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Der Letzte Bus Nach Woodstock

Der Letzte Bus Nach Woodstock

Titel: Der Letzte Bus Nach Woodstock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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bei dir in der Nachbarschaft einen Mörder wohnen?«
    »Was sagst du da?« Bernard sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    Das Läuten der Türglocke ließ ihn zusammenzucken. Er stellte die Flasche auf den Tisch und ging, um zu öffnen. Draußen stand ein junger Constable.
    »Ja bitte?«
    »Ist das Ihr Wagen?« Der Constable deutete auf den roten Morris 1100, der in der Einfahrt parkte.
    »Ja, das ist meiner.«
    »Wir führen hier in der Nachbarschaft eine Überprüfungsaktion durch. In der letzten Zeit haben die Autodiebstähle wieder zugenommen, und wir sind angewiesen worden, in bestimmten Gegenden diesbezüglich verstärkt Kontrollen vorzunehmen.« Er schrieb etwas in sein kleines schwarzes Buch. »Wenn Sie mir bitte Ihre Zulassungsnummer nennen würden?«
    Bernard antwortete mechanisch und wie betäubt.
    Der Constable nickte. »In Ordnung, Sir. Könnte ich dann jetzt bitte Ihre Autopapiere sehen?«
    »Ist das wirklich notwendig?«
    »Das ist schon wichtig, Sir. Wir versuchen, möglichst gründlich zu sein.«
    Peter bekam durch die angelehnte Tür einen Teil der Unterhaltung mit und fühlte sich auf einmal merkwürdig beunruhigt. Bernard kam herein und begann hektisch die Schubladen seines Schreibtisches aufzureißen. »Wo, zum Teufel, hat Margaret … Entschuldige, Peter. Eine Routineüberprüfung wegen irgendwelcher gestohlenen Autos. Wenn ich bloß wüßte, wo sie die verdammten Papiere hingetan hat.« Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und er wirkte völlig durcheinander. »Es tut mir leid, aber ich kann sie nicht finden, Officer«, rief er nach draußen. »Vielleicht kommen Sie besser herein.«
    »Vielen Dank, Sir. Wenn Sie sie verlegt haben, ist es auch nicht so schlimm. Sie können mir die Angaben, die ich brauche, auch einfach sagen.«
    »Was für Angaben?«
    »Zunächst Ihren Namen, Sir. Vor- und Zunamen bitte.«
    »Bernard Michael Crowther.«
    »Alter?«
    »Einundvierzig.«
    »Sie sind verheiratet, Sir?«
    »Ja.«
    »Kinder?«
    »Ja. Zwei.«
    »Beruf?«
    »Ich lehre am Lonsdale College.«
    »Das wäre schon alles, Sir.« Der Constable klappte sein Notizbuch zu. »Ach, eine Sache noch. Haben Sie in letzter Zeit Ihren Wagen irgendwann einmal offen stehenlassen, oder lassen Sie ihn vielleicht öfter unabgeschlossen? Letzte Nacht zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht so genau. Das kann schon sein.«
    »Das kann nicht nur sein, das ist so. Ich habe, bevor ich eben bei Ihnen klingelte, mal schnell an allen Türen probiert.« Er hob den Zeigefinger. »Das ist geradezu eine Einladung für Autodiebe.«
    »Ja. Sie haben völlig recht. Ich werde versuchen, in Zukunft daran zu denken.«
    »Benutzen Sie den Wagen häufig, Sir?«
    »Nicht besonders. Ich nehme ihn, wenn ich in Oxford Besorgungen zu machen habe. Das ist aber nicht sehr oft.«
    »Und wenn Sie abends auf ein Bier in den Pub wollen?«
    Na, jetzt wird mir langsam alles klar, dachte Peter erleichtert. Bernard hatte sich nicht mehr ganz nüchtern ans Steuer gesetzt. Das also stand hinter der ganzen Fragerei.
    »Nein, dazu brauche ich kein Auto. The Fletcher ’ s Arms liegt gleich hier um die Ecke. Es sind zu Fuß nicht einmal zehn Minuten.«
    »Und wenn Sie einen Pub außerhalb Oxfords aufsuchen?«
    »Ja, dann schon«, sagte Bernard langsam und wirkte plötzlich ganz hilflos.
    »Na, da seien Sie mit dem Trinken besser vorsichtig, wenn Sie hinterher noch Auto fahren wollen. Aber das wissen Sie ja auch selbst.«
    Der Constable sah sich noch einmal im Zimmer um, ließ seinen Blick einen Moment auf den reichlich gefüllten Whiskygläsern verweilen, sagte aber nichts, sondern wandte sich zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Fährt außer Ihnen noch jemand in der Straße ein rotes Auto, Sir?«
    Bernard versuchte, nachzudenken, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Rotes Auto … rotes Auto … Er schloß die Augen und legte eine Hand an die Stirn. Jetzt wohnte er schon so lange in dieser Straße … Er hatte einfach nie darauf geachtet, aber er glaubte eigentlich nicht. Er war wohl der einzige.
    »Sie brauchen sich nicht den Kopf zu zerbrechen, Sir. So wichtig ist es nun auch wieder nicht. Ich werde noch ein bißchen weiter herumfragen. Und vielen Dank für Ihre Hilfe.« Peter sah, wie er das Haus verließ, aber er schien keine weiteren Auskünfte mehr zu benötigen, denn er schritt, ohne nach rechts oder links zu blicken, direkt auf den Streifenwagen zu, stieg sofort ein – er mußte ihn offen stehengelassen haben – und fuhr mit

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