Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
warum es bei mir anders sein soll.“
„Das reicht!“ Die Königin erhob sich. „Du fragst mich, wozu der Kristall gut sein soll. Aber ich frage dich, was uns ein weiterer stinkender Drachenkadaver nutzt?“
„Wenn es erlaubt ist“, meinte Lotharus, der sich leichtfüßig erhob. Die Königin nickte und legte sich eine Hand auf die bebende Brust, um wieder zu Atem zu kommen. „Dieser Herr der Drachen könnte uns sehr wohl nützlich sein. Er ist mehr als bloß eine weitere geflügelte Schlange aus ihrem Nest.“
Catija hob die Brauen. „Sprich weiter.“
Grinsend trat Lotharus an ihre Seite.
„Dieser Derkein, den deine Tochter geschnappt hat, ist der einzige Sohn ihres Königs und ihrer Königin, die wir bereits getötet haben.“
„Was?“, keuchte Alexia.
Mit einem Schlag wich alle Farbe aus dem Gesicht der Königin. „Das kann er dir unmöglich verraten haben. Woher willst du das wissen?“
„Mir ist etwas aufgefallen. Und zwar etwas, das ich bisher nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen habe.“ Er musterte Alexia mit seinen eiskalten Augen. Sie glitten herab zu ihrem Hals, bevor er ihren Blick erwiderte. „Möchtest du es ihr selbst sagen, oder soll ich das tun?“
Alexia überlegte, ob sie nicht lieber den Mund halten sollte. Die Möglichkeiten und Auswirkungen wären überwältigend, wenn es zutreffen sollte. Aber schnell wurde ihr klar, dass es gar keine Rolle spielte, was sie sagte oder nicht sagte. Lotharus würde es ihrer Mutter mitteilen, wenn sie es nicht selbst tat. Sie seufzte. „Der Herr der Drachen hat Reißzähne, genau wie wir.“
Die Königin fuhr sich erschrocken mit der Hand an den Mund. „Große Göttin, dann ist er es.“
Alexia bemerkte erstaunt den Ausdruck puren Entsetzens im Gesicht ihrer Mutter. Da stimmte etwas nicht. Ihre Mutter, die blutgierigste Königin seit vielen Jahrhunderten, hatte sonst vor nichts Angst. Aber in diesem Augenblick war sie offenbar zu Tode erschrocken.
„Lotharus, wir dürfen ihm nichts antun.“ Sie packte den Mann an den Ärmeln. „Wir müssen ihn freilassen.“ Ihre Mutter schien fast die Stimme verloren zu haben.
„Bist du wahnsinnig geworden?“, fragte Lotharus empört. „Etwas Besseres hätte uns doch gar nicht passieren können. Denk mal darüber nach, meine Liebe. Welch großartigeres Geschenk können wir unserem Volk machen als den Kopf seines schlimmsten Feindes? Er ist das letzte, das entscheidende,fehlende Bindeglied, das uns für unseren Triumph noch fehlt. Es gibt keinen anderen Erben für ihren Thron. Er ist ihre letzte Hoffnung, aber nun haben wir ihn in unserer Hand.“
„Aus genau diesem Grund müssen wir ihn gehen lassen.“ Catija war noch immer fassungslos.
„Auf keinen Fall.“ Er nickte einem Soldaten zu, der nun vortrat, den Kelch der Königin bis zum Rand füllte und ihn Lotharus reichte.
„Du bist geschwächt, meine Liebe. Sobald du wieder zu Kräften kommst, wirst du sehen, dass ich recht habe.“ Lotharus setzte ihr den Becher an die Lippen und drängte sie, zu trinken. „Ohne dieses Monster werden die Drachen aufhören zu existieren. Du wirst als die erfolgreichste Herrscherin aller Zeiten in die Geschichte eingehen, und wir werden die Welt beherrschen.“
„Du wirst die Welt beherrschen“, stellte Alexia trocken fest, aber die beiden achteten gar nicht auf sie.
Catija nahm einen tiefen Schluck aus dem Kelch, dann sah sie ihn fragend an. „Ich weiß nicht …“
„Deshalb hast du ja mich, damit ich für dich denke“, flüsterte er ihr ins Ohr. Als die Königin erneut den Kelch an ihre Lippen führte, lächelte sie.
Alexia hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging. Aber wenn sie nicht schnell etwas unternahm, war das Schicksal dieses Drachen besiegelt, und damit war ihre Mutter aus irgendeinem Grund nicht einverstanden.
„Können wir kurz miteinander sprechen, Mutter?“ Sie starrte Lotharus an. „Unter vier Augen.“
Für einen Augenblick befürchtete Alexia, er würde Einspruch erheben. Doch dann trat er beiseite. „Unterhaltet euch ruhig, meine Liebe. Ich habe einen Gefangenen, den ich verhören muss.“
Alexia schlug das Herz bis zum Hals, als er sich abwandte. „Warum?“, rief sie ihm nach. „Wenn er irgendetwas über den Kristall wüsste, hätten wir das schon letzte Nacht herausgefunden. Ich bin sicher, dass er gar nicht mehr in der Lage ist, etwas vor uns zu verbergen. Wir sollten tun, was die Königinsagt. Wir sollten ihn freilassen. Wir sollten den Drachen unseren guten
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