Der letzte Drache
zeigte Ella sein Muttermal. Ella stieß einen Laut der Überraschung aus.
“Das sieht ja fast genauso aus wie meins.”
“Und es ist an fast der gleichen Stelle. Ist dir schon aufgefallen, dass es dem Bild auf dem Pergament ähnelt?”, fragte Baldur.
“Am Morgen nachdem wir das Pergament gelesen haben ist es mir vor dem Spiegel aufgefallen. Du glaubst das ist kein Zufall?” Ellas Stimme klang unsicher.
“Ich hatte es mir eingeredet, dass es ein Zufall ist. Aber dass wir beide praktisch das gleiche Mal haben, an der gleichen Stelle, das aussieht wie das Bild auf einem jahrhundertealten Pergament, das wäre ein extremer Zufall. Ich denke, wir gehören irgendwie dazu, zur Drachenbruderschaft.”
Baldur hatte den Gedanken zum ersten Mal laut ausgesprochen, und er bekam eine Gänsehaut. Auch Ella durchfuhr es heiß und kalt.
“Baldur, was bedeutet das?”
“Ehrlich? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Schätze wir müssen nun Drachen beschützen.”
“Na, dann wollen wir sie erst mal finden, oder?”
“Magst du ne Cola zum Frühstück?” Baldur ging zur Minibar.
“Ist da ein Keks drin? Oder irgendwas anderes zu essen? Ich hab wirklich, wirklich Hunger:”
“Chips?”
“Super! und ein Wasser, ein stilles bitte.”
“Roomservice, hier ist ihre Bestellung.”
Baldur kehrte zurück ins Bett und trank einen Schluck Cola, Ella fiel über die Chips her.
“Ich habe noch nie so eine Kette wie die von meinen Großvater irgendwo anders gesehen. Das ist wirklich ein seltsamer Zufall. Erzähl mal von deinem Vater.”
“Mein Vater ist ein Abenteurer, der selten zu Hause ist. Deswegen hat meine Mutter ihn wohl geheiratet. Meine Mutter kommt aus einem ziemlich wohlhabenden und ziemlich behüteten Haus. Dieser wilde Typ, von dem man nie wusste, was er als nächstes machen würde, hatte es ihr von der ersten Begegnung an angetan. Sie war im Urlaub in Australien und machte eine Dschungeltour für Touristen mit, als er plötzlich wie Crocodile Dundee mit einer mindestens ein Meter langen Machete aus dem Dickicht auftauchte und vor ihr stand. Seit dem Tag war es um sie geschehen. Mein Vater war besessen von Drachen. Er war ständig auf Reisen, immer auf den Spuren von Drachen. Von ihm habe ich meine eigene Leidenschaft für die alten Feuerspucker geerbt.” Ella kuschelte sich in die Kissen. Ihre Gedanken waren weit weg bei ihrem Vater.
“Das ist schon komisch. Das erinnert mich sehr an meinen Großvater. Er war auch geradezu besessen von Drachen. Ella, das hängt sicherlich irgendwie zusammen. Hast du ein Bild von deinem Vater?”
“Ja klar, trag ich immer in meinem BH bei mir.” Ella schaute Baldur an, als sei er ein Pantoffeltier.
“Äh, ja klar.” Es wurde Zeit, die Kleidung zu finden. Baldur wälzte sich aus dem Bett und das gelang ihm erstaunlich gut. Viel zu durchsuchen gab es in dem eher kleinen Hotelzimmer nicht. Der Kleiderschrank, das natürliche Habitat für Kleidung, war leer bis auf den hoteleigenen Bademantel. Ella war währenddessen ins Bad gegangen.
“Hier ist was.” Baldur folgte ihr. Dort lag ihre Kleidung, säuberlich gestapelt. Die hatten sie sich gestern Nacht ganz sicher nicht wie Tiere vom Leib gerissen. Es war alles da. Baldur atmete entspannt aus. Ella nicht.
“Ok, ziehen wir uns an und verschwinden.” Baldur begann, seine Sachen aus dem Stapel zu sortieren.
“Unmöglich.” Ella wirkte verzweifelt. Baldur schaute sie fragend an.
“ Wieso, ist doch alles da. Kannst sogar dein Zitronenfalter Top wieder anziehen und musst nicht als Drachenschlächter mit Blutlache durch die Straßen laufen.” Doch Ella ließ sich nicht aufmuntern.
“Die Sachen sind doch getragen.”
Baldurs Augen weiteten sich.
“Und wie soll ich mich schminken? Ich kann doch nicht ungeschminkt das Zimmer verlassen.”
“Natürlich nicht. Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen.” bemerkte Baldur sarkastisch.
“Männer.”
Ella nahm den Telefonhörer ab.
“Ist da die Rezeption? Ja, genau, Zimmer 211”, das stand auf dem Telefon. ”Ich bräuchte ganz dringend einige Kosmetika. Könnten Sie mir folgende Produkte besorgen?” Ella begann eine Aufzählung, vor der Baldur ins Bad unter die Dusche flüchtete. Das heiße Wasser tat ihm gut, er war fast wieder wach. Er zog sich an und kehrte zurück ins Zimmer. Ella hatte sich mittlerweile in den Bademantel gewickelt. Das grüne Logo mit dem Bild eines Hirschgeweihs und dem Schriftzug “Hotel zum Hirschen” wirkte an ihr, die er bisher
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