Der letzte Drache
sollten alles private Autobahnen sein, am besten mit einer richtig teuren Vignette, mindestens 1000€ im Jahr. Dann wär mal richtig Platz hier. Dann würden diese Asi-Fahrer mit ihren Abwrackprämienzombies, die keine 1000€ kosten, hier nicht mehr fahren.” Jason war diese Seite von Lara unangenehm, doch da er ihre Kraft und Energie fast so sehr bewunderte wie ihr gutes Aussehen, sah er darüber hinweg. Die Frauen standen auf Jason, er hatte es immer leicht gehabt. Vielleicht rührte daher seine Vorliebe für starke Frauen.
Als sie endlich in der Stadt ankamen, hatte die Dämmerung bereits begonnen. Lara war wütend.
Sie hasste Staus, sie hasste Langsamkeit und sie hasste es ganz allgemein, wenn die Dinge nicht so liefen, wie sie es sich vorstellte.
“Jetzt brauche ich ein vernünftiges Hotel. Jason, was hast du für uns gebucht?” Jason sah sie überrascht an.
“Ich sollte ein Hotel buchen?” Laras Gesicht lief rot an. Doch bevor sie die Wut heraus ließ, überlegte sie es sich. Wutausbrüche gegenüber Unterlegenen waren ein Zeichen von Schwäche. Sie hatte gewusst, auf was sie sich mit Jason eingelassen hatte. Er war nützlich in dieser Sache, er sah passabel aus und er tat was sie wollte. Aber er tat es im Rahmen seiner Möglichkeiten.
“Ja, solltest du. Aber kein Problem. Ich klär das.”
Sie nahm ihr Telefon und tippte sich durch die gängigen Portale.
“Mist. Die haben hier nur ein Hotel, das den Namen auch verdient und das ist laut Luxushotel.de auch noch ausgebucht. Auf geht‘s.” Lara folgte den Anweisungen ihres Navigationssystems. Jason war irritiert. Hatte Lara nicht gesagt, es sei ausgebucht?
“Sie haben ihr Ziel erreicht. Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite.” Das Navigationssystem sprach mit der deutschen Synchronstimme von George Clooney. Das Hotel hatte zwar 4 Sterne, sah aber aus, als stammte es aus den 80ern. Lara und Jason nahmen ihr Gepäck, zwei große Rimova Rollkoffer im Alu Design, gingen zur Rezeption und klingelten. Sie nutzen tatsächlich noch diese altertümlichen Glocken. Niemand war zu sehen. Sie schauten sich in der Rezeption um. Auch hier die dunklen Farben der 80er, viel Holz. Eine Wand war offensichtlich renoviert worden. Sie war mit hellgrauen Stoffbahnen bespannt. In der Mitte hing ein circa drei Meter hohes und zwei Meter breites Stoffbild, das zwei Menschen und einen Hund zeigte, offenbar ein Brautpaar. Sie schienen beide Ende 30. Die Frau war stämmig, kurze blonde Haare. Das schulterfreie Kleid legte fleischige Oberarme bloß, die sie auch noch demonstrativ auf ein Treppengeländer gelegt hatte. Um den Hals, am Arm, an den Ohren, kurzum überall, wo Platz dafür war, trug sie mäßig geschmackvollen Schmuck. Ihr Gatte war in einen seidig glänzenden bordeauxroten Anzug gekleidet. Auch er trug allerlei Schmuck, von der Krawattennadel über Manschettenknöpfe bis zu einem Ohrklipp. Sein molliges Gesicht schmückte ein Oberlippenbart. Vor den beiden saß ein Dalmatiner, der ihnen bis zur Brust reichte. Lara war begeistert, das waren echte Menschen, die sich und das was sie hatten, selbstbewusst zur Schau stellten. Das waren nicht die üblichen Modepuppen. Sie liebte Stärke.
Endlich kam jemand. Eine Frau in mittleren Jahren, etwas mollig, mit kurzen blonden Haaren.
“Das sind Sie auf dem F oto, oder?” Lara legte nicht viel Wert auf Höflichkeitsfloskeln.
“Ja, das sind mein Mann und ich bei unserer Hochzeit letztes Jahr. Das war der schönste Tag meines Lebens.” Sie seufzte.
“Ein schönes Bild. Sie haben Geschmack. Wir brauchen ein Zimmer.” Lara kam auf den Punkt.
“Es tut mir wirklich leid, aber wir sind ausgebucht. Diese Woche ist der Sommer-Bauernmarkt. Da sind wir immer voll, meist schon ein Jahr im Voraus.” Frau Ruppig vom Hotel Ruppig bedauerte das wirklich, denn zu ihrem Hochzeitsbild hatte sie auch schon ganz andere Bemerkungen aufgeschnappt. Selten, dass jemand dieses Bild so zu schätzen wusste.
“Verstehe. Es ist aber wirklich dringend.” Lara legte, während sie das sagte, zwei 500 € Scheine vor sich auf den Tresen.
“Wenn das so ist, schau ich nochmal nach. In Notlagen helfen wir natürlich gern.” Sie ließ die beiden Scheine in ihrer Tasche verschwinden und schaute nochmal eifrig durch das Reservierungssystem.
“Ich könnte ihnen unser schönstes Zimmer anbieten, es ist gerade frei geworden. Wegen des Marktes kostet es allerdings ein wenig mehr als sonst, 500€ pro Nacht.”
“Meine Liebe, es geht
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