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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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wollte es so.“
    Pandora: „Das System hat deine Gedanken aufgenommen und reagiert. Der Avatar hat um sich geballert und du hast ihn dann abgeschaltet.“
    Tamas: „Ja klar, ich will doch kein Ballerspiel.“
    Pandora: „Das Tulu-Kapitel ist zu Ende?“
    Tamas: „Ja, es gibt nichts mehr für ihn zu tun.“
    Pandora: „Willst du dich ausruhen?“
    Tamas: „Brauch ich nicht. Nur eine kleine Pause, dann will ich weiter.“
    Pandora: „Als Tamas?“
    Tamas: „Als Tamas. Ich will sie finden.“
    Riff
    Wie lange spielt er, bevor er wieder auf die Reise geht? Eine Minute, zehn Minuten?
    Das Zeitgefühl ist verloren, ob er sich in der ersten oder zweiten Welt aufhält, kann er nicht mehr sagen und es spielt keine Rolle mehr. Er improvisiert auf der Gitarre. Den Schlagzeugwirbel, mit dem sich eine Mail von Moki ankündigt, dreht er weg.
    „Jetzt nicht!“
    Auf der Bildschirmwand steht der Code zum nächsten Kapitel, der Schlüssel zurück ins Spiel:

    Der Riff ist kurz: C – F im Quartabstand gespielt oder eine Oktave höher. C 1 – F 1 , zehnmal, zwanzigmal gespielt ohne weitere Melodie. Minimal music auf der alten Gitarre, das lässt nicht mal den Kater Billy aufschauen. Dazu singt der Spieler, weil es gut zu diesem Rhythmus passt:
    „Moonshine,
    Moonshine,
    Moonshine, who are you?“
    Dann fasst er einen Entschluss:
    „Gitarre weg, den Code eingeben!“

Level 12
    Die Bühne ist die Welt

    // 1605//

Reale Zeit: Freitag, 29. Oktober, 11.30 Uhr
Realer Ort: Tamas’ Keller
    ///////////////////////////
    Virtuelle Zeit: 1605
    Virtueller Ort: London
    Platz da, Leute!
    Der junge Mann fiel nicht auf im bunten Gewusel der engen Gassen. Er war nach der Zeit gekleidet: rotbraune Strümpfe, gelbbraune Kniebundhosen, langes schwarzes Wams mit breitem Ledergürtel, Kragen und auf dem Kopf eine flache Mütze mit kleiner Feder.
    Er ging über wacklige Holzstege an windschiefen Häusern vorbei. Ein schweres Fuhrwerk hätte ihn fast über den Haufen gefahren.
    „Platz da!“
    Peitschenknallen, rücksichtslos wurden Fußgänger zur Seite gedrängt. Händler, Bierbrauer, Huren, Schausteller, Schauspieler, Gauner jeder Sorte, Bettler, Kneipenwirte, manchmal besser gestellte Damen und Herren, die sich von Dienstboten begleitet auf dem Weg zur nachmittäglichen Theatervorführung durch die Menge quälten.
    „Platz da, Leute! Macht Platz!“
    Überall tollten Kinder umher, die vor Schmutz starrten. Gestank an allen Ecken.
    „Heringe! Heringe!“, schrie ein Fischhändler an der Ecke.
    „Almanache! Almanache! Seht in eure Zukunft!“, pries der Bauchladenverkäufer seine Sterndeuter-Broschüren und Zukunftsanalysen an.
    „Whisky! Bester Sherry!“, grölte der Weinverkäufer an seinem Verkaufskarren mit allerlei scharfen Spirituosen.
    „Verschwindet endlich, ihr verdammtes Pack!“, schimpfte der Kneipenbesitzer vom gegenüberliegenden Haus. Den Wirtsleuten, Ladenbesitzern und Handwerkern passte es gar nicht, dass die Straßen von fliegenden Händlern bevölkert waren.
    Die Stadt war schnell gewachsen. Auf dem Fluss wimmelte es von großen und kleinen Booten, Warnrufe hallten über das Wasser und das Gebimmel der Schiffsleute, die sich anrempelten, um die besten Ankerplätze zu ergattern.
    Auf nach London! In die Stadt des großen Glücks!
    Immer wieder konnte Tamas in die Spielhöllen spähen, in denen gewürfelt und Karten gespielt wurde. Prügeleien und Messerstechereien waren hier üblich. Manche konnten ihre Schulden nicht mehr bezahlen und versuchten abzuhauen. Tamas kam an einem öffentlichen Hinrichtungsplatz vorbei, wo viele Gaffer zusammengeströmt waren wie einst in den römischen Arenen. Und wie dort zeigte sich das tiefe Entsetzen und zugleich die unbändige Lust in den Gesichtern der Zuschauer. Es war klar: Die Menschen waren auch nach 1 500 Jahren berauscht vom Blut, wenn man Verbrechern, nachdem man sie an den Füßen aufgehängt hatte, die Bäuche aufschlitzte. Wie zu Zeiten der römischen Gladiatoren gab es „Brot und Spiele“. Blutige Kämpfe mit Hunden und Bären waren in London und anderswo an der Tagesordnung.
    Tamas, den es in diese Stadt verschlagen hatte, kam zu einer Anlegestelle an der Themse.
    „Nach Westen, Folk!“, rief der Fährmann. „Wer ins große Welttheater will, an den Ort der ungeheuerlichen Tragödien und feinen Liebesgeschichten, der setze mit mir über! Heute gibt es das ungeheuerliche Schauspiel über den irren Hamlet vom Dichter und Schauspieler William Shakespeare zu sehen.“

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