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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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die Fingerabdrücke waren es wert. Mit ihnen konnte er den Fall schließen. Oder noch mal aufrollen.
    Bosch nahm sich einen Becher Kaffee und wartete eine Viertelstunde. Als Sakai zurückkam, wedelte er die Karte mit den Abdrücken hin und her, um die Tinte zu trocknen. Er gab sie Bosch und holte sich neuen Kaffee.
    »Die sind von Gordon Mittel?«
    »Richtig. Das stand auf dem Etikett am großen Zeh. Mann, der Sturz hat ihn ziemlich zugerichtet.«
    »Freut mich zu hören.«
    »Weißt du, ich glaube nicht, daß der Fall so eindeutig ist, wie die Polizei in der Zeitung behauptet, wenn du dich hier einschleichst, um dir Fingerabdrücke zu besorgen.«
    »Mach dir keine Sorgen, Sakai, an dem Fall gibt es nichts zu rütteln. Und falls ich irgendwelche Anrufe von Reportern bekomme, die mich nach Fingerabdrücken fragen, komm’ ich zurück.«
    »Mach dir nicht in die Hose, Bosch. Nimm die Karte und zisch ab. Ich hab’ noch nie jemanden getroffen, der Leuten, die ihm einen Gefallen tun, so vor den Kopf stößt.«
    Bosch warf seinen Becher in den Papierkorb und ging. An der Tür blieb er stehen.
    »Danke.«
    Er sagte es nur widerwillig. Sakai war ein Arschloch.
    »Nicht vergessen, Bosch, du schuldest mir was.«
    Bosch drehte sich zu ihm um. Sakai goß Milch in seinen Kaffee. Bosch ging zurück und griff in die Tasche. Er holte einen Vierteldollar heraus und steckte ihn in den Schlitz des Metallkastens, der als Kaffeekasse diente.
    »Das ist für dich«, sagte Bosch. »Jetzt sind wir quitt.«
    Draußen auf dem Korridor hörte er, wie Sakai »Arschloch« hinter ihm herrief. Ein Zeichen, daß die Welt wieder in Ordnung war. Seine Welt zumindest.
    Als Bosch fünfzehn Minuten später das Parker Center erreichte, fiel ihm ein, daß es ein Problem gab. Irving hatte ihm noch nicht seinen Dienstausweis zurückgegeben, der als Beweisstück mit Mittels Jacke im Whirlpool sichergestellt worden war. Also wartete er eine Weile vor dem Eingang, bis eine Gruppe Detectives und Bürohengste vom Rathaus herüberkam. Als die Gruppe hineinging, schloß er sich ihnen an und passierte ohne Schwierigkeiten den Beamten am Schalter.
    Bosch fand Hirsch vor seinem Computer in der Abteilung für Fingerabdrücke und fragte ihn, ob er noch die Karte mit den Fingerabdrücken vom Gürtel habe.
    »Ja, ich hab gewartet, daß Sie sie abholen.«
    »Gut, ich habe hier Abdrücke. Ob Sie die wohl miteinander vergleichen könnten?«
    Hirsch sah ihn kurz an, zögerte aber nur einen Moment.
    »Lassen Sie mich sehen.«
    Bosch holte die Karte, die Sakai ihm gegeben hatte, aus der Aktentasche. Hirsch sah sie kurz an und drehte sie etwas, um besseres Licht zu haben.
    »Die sind ziemlich sauber. Sie wollen nicht, daß ich sie durch den Scanner schicke, nicht wahr? Sie wollen nur, daß ich sie mit den anderen vergleiche?«
    »Genau.«
    »Okay, ich kann sie unter die Lupe nehmen, falls Sie warten wollen.«
    »Ich habe Zeit.«
    Hirsch holte die Karte mit den Abdrücken vom Gürtel aus der Schublade und brachte sie und die Abdrücke aus der Gerichtsmedizin zu einem Labortisch, wo er sie unter eine Vergrößerungslampe legte. Bosch beobachtete, wie seine Augen zwischen den beiden Karten hin- und hergingen, als ob er ein Tennisspiel verfolgte.
    Während er Hirsch bei der Arbeit zusah, wurde ihm klar, wie sehr er sich danach sehnte zu hören, daß die Abdrücke auf den beiden Karten übereinstimmten. Er wünschte sich, daß der Fall abgeschlossen war. Er wollte die Sache hinter sich haben.
    Nach fünf Minuten war das Tennismatch vorbei. Hirsch schaute auf und teilte ihm das Ergebnis mit.

47
    A ls Carmen Hinojos ihre Tür zum Wartezimmer öffnete, schien sie freudig überrascht zu sein, Bosch auf der Couch vorzufinden.
    »Harry! Sind Sie okay? Ich habe nicht erwartet, Sie heute hier zu sehen.«
    »Warum nicht? Ich habe einen Termin, nicht wahr?«
    »Ja, aber ich habe in der Zeitung gelesen, daß Sie im Cedars Hospital sind.«
    »Ich habe mich sozusagen selbst entlassen.«
    »Sind Sie sicher, daß das eine gute Idee war? Sie sehen …«
    »… fürchterlich aus?«
    »Das wollte ich nicht sagen. Kommen Sie rein.«
    Sie ließ ihn hineingehen, und sie setzten sich auf ihre gewohnten Plätze.
    »Ehrlich gesagt sehe ich besser aus, als ich mich fühle.«
    »Warum? Aus welchem Grund?«
    »Weil alles umsonst war.«
    Sein Satz schien sie zu verwirren.
    »Was meinen Sie? Ich habe den Artikel gelesen. Sie haben die Morde, einschließlich den an Ihrer Mutter, gelöst. Ich hätte erwartet,

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