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Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord

Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord

Titel: Der letzte Drachenlord - Hatfield, M: Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meagan Hatfield
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brauchte.
    Die Königin schloss die Türen hinter sich, lief durch die Gartenanlage und eilte zu ihrer Kammer, ihrer letzten Zufluchtsstätte. Selbst den einst sicheren Hafen ihres eigenen Verstandes hattesie mittlerweile verloren.
    Tief hängende Laubblätter strichen über ihr Gesicht und ihre Arme, während sie sich ihren Weg durch die Sträucher bahnte. Als sie an der Statue der Göttin Diana vorbeikam, ergriff kalte Furcht ihr Herz und presste es zusammen. Catija hielt den Kopf gesenkt, wollte dem bohrenden Blick der Göttin nicht begegnen, umrundete den Brunnen und eilte den Pfad zu ihrem Schlafgemach entlang.
    Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, atmete Catija aus. Ihr rasender Herzschlag verlangsamte sich, und die unsichtbaren Finger, die ihren Hals umklammerten, lösten sich. Sie ging um das massive Bett herum, das die Mitte des Raums einnahm, und rannte dann beinahe nach hinten. Dort stand eine alte polierte Kommode aus Eichenholz und Mahagoni, deren rechteckige Oberfläche mit dem Profil einer jungen Frau verziert war. Sie saß in einem Kranz aus Glockenblumen und war umgeben von Vögeln, Kelchen, Urnen und anderem Geschmeide. Ihr langes Haar war zu einem engen Bund geflochten, der beinahe die Krone auf ihrem Kopf verbarg.
    Catija betrachtete das Bild dieser starken Frau. Es war ihr Familienwappen und das Zeichen der früheren Königinnen. Sie berührte das Holz mit den Fingerspitzen und schloss die Augen.
    Nie zuvor hatten die Last und die Bürde ihrer Verantwortung so drückend auf ihren Schultern gelegen wie im vergangenen Jahr. Obwohl es für sie in letzter Zeit beinahe unmöglich geworden war, sich auch nur an die einfachsten Dinge zu erinnern, gab es doch einen Grundsatz, den sie niemals vergessen würde.
    Nie stehen bleiben. Immer weitergehen.
    Ganz egal, welchen Preis sie dafür bezahlen musste und was immer auch passieren mochte. Ständig musste sie strategische Überlegungen anstellen und ihren nächsten Zug planen. Für sie war das Leben kaum noch mehr als ein Schachspiel. Als Person war sie nicht mehr wert als der niedrigste Bauer auf dem Schachbrett. Früher hatte sie noch daran geglaubt, am Ende die Oberhand zu behalten; aber das war schon lange her. Damals glaubtesie, sie könnte dieses Spiel beherrschen, Lotharus’ perverse Pläne unterlaufen, jeden seiner Schritte nicht nur ertragen, sondern schließlich über ihn triumphieren. Aber inzwischen brachte Catija nur noch mit Mühe die Kraft auf, jeden einzelnen Tag hinter sich zu bringen, und die Hoffnung auf einen Sieg hatte sich längst verflüchtigt.
    Aber das spielte auch keine Rolle mehr.
    „Ich muss dafür sorgen, dass sie in Sicherheit sind“, murmelte sie und öffnete den schweren Deckel der Kommode. In dem Kasten darunter befand sich ein uralter Plattenspieler, eine goldene Schallplatte war bereits aufgelegt.
    Spiel diese Platte, wenn du dich allein und verloren fühlst, dann werde ich immer bei dir sein, hörte sie in Gedanken eine vertraute männliche Stimme zu ihr sagen.
    Wie in Trance hob Catija den Tonarm an und setzte die Nadel auf die Platte. Sofort pulsierte ein leises melodisches Summen durch den Raum. Die sanfte Musik eines Orchesters schien zu ihr zu sprechen, sie an einen anderen Ort zu versetzen. Ein Gefühl von Frieden erfüllte ihren Körper mit jeder Note der Melodie und des Gesangs.
    In einem herzzerreißenden Auf und Ab schwoll die Musik schließlich zu einem Crescendo an. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Sekunden später spürte sie eine vertraute und höchst willkommene Präsenz, die sich wie aus dem Nichts im Raum zu materialisieren schien. Auf dem Marmorboden hinter sich hörte sie das laute und entschlossene Klacken von Absätzen.
    „Ist er tot?“, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Ein Teil von ihr fürchtete sich vor der Antwort. Da sie jedoch keine erhielt, blickte sie erwartungsvoll über die Schulter den einzigen Freund und Ratgeber an, der ihr noch geblieben war. Und manchmal hatte sie das Gefühl, sie könnte auch ihn verlieren. „Hat Lotharus den Fürsten der Drachen umgebracht?“
    „Noch nicht“, erwiderte Yuri endlich und stieg ein paar Stufen zu ihr empor. Catija musterte ihren Bruder mit Interesse. Obwohl sie ihn ihr ganzes Leben kannte, wurde er nie älter, seineErscheinung hatte sich seit den Zeiten ihrer Jugend, an die sie sich so gern erinnerte, überhaupt nicht verändert. Noch immer trug er sein schwarzes Haar schulterlang. Ein perfekt geformter und gestutzter Spitzbart

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