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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Edelleute,
    ihr Huren und ihr feinen Damen,
    ihr Kutscher und Gemüsehändler,
    auf dieser Bühne seht, wie Geist und Witz erstürmen alle Schranken,
    schneller als Kugeln, Sturm, Blitz und Gedanken!“
    „Köstlich, Kempe, mein Freund, du bester Komödiant unserer Stadt und des ganzen Landes!“, lobte Shakespeare den Kollegen. „Wir alle wissen deine Stegreifkunst sehr zu schätzen. Doch nun wollen wir den, der vorgibt, aus einer anderen Welt zu kommen, hören. Nun, was kannst du uns bieten?“
    „Gitarre spielen“, antwortete Tamas spontan.
    „Gitarre? Was ist das für ein Instrument?“
    „Ähnlich einer Laute.“
    „So spiele.“
    Man reichte Tamas die Laute mit den zwölf Schafsdarmsaiten.
    Kann mich doch nur bis auf die Knochen blamieren!, dachte er, fing aber an, die Saiten zu zupfen, einige Takte zu schlagen. Unmöglich. Ging nicht. Mehr als ein paar einfache Riffs auf seiner alten Gitarre konnte er doch gar nicht! Und die hatte nur sechs Drahtsaiten, eine davon kaputt. Und sein ewiger Traum vom Rockstar war in die Brüche gegangen – wegen seiner Angst vor Menschen. Nein, er war kein gefeierter Musiker, der die Bühnen der Welt zum Erzittern brachte.
    „Spiele, Fremder aus einer anderen Welt, und erfreue uns mit einer Melodie, die das Herz einer Frau gewinnt!“
    Tamas ‘ Blick ging hinauf zum gewölbten Dach. Sonne, Sterne, Mond. Der Mond bekam ein Gesicht, die Züge eines wunderschönen Mädchens. Es lächelte. Seine blonden Haare wehten in der leichten Brise.
    Er spielte den Riff G – G – C, Oktave höher, Oktave tiefer, das bekam er hin, der Riff passte zum Text, den er sich einst im Keller ausgedacht hatte.
    „Bip bip bip,
    beats my heart.
    Umarme mich, halte mich,
    Mondfrau, geliebte, steig herab,
    halte mich, noch eine Million Jahre lang! “
    Er spielte, schlug, klimperte, zupfte den Riff. Es war ihm ganz gleichgültig, ob er gut oder schlecht war. Fast hätte er den Beifall überhört, den sie ihm spendeten. Die Theaterleute hatten sich von seinen Empfindungen mitreißen lassen.
    „Bravo, Fremder, dessen Namen wir noch hören werden“, sagte Shakespeare. „Ich hoffe, du wirst eine Zeit bei uns bleiben, denn wisse, dass nur Wahnwitzige, Poeten und Verliebte dem Nichts und der Einbildung, dem Gefühl einen Wohnsitz und festen Halt geben können.
    Aber wisse auch, dass hier kaum Brot zu verdienen ist. Der Beifall des Publikums, wenn wir es unterhalten haben. Doch es kann auch geschehen, dass uns aus Hunderten Kehlen ein ‚Buh!‘ entgegengeschleudert wird, ein ‚Verschwinde!‘, ein ‚Aufhören!‘. Ja, das ist uns allen widerfahren. Dann ist Witz gefragt, eine gute Bemerkung zur rechten Zeit, die nicht im Stück steht. Improvisation, meine Herren, das ist die Kunst der Künste! Denkt immer daran, dass der Zuschauer die Wirklichkeit schafft, das ist das Entscheidende. Zusammen mit dem, was er auf der Bühne sieht, entstehen seine Welt, seine Gefühle. Das ist das innerste Wesen der Theaterkunst. Alles muss direkt ins Herz gehen!“
    Ein Sommernachtstraum
    Drei der Schauspielschüler waren in dem Stück Sommernachtstraum als geisterhafte Elfenwesen im Hintergrund des Waldes eingesetzt. Sie erzeugten Stimmung durch Musik und schemengleiches Umherhuschen zwischen Büschen und Bäumen. Tamas liebte diese Geschichte vom Zauberwald, in dem Oberon und Titania als Königin und König der Elfen herrschen.
    Mit Wohlwollen hatte Will den freudigen Eifer des Jungen aus einer anderen Welt bei den Proben bemerkt.
    „Mir scheint“, sagte er, „dass dich unser Spiel besonders anrührt, Tamas. Du bist besser als jeder Schüler, den ich bislang im Globe hatte. Ich werde dir das nächste Mal eine größere Rolle geben. Vielleicht die Hermia oder den Lysander. Sicher hast du bereits bemerkt, dass die Knabenschauspieler, die jungen Männer, welche Frauenrollen übernehmen, in diesen Zeiten die Publikumslieblinge sind.“
    Was Master Will nicht wusste – oder vielleicht wusste er es doch? –, war, dass Tamas vor allem für die spielte, der seine Sehnsucht galt. Die Elfe namens Motte – das war sein Theatername – spielte für eine Frau, die ihm vom Theaterhimmel aus zusah. In der Gestalt des Mondes.
    Die Zuschauer waren begeistert von der grotesken Komödie, die sich fast drei Stunden lang vor ihnen auf der Bühne abgespielt hatte. Regelmäßig unterbrachen Szenenbeifall und Anfeuerungsrufe das zauberhafte Verwirrspiel. Das Theater platzte aus allen Nähten, nicht einer der 2 000 Plätze war an

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