldemar Hartmann in der Sportschau, Fritten aus der Tiefkühltruhe und den Besuch in Krankenhäusern.
    Krankenhaus, das Synonym für Krankheit, Siechtum, Tod, für die brutale Endlichkeit des Lebens. Er hasste die Begegnung mit den dahinvegetierenden Gestalten auf den langen Fluren, die ihren Tropf spazieren führten. Ihm grauste vor den aschfahlen Typen im Raucherzimmer, die vor ihrer Kehlkopfoperation noch schnell eine rauchen mussten. Er hatte von den feuchten Träumen seiner Geschlechtsgenossen gehört, es mit einer Krankenschwester zu treiben. Für ihn waren die Kitteldamen so erotisch wie das Rentnerinnentrio aus den Golden Girls.
    Als er auf das Gelände der Charité fuhr, befiel ihn eine Gänsehaut, auf der man Kartoffeln hätte reiben können.
    Er parkte den Wagen vor dem Trakt, der die Intensivstation beherbergte, und betrat das barocke Bauwerk. Die Geruchsmischung aus Bohnerwachs, Desinfektionsmittel, Kohlgerichten und Bettpfannen raubte ihm den Atem.
    Er erkundigte sich beim Empfang nach dem Zimmer von Harder und erklomm die Stufen in die zweite Etage. Seine Schuhsohlen quietschten auf dem gebohnerten Linoleum.
    Sarah begrüßte ihn mit einem Kopfnicken.
    Bastian warf einen Blick auf den Patienten. »Wird er durchkommen?«
    »Vielleicht.«
    »Schöne Grüße von Liebisch.«
    »Gibt es etwas Neues?«
    Bastian schüttelte den Kopf. »Es scheint immer noch nicht ganz klar zu sein, wie es zu der Schießerei kommen konnte. Ich möchte nicht in Liebischs Haut stecken. Er hat den Einsatz vergeigt.«
    »Vielleicht wollten sie keine Gefangenen machen.«
    Bastian schaute Sarah skeptisch an.
    »Es ist doch merkwürdig, dass keiner von Liebischs Leuten verletzt worden ist.«
    »Manchmal ist einfach Glück im Spiel.«
    Sie widersprach: »Ich habe das Gefühl, dass im Hintergrund etwas abläuft, von dem wir nicht die geringste Ahnung haben. Und das hat nichts mit Glück oder Pech zu tun. Seitdem wir mitspielen, gab es keine Zufälle, der Spielverlauf scheint festzustehen. Gewinner und Verlierer auch. Aber wir sehen immer nur die Oberfläche.«
    »Weibliche Intuition?«
    »Nenn es, wie du willst.«
    Bastian zog seine Jacke aus und legte sie sich über den Arm. »Deine Intuition kann sich irren.«
    »Selten.«
    Er zog ein Foto aus der Innentasche seiner Jacke. »Du hast doch geglaubt, dass dein Kollege Petersen dich mit den Hähnchenschenkeln beglückt hat.«
    Sarah nickte.
    Ohne Kommentar reichte er ihr das Foto.
    »Das ist Böckel!« Sarah starrte fassungslos auf das Stück Papier in ihrer Hand. Dann sackte sie in sich zusammen, alle Kraft schien ihrem Körper zu entweichen. Sie fühlte sich erniedrigt, gedemütigt, beschmutzt. Das Leben hatte ihr seit einer Woche nur Enttäuschungen und Verrat beschert. Sie brauchte eine Auszeit. Sie musste ihr Leben neu ordnen. Vor allem musste sie schlafen.
    Ein Zitat von Schiller fiel ihr ein. Aus Wallensteins Tod, ein Stück, das sie mehr als einmal im Theater gesehen hatte. Ich denke einen langen Schlaf zu tun, denn dieser letzten Tage Qual war groß.
    Langsam stand sie auf und wankte zur Tür.
    »Was ist denn, Sarah?«
    »Ich bin müde«, sagte sie und verließ den Raum.
    Bastian war versucht, ihr hinterherzulaufen. Doch eine dunkle Ahnung sagte ihm, dass er sie weder trösten noch aufhalten konnte. Am besten war, er fuhr ebenfalls nach Hause, nahm eine heiße Dusche und legte sich ins Bett. Verdammt - das Bett! Er war heute Nachmittag nicht zu Hause gewesen, als den Futon hätte geliefert werden sollen. Nun ja, dann eben eine weitere Nacht auf dem Sofa.
    Er warf einen letzten Blick auf Harder. In dem Moment schlug der Anwalt die Augen auf.
    Bastian ergriff die Hand des Schwerverletzten. Sie war kalt. Harders Augen blinzelten, er schien bei Bewusstsein zu sein.
    »Soll ich eine Krankenschwester holen?«
    Harder schüttelte den Kopf.
    »Möchten Sie

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