Der letzte Druide (German Edition)
Bein fest und versuchte, ihn durch ruckartige Bewegungen aus dem Gleichgewicht und zum Fall zu bringen. Ein zweiter und dritter Kobold folgte.
Länger wartete Bastian nicht. Er strauchelte bereits. Doch das Schwert führte seinen Arm auch noch im Stolpern sicher .
Singend fuhr es durch die Luft. Wieder genügte es, eine Art Halbkreis in den Raum zu zeichnen, um das Verhängnis für die vom Bösen Beseelten einzuleiten.
Das schrille Gekreische, das den Angriff der Kobolde begleitete, verstummte abrupt, als hätte die Schwertklinge ein unsichtbares Lautsprecherkabel durchtrennt. Die Gnome fielen von Bastian ab, wälzten sich mit weit aufgerissenen Augen und Mündern am Boden, brüllten aus Leibeskräften... aber kein Laut wurde hörbar! Wirbelnde Luftmengen schlossen sie ein, zerzausten ihre Haare und Barte und losen Kleidungsstücke und lösten sich erst auf, als der rasante Schrumpfungsprozess sie aus der sichtbaren Welt verbannt hatte.
Das ganze Turmzimmer war in tosende Luftmassen gehüllt. Der Turm selbst zitterte in seinen Grundfesten. Möbelstücke und Glasbehälter flogen durch den Raum; manche zerbarsten im Flug und entleerten farbig schillernde Flüssigkeiten, die dort, wo sie auftrafen, Boden oder Gegenstände zum Verformen brachten. Wie durch ein Wunder blieb Bastian davon unbelästigt. Er stand wie ein unbeteiligter Zuschauer inmitten des Infernos. Der Sturm schloss ihn aus. Kein Luftzug wirbelte sein Haar durcheinander. Eine magische Aura hüllte ihn ein.
Aber was war mit Patzer?
Alle Kobolde waren mittlerweile verschwunden, doch auch Bastians neugewonnener kleiner Freund war nirgendwo zu entdecken.
Ein schrecklicher Verdacht keimte in Bastian auf.
Hatte das unheimliche Schwert etwa keinen Unterschied zwischen den besessenen Angreifern und Patzer gemacht? War er ihm ebenso zum Opfer gefallen wie die Kobolde...?
Die bloße Vorstellung, es könnte so sein, ließ alle Kraft aus Bastians Körper weichen. Müde senkte er das Schwert.
ENBARR, wisperte es in ihm. Nenn mich ENBARR... das heißt 'der Erwiderer'... Ich bin das Schwert der Stille!
Eiseskälte wehte durch Bastians Verstand, als dieser zu begreifen versuchte, was jetzt geschah. Die Waffe — sprach mit ihm? Schon einmal hatte er kurz diesen Eindruck gehabt, bevor Lihou in die Turmstube einbrach. Aber da war er von zu vielen Dingen abgelenkt gewesen. Eine seltsame Schärfe prägte in diesen Sekunden sein Denken.
"Was hast du mit ihm gemacht?“, fragte er ernst und schüttelte dabei das Schwert, als wollte er seiner Frage dadurch den nötigen Nachdruck verleihen. "Was ist mit Patzer?"
Das Schwert schwieg. Es hielt es offensichtlich nicht für erforderlich, auf Bastian einzugehen. Statt dessen meldete sich eine piepsige Stimme aus einem umgestürzten Schrank am gegenüberliegenden Ende des Raumes: "Hier! Hier bin ich! Hilf mir, befreie mich, ich komme hier allein nicht 1 raus..."
Bastians Körper entspannte sich. Erleichtert steckte er das Schwert weg und rannte zu dem Schrank, der auf der Türseite lag und deshalb von innen nicht aufgemacht werden konnte. Der Schrank war massiv und dementsprechend schwer, aber unter Aufbietung aller Kräfte, gelang es Bastian, ihn ein gutes Stück hochzustemmen, sodass sich die Türflügel öffnen konnten.
"Raus!“, presste er hervor. "Schnell! Ich kann nicht mehr lange..."
Etwas Grellbuntes wieselte heraus.
Bastian ließ das schwere Möbelstück zu Boden poltern und wandte sich um. "Wie hast du denn das geschafft, da hinein zu kommen?“, fragte er vorwurfsvoll und ärgerte sich im nächsten Moment über sich selbst, weil er doch eigentlich heilfroh war, dass Patzer nichts passiert war.
Der Zwerg zuckte die Achseln. "Weiß nich', wollte abwarten, bis sich der Sturm verzogen hat, aber irgendwann ist das blöde Ding einfach umgekippt. Hab' mir ‘ne Beule geholt."
Stolz zeigte er auf seine Stirn, und tatsächlich wölbte sich dort etwas in dunklen Farben. Patzer trug es wie einen Tapferkeitsorden.
In diesem Augenblick lief eine Erschütterung durch den Raum. Ein heftiges Beben erfasste die beiden ungleichen Freunde.
"Jetzt passiert‘s", unkte Patzer. "Jetzt fällt uns Lihous Festung auf den Kopf!"
Bastian wollte widersprechen, aber dann merkte er, dass diese Befürchtung so abwegig gar nicht war. Etwas schien mit dem Diebstahl des Steins und dem Einsatz des goldenen Schwertes aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Lihous Tod hatte ein Übriges bewirkt. Was wusste er schon über die magischen
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