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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schneider
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Menschen unterschiedlichen Glaubens ging zu Ende. Es war, als hätte der Hass Jahrhunderte lang geschlummert und komme nun wieder an die Oberfläche. Mein Vater Nachum hatte bereits seit Wochen beängstigende Gerüchte gehört: Die neuen christlichen Herren ließen die jüdische Bevölkerung aus den eroberten Städten im Norden ausweisen. Dankbar hatte der christliche Mob die Botschaft aufgegriffen. Entgegen allen Versprechungen der neuen königlichen Verwaltung wurden die Juden verfolgt, beraubt und vertrieben. Wenn sich eine Familie widersetzte, wurde sie aus ihrem Haus geworfen und immer öfter machten Gerüchte von Morden die Runde.
    ‚Nachum‘, sagte meine Mutter Rabea beim Abendessen, ‚du machst dir zu viele Sorgen. Die Menschen reden viel. Wir sind eine angesehene Familie. Man achtet uns, weil wir seit Generationen viel für die Stadt getan haben.‘
    ‚Das zählt nicht mehr‘, sagte Vater mit düsterer Stimme und schob den vollen Teller fort. ‚Glaubt mir, wir müssen handeln. Das Gleichgewicht ist gestört. Es wird nicht lange dauern, bis der neue Bischof von Granada von den Juden verlangt, sich taufen zu lassen. In der Geschichte unseres Volkes gibt es genügend Beispiele dafür.‘
    ‚Niemals!‘, rief Rabea aus.“

// JUDENTUM //
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    Von den großen Weltreligionen, die nur einen Gott verehren, ist das Judentum die älteste. Es ist sozusagen die Mutterreligion von Christentum und dem Islam. Der Gott der Juden wird Jahwe genannt und als allwissender, allmächtiger Schöpfer der Welt und Lenker des Kosmos und der Geschichte verehrt. Im Unterschied zu den Christen, die ihren Messias in Jesus Christus fanden, warten die Juden bis heute auf den Erlöser. Die wichtigsten Schriften dieser Religion sind der Tanach (Das Alte Testament) und der Talmud (eine Sammlung der Gesetze und religiösen Traditionen). //
    In ihrer Geschichte wurden die Juden immer wieder verfolgt und vertrieben. Das reicht Tausende von Jahren zurück, als das kleine Hirtenvolk von Ägyptern und Babyloniern mehrfach verschleppt wurde. Das Alte Testament erzählt von Abraham, von Moses und anderen Urvätern ihres Volkes. Nach langen Wanderungen, Unterdrückungen durch andere Völker und blutigen Kämpfen erreichten sie das gelobte Land. //
    Im Jahre 70 nach Christus wurden ihre Stadt Jerusalem und ihr heiliger Tempel von den Römern zerstört. Sie wurden in alle Winde zerstreut und wanderten fast 2 000 Jahre durch die Welt, wurden im Osten sesshaft, im Süden, im Norden. Die Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Gemeinden in zahlreichen Ländern wurden von der dortigen Bevölkerung und den Regierenden oft mit falschen Anschuldigungen begründet. Es wurde ihnen die Schuld am Tod Jesu gegeben und sie wurden verantwortlich gemacht für Hungersnöte, Pest und andere Plagen, welche die Völker heimsuchten. //
    Judenfeindliche Propaganda war besonders in Deutschland an der Tagesordnung, denn die Juden hatten einen starken Einfluss in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft erlangt. Unter dem Einfluss der rassistischen Ideologen wuchs der Antisemitismus* in der Diktatur der Nationalsozialisten unter Hitler immer mehr. Es kam zum größten Verbrechen der Menschheit, zu einem Völkermord nie gekannten Ausmaßes. Im Verlauf des Holocaust* wurden sechs Millionen europäische Juden in den Vernichtungslagern der Nazis umgebracht. //
    Mit der Ausrufung Israels 1948 gründeten die Juden wieder einen eigenen Staat. //
    Verfolgungen
    „Doch mein Vater hatte es richtig gesehen. Nach kurzer Zeit kamen die ersten Sendschreiben der Kirche. Sie ließen verlauten, dass die Juden sich entscheiden müssten, ob sie abzögen oder sich zu Christen taufen ließen. Die Vorsteher der Synagogen versuchten zu protestieren. Sie schickten eilends eine Abordnung zu den Oberen der Stadt. Doch dort wurden sie nicht empfangen. Auch eine Delegation nach Toledo zu Königin Isabella kehrte unverrichteter Dinge wieder zurück.
    ‚Richtet euch darauf ein, dass wir unsere Heimat verlassen müssen‘, sprach Nachum. ‚Ich werde meine Geschäfte abwickeln. Das wird noch einige Zeit dauern. Vielleicht drei Monate oder ein Jahr. Du, meine Frau, wirst mit Susana zu Verwandten nach Brabant reisen. Ich habe bereits an Vetter Reuben geschrieben. Er wird euch aufnehmen. Ich komme nach, sobald ich kann. Ich werde nicht mein Hab und Gut aufgeben und mich wie einen Hund aus dem Lande jagen lassen!‘
    ‚Ich lass dich nicht allein!‘, sagte

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