Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
tiefen Furchen unter den Augen.
    »Scheiße«, sagte er zu sich selbst. »Was ist bloß mit mir los?«
    Er trank schwarzen Kaffee auf der Veranda hinterm Haus und beobachtete, wie die noch stille Stadt erwachte. Die Luft war frisch und kühl, und der Duft der Eukalyptusbäume stieg unten vom Paß auf. Morgennebel lag dort unten, und die Hügel ragten als mysteriöse Silhouetten empor. Er schaute fast eine Stunde lang zu, wie der Tag anbrach – fasziniert von dem Schauspiel, das sich ihm von der Veranda aus bot.
    Erst als er hineinging, um sich eine zweite Tasse Kaffee einzugießen, sah er das blinkende Licht auf seinem Anrufbeantworter. Es gab zwei Nachrichten, die wahrscheinlich am Vortag hinterlassen worden waren, was er aber beim Heimkommen gestern nicht bemerkt hatte. Er drückte auf den Abspielknopf.
    »Bosch, hier spricht Lieutenant Pounds. Es ist Dienstag, 15 Uhr 35. Ich habe Ihnen mitzuteilen, daß Sie – für die Zeit der Suspendierung und bis zur Klärung Ihres Beschäftigungsstatus – Ihren Dienstwagen in der Garage des Hollywood-Reviers abgeben müssen. Laut Unterlagen haben Sie einen vier Jahre alten Chevrolet Caprice, Nummernschild: eins-Adam-Adam-drei-vier-null-zwei. Bitte übergeben Sie ihn sofort der zuständigen Stelle zur Inspektion. Dieser Befehl erfolgt gemäß Paragraph drei, Strich dreizehn des Diensthandbuchs. Verstoß dagegen kann Suspendierung oder Entlassung zur Folge haben. Ich wiederhole: Dies ist ein Befehl von Lieutenant Pounds, es ist jetzt 15 Uhr 36, Dienstag. Bitte setzen Sie sich mit mir in Verbindung, falls Sie etwas nicht verstanden haben.«
    Der Anrufbeantworter zeigte an, daß die Nachricht tatsächlich um 15 Uhr 36 am Dienstag hinterlassen worden war. Wahrscheinlich kurz bevor Pounds nach Hause gegangen war. Scheiß auf ihn, dachte Bosch. Der Wagen ist sowieso ein Schrotthaufen. Meinetwegen kann er ihn haben.
    Die zweite Nachricht war von Edgar.
    »Harry, bist du da? Hier Edgar … Was heute passiert ist … Schwamm drüber, okay? Ich habe mich wie ein Arschloch benommen und du auch. Vergessen wir das Ganze. Ob du nun mein Partner bist oder warst, ich verdanke dir viel, Mann. Und wenn ich das mal vergesse, dann hau mir eins über den Kopf wie heute. Nun zu den schlechten Nachrichten. Ich habe diesen Johnny Fox auf alle mögliche Weise überprüfen lassen. Resultat Null. Das schließt die Datenbanken von NCIC, DOJ, DPP, Strafvollzugsanstalten, Bundeshaftbefehle ein. Ich habe alle Geschütze aufgefahren. Sieht aus, als sei der Typ sauber – falls er lebt. Du hast gesagt, er hätte keinen Führerschein. Ich würde schätzen, entweder hast du einen falschen Namen, oder er ist tot. Also, das wär’s. Ich weiß nicht, was du untersuchst. Wenn du aber noch etwas brauchst, ruf mich an … Oh, und halt die Ohren steif, Kumpel. Ich geh jetzt auf Zehn-Sieben. Du kannst mich zu Hause erreichen, wenn …«
    Die Nachricht brach ab. Edgar hatte die Zeit überzogen. Bosch ließ das Band zurücklaufen und goß sich Kaffee ein. Als die Nachfrage beim Kfz-Amt nichts ergeben hatte, hatte Bosch angenommen, daß Fox im Gefängnis sei, wo Führerscheine nicht ausgestellt oder gebraucht wurden. Aber Edgar hatte ihn weder im Strafvollzug noch in einer der nationalen Computerdateien für Verbrecher gefunden. Das legte die Vermutung nahe, daß Johnny Fox tatsächlich ein braver Bürger geworden oder gestorben war. Wenn Bosch ein Spieler gewesen wäre, hätte er Geld auf die letztere Möglichkeit gesetzt. Typen wie Johnny Fox änderten sich nicht.
    Da er aber nicht wettete, konnte er nur zum Standesamt von Los Angeles County fahren und nach einer Todesurkunde suchen. Ohne Sterbedatum wäre das allerdings die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Es könnte Tage dauern. Bevor er das tat, würde er es auf einem leichteren Weg versuchen. Bei der L. A. Times.
    Er ging wieder ins Haus und wählte die Nummer einer Polizeireporterin. Keisha Russel war neu und mühte sich noch ab, Fuß zu fassen. Vor einigen Monaten hatte sie einen Versuch gestartet, ihn als Quelle zu rekrutieren. Die übliche Methode war, daß Reporter mehrere Artikel über ein Verbrechen schrieben, das eigentlich gar nicht so viel Aufmerksamkeit verdiente. Die Berichterstattung verschaffte ihnen ständigen Kontakt mit den zuständigen Detectives und gab ihnen eine Chance, sich bei ihnen einzuschmeicheln und sie möglicherweise als dauerhafte Quellen anzuzapfen.
    Russel hatte in einer Woche fünf Stories über einen seiner

Weitere Kostenlose Bücher