Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord
denn diesmal so amüsant?“
Declan lachte auf. Seine geplatzten Lippen schmerzten, aber er ignorierte das. „Ich weiß gar nicht, was noch komischer ist. Die Tatsache, dass sie so scharf auf mich war wie eine Biene auf den Honig, oder die Tatsache, dass du eifersüchtig bist.“
Mit ein paar schnellen Schritten stand der Vampir wieder vor ihm. „Ich kann gar nicht eifersüchtig sein, denn sie gehört mir ja längst“, zischte er. „Du bist es, der eifersüchtig ist. Du hast einmal von ihrem Blut getrunken. Ich kann mir nur vorstellen, welche Kraft bei ihrem Geschmack durch deine Adern geflossen sein muss.“
Allein bei der Erinnerung kribbelten ihm die Reißzähne. Er presste die Kiefer zusammen und wollte sich nicht eingestehen,wie recht dieses Monster hatte.
„Sie ist wunderschön, und sie schien willig zu sein, sich dir hinzugeben. Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr du dir wünschst, sie noch einmal unter dir zu spüren. Diese weichen Lippen auf deiner Haut. Zu fühlen, wie die Hitze ihres Körpers dich verschlingt – so wie ich das kann. Und glaub mir, ich tue es auch.“
Es war völlig irrational, dass Lotharus’ Worte ihn so heftig berührten. Er kniff die Augen zusammen.
„Bei mir“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „musste ich sie wenigstens nicht dazu zwingen.“
Jemand holte tief Luft, eine Frau. Declan sah an Lotharus vorbei und erblickte Alexia. Sie war in ein bodenlanges, blassblaues Negligé und eine Robe gehüllt, die ihr goldblondes Haar betonten. Sie sah wunderschön aus, ätherisch und wirkte schockiert. Wie sie da so neben diesem Bett stand, musste Declan wieder an die Bilder aus dem Traum denken.
„Was hast du gesagt?“ Lotharus klang jetzt wie ein lüsterner, schmieriger Kerl.
Declan sah ihm in die Augen. „Das hast du doch gehört, du perverses Schwein. Bist du so erbärmlich, dass du eine Frau vergewaltigen musst, um mal zum Schuss zu kommen, oder geht dir einer dabei ab, wenn du unschuldigen Mädchen Angst und Schrecken einjagst?“
Lotharus zitterte vor Wut. Er sprang zum Kamin und riss einen silbernen Schürhaken aus dem Ständer.
Alexia fiel ihm in den Arm. „Lotharus, nein …“
Aus der Bewegung heraus knallte Lotharus ihr den Handrücken ins Gesicht. Instinktiv spannte Declan sämtliche Muskeln an, um sie zu beschützen. Er riss an seinen eisernen Fesseln. Aber Lotharus wirbelte herum und hieb ihm den Schürhaken in den Leib.
Für einen kurzen Moment war Declan nicht mehr bei sich. Er konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nicht mehr denken, es gab nur noch den unerträglichen Schmerz im Bauch. Lotharus beugte sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von DeclansGesicht entfernt war. „Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen. Und schon gar nicht vor einer fliegenden Ratte wie dir.“
Der Vampir richtete sich wieder auf und riss im selben Moment seinem Gegenüber mit der gezackten Spitze des Schürhakens die Haut auf. Declan klappte zusammen und hörte nur, wie das Ding, von Lotharus einfach weggeworfen, auf den Boden knallte.
Blinzelnd sah er auf. Lotharus rieb sich die Hände, als hätte er bloß eine Fliege erschlagen. „Schafft mir dieses Ding aus den Augen. Der blutet mir ja den ganzen Boden voll.“
In aller Eile lösten die Soldaten seine Fesseln, und Declan sank kraftlos in ihre Arme. Er versuchte Alexia zu entdecken, aber sie war nirgends zu sehen. Als alles vor seinen Augen verschwamm, schloss er die Lider und öffnete sie erst wieder, als die Wachen ihn in seiner Zelle mitleidlos auf den Boden warfen, eins seiner Handgelenke an der Wand festketteten und die Tür hinter sich zuknallten.
Declan schlang den freien Arm um seinen Bauch und rollte sich auf der Seite zusammen. Er konzentrierte sich darauf, zu atmen, an Tallon zu denken, sich Bilder von zu Hause vorzustellen. Er hatte gleich gewusst, dass diese Aktion nicht nur eine Sackgasse sein würde, sondern eine Fahrkarte in die Hölle. Aber Declan würde alle Qualen auf sich nehmen, um seine Artgenossen zu retten.
Genau wie seine Eltern das getan hatten.
Er starrte die schmierigen Wände an und merkte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Vielleicht hatten seine Eltern genau an dieser Stelle gelegen wie er, vielleicht hatten sie dieselben unerträglichen Schmerzen erdulden müssen, und doch hatten sie dem Tod gelassen ins Auge geblickt – der Gedanke daran erfüllte Declan mit Trost, und endlich fiel er in den Schlaf, den sein Körper so dringend
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