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Der letzte Drache

Der letzte Drache

Titel: Der letzte Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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nunmehr verloren. Immerhin füllte es den Magen. Rocket war eine willkommene Abrundung ihrer Mahlzeit. Sie tranken je zwei Dosen und fühlten sich leicht und beschwingt. Ella fragte sich, ob eine lauschige Vollmondnacht, zu zweit im Wald, ein wenig Alkohol, nicht die Zutaten waren, die den Herrn Doktor ein wenig lockerer machen würden. Baldur hingegen hatten die zwei Drinks eine bleierne Müdigkeit beschert. Er hatte sich mittlerweile eingestanden, dass er Ella irgendwie ganz sympathisch fand. Und natürlich sah sie auch gut aus. Aber irgendwie steckte er in dieser “wir sind ein Team”, “wir arbeiten zusammen an einer Sache” Situation fest und wusste nicht recht, wie er da raus kommen sollte. Er wollte sie nicht plump anmachen, dafür hätte er sich selbst gehasst. Das war er nicht. Er wollte ihr aber auch keine Signale auf die klassische Art senden, mit Komplimenten und ähnlichem. Er fand, dass er sie damit ent-emanzipiert hätte, sie also in ihre Frauenrolle zurückgeworfen hätte. Doch genau ihre positive zupackende Art hatte er schätzen gelernt. Und überhaupt fürchtete er sich davor, dass sie in ihm wirklich nur einen Mitstreiter bei der Drachensuche sah. Und nicht mehr. Kurzum, die Situation war Baldur zu kompliziert, so dass er sich ihr lieber erst gar nicht stellte. Mondschein und Alkohol hin oder her, sie waren hier um den Drachen zu finden. Alles Weitere würde sich ergeben. So wünschte er Ella eine gute Nacht, rollte sich in seinen Schlafsack ein und war im Handumdrehen eingeschlafen. Ganz so hatte sich Ella diesen Abend nicht vorgestellt, aber es war ja hoffentlich nicht ihr letzter. Mit mäßig guter Laune legte auch sie sich schlafen.
    Der nächste Morgen schien ihnen deutlich mitteilen zu wollen, dass ein Tag voller Entscheidungen anbrach. Es war neblig, der Boden war voller Raureif und es war deutlich kälter als an den Tagen zuvor. Die Sachen waren klamm und sie trauten sich kaum ihre wohlig warmen Schlafsäcke zu verlassen. Doch es musste sein. Sie packten ihre sieben Sachen zusammen und brühten sich ihren Instant-Kaffee. Das ging Ella nun elegant von der Hand, als hätte sie nie anders gefrühstückt. Doch die Anspannung hing physisch in der Luft. Beide wussten, dass sie keinen rechten Plan hatten, wie sie der offensichtlichen Falle entgehen konnten und beide wussten auch, dass sie zur Höhle gehen mussten. Das schlechte Wetter tat sein Übriges. Selbst Ella war ungewohnt einsilbig. Schließlich brachen sie auf.
    Baldur blickte gebannt auf sein Handy und verfolgte ihren Weg. Der Wanderpfad führte sie direkt zu dem markierten Punkt auf der Karte, bei dem sie die Drachenhöhle vermuteten. Das sollte mit einer kurzen Wanderung von circa einer Stunde zu machen sein. Die Sonne war inzwischen aufgegangen. Ihre Strahlen wärmten die Erde und langsam vertrieben sie die Nebelschlieren. Mit steigenden Temperaturen besserte sich auch ihre Laune. Allerdings bot der tiefe Wald, in dem sie sich jetzt bewegten, noch immer viele Stellen tiefen Schattens.
    “Baldur, schau mal, deine Kette” Ella war irritiert. Sie waren gerade in einer solchen finsteren Ecke.
    “Was ist mit der Kette?”
    “Ich finde sie glimmt.”
    “Sie macht was?” Baldur fingerte den Stein unter seinem Hemd hervor und sah ihn sich genau an. Es wäre übertrieben gewesen zu sagen, sie leuchtete, aber tatsächlich schien sie einen matten Schimmer zu zeigen, den er zuvor nicht an ihr bemerkt hatte.
    “Stimmt, irgendetwas ist mit der Kette.”  Beide waren nun stehengeblieben. Ella formte mit ihren Händen eine dunkle Umschließung.
    “Leg ihn mal hier rein.” Baldur nahm die Kette ab und gab Ella den Stein. In der Dunkelheit ihrer Handwölbung war dieses leichte Schimmern deutlich zu erkennen.
    “Faszinierend. Was mag das bedeuten?” Sie konnten sich keinen Reim darauf machen und setzten ihre Wanderung fort. Baldur hatte das Gefühl, als würde das Schimmern an Intensität zunehmen, war sich aber nicht sicher.
    Schließlich erreichten sie den See.
    “Komm, wir verlassen hier den Weg, genau hier würden sie uns ja erwarten.” Eigentlich reichlich spät, fuhr es Ella durch den Kopf. So viele Wege zu dieser Stelle gab es ja nicht, wahrscheinlich wurden sie bereits beobachtet. Trotzdem folgte sie Baldur etwas tiefer in den Wald. Sie legten ihr Gepäck ab und beobachteten Lichtung und See.
    “Es ist alles so, wie es Dietrich beschrieben hat. Dort droben ist auch der Wasserfall” Er zeigte auf die andere Seite des kleinen

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