Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
Mutter, schwach, aber zuversichtlich.
„Wahrscheinlich wird sie dazu auch niemals in der Lage sein.“
„Lotharus, du bist zwar einer der Älteren, aber du hast noch nie mit eigenen Augen gesehen, wie eine Prinzessin sich in eine Königin verwandelt. Die Macht, die ihr mit der Thronbesteigung zufällt, wird beinahe genauso groß sein wie die der Großen Göttin selbst. In Verbindung mit der Ausbildung, die sie von dir erhält, wird meine Tochter zehnmal so stark sein wie irgendeiner dieser Soldaten, von denen du so viel hältst.“
„Um ihre Kraft mache ich mir keine Sorgen“, antwortete Lotharus. „Sondern um ihren Willen. Ihre Fähigkeit, nach dem Vorbild unserer Vorfahren zu herrschen …“
Alexia trat hinter den Sträuchern hervor. „Um meine Fähigkeiten brauchst du dir keine Gedanken zu machen.“ Lotharus wandte sich zu ihr um. Wie üblich trug er maßgeschneiderte schwarze Kleidung, in auffallendem Kontrast zu seiner bleichen Hautfarbe. Der mediterrane Teint ihrer Mutter, ihr strahlend weißes Gewand und ihre rabenschwarzen Haare standen dazu in deutlichem Kontrast.
Licht und Finsternis. Gut und Böse.
„Ah, Alexia, mein Schatz, da bist du ja.“ Catija wollte auf sie zugehen, um sie zu begrüßen, stolperte aber über die eigenen Füße und schwankte.
„Mutter.“ Alexia eilte zu ihr. „Geht es dir gut?“
„Alles in Ordnung.“ Catija wedelte ihre Sorge einfach weg. „Nur ein bisschen benommen.“
Als wäre er besorgt, legte Lotharus seinen Arm um die Hüfteder Königin und führte sie fort von Alexia. „Du musst etwas zu dir nehmen, mein Herz. Komm.“ Er geleitete sie zu den Gemächern des Rats.
Alexia folgte ihnen mit einigen Schritten Abstand. Ihr Blick war auf das schwarze geflochtene Haar ihrer Mutter gerichtet, das ihr auf den Rücken fiel. Der Zopf reichte bis zum Fußboden. Seine Spitze wischte mit jeder Bewegung ihrer Hüften wie ein Besen auf dem makellosen glänzenden Boden hin und her. Sie besaß noch immer einen ungeheuer jugendlichen, lebhaften Körper.
„Deine Thronbesteigung steht in zwei Tagen bevor, Alexia, aber du hast dir immer noch kein Kleid ausgesucht“, sagte die Königin.
Alexia öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Es hatte keinen Sinn, ihre Mutter daran zu erinnern, dass sie das Kleid gerade letzte Nacht gemeinsam ausgewählt hatten. Sie war in letzter Zeit so verwirrt und vergesslich. „Ich werde mich sofort darum kümmern“, erwiderte sie stattdessen.
„Gut.“ Ihre Mutter lächelte. „Wie Lotharus mir mitteilt, ist die Horde ganz begierig darauf, an der Zeremonie teilzunehmen. Da werden wir sie doch nicht enttäuschen wollen.“
Was erwartete ihre Mutter eigentlich von den Feierlichkeiten, überlegte Alexia. Wahrscheinlich begeisterten sich wirklich ein paar Leute, die ihr aber eigentlich fremd waren, und wahrscheinlich nur, weil sie einen Tag nicht zur Arbeit mussten. Ansonsten bedeutete ihnen die ganze Angelegenheit nicht viel oder gar nichts. Sie kamen, weil es bei den Festlichkeiten für jeden kostenlos zu essen und zu trinken geben würde, und nicht, um ihr oder ihrer Mutter alles Gute zu wünschen. Schließlich kannte sie keinen von ihnen persönlich, woraus sich logisch ergab, dass auch keiner von denen sie persönlich kannte.
Alexia folgte den beiden in den Sitzungssaal und behielt ihre Ansichten lieber für sich. Die kreisförmige Anordnung der Sitzbänke erinnerte sie an einen Whirlpool, den manche Menschen benutzten. Nur war der Saal mindestens zehnmal so groß undjetzt ganz leer. In der Mitte gab es auch kein Wasser, sondern einen weißen Steintisch. Der Tisch ruhte auf einem Podest und wirkte eher wie ein aus dem Boden wachsender riesiger Pilz.
Die Königin schritt zwei Stufen hinab und ließ sich auf den samtenen Kissen nieder, die auf den Sitzbänken lagen. Ihr weißes togaartiges Gewand legte sich wie ein Fächer um sie herum. Der dicke Zopf fiel ihr nun über die Schulter, wand sich schlängelnd um ihre Brüste und ruhte wie ein Python aus Haar in ihrem Schoß.
Alexia hockte sich auf den Boden und legte beide Hände auf den Tisch. Lotharus hatte hinter ihr auf der Stufe Platz genommen, der Stoff seiner Hose berührte die bloße Haut an ihrem Rücken. Um der Berührung zu entgehen, drückte Alexia ihr Rückgrat durch. Sie schaute nach hinten und sah, wie er ganz entspannt mit gespreizten Beinen auf der unteren Stufe saß, die Ellbogen auf die obere Stufe gestützt. Er musterte sie mit einem Anflug von Begehren,
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