Der letzte Druide (German Edition)
einer Gesteinsschicht, die den Kompass beeinflusst. Lass uns ein Stück weitergehen. Beobachte die Nadel ganz genau."
Es dämmerte bereits. Der Abend und damit die Dunkelheit kamen rasch in dieser Jahreszeit.
Bastian hatte plötzlich das Gefühl, dass sie das Falsche taten, dass sie nicht weitergehen durften. Etwas stimmte nicht. Irgendwo lauerte Gefahr. Das wurde noch deutlicher, als sich ENBARR, für Patzer unhörbar, bei ihm zu Wort meldete .
Bleib stehen! blitzte es durch sein Bewusstsein, und er gehorchte instinktiv.
Patzer merkte es nicht sofort, und so ging er noch ein paar Schritte voraus, ehe ihn Bastians Warnung erreichte.
„Stopp!“, rief er.
Doch zu spät.
Sie mussten sich schon seit geraumer Zeit auf unsicherem Boden bewegen, und nun brach der Zwerg trotz seines geringen Körpergewichts in die Grasschicht ein, die alles bedeckte .
Darunter aber lauerte das Moor, vor dem Rednek sie noch eindringlich gewarnt hatte!
Sie wären auch nie und nimmer damit in Kontakt geraten, wenn der Kompass sie nicht an der Nase herumgeführt hätte. Bastian zweifelte keinen Augenblick, dass feindselige Kräfte ihre Hände im Spiel hatten. Derselbe Gegner, der so viel Aufwand betrieben hatte, um den magischen Stein an sich zu bringen, aus dem ENBARR hervorgegangen war; der den Stein aber selbst nicht nutzen konnte, weil sich die darin schlummernden Kräfte nicht mit seiner Natur vertrugen. So war er schon froh gewesen, ihn aus dem Verkehr gezogen zu haben...
Dieser Feind, der bislang unsichtbar geblieben war, hatte einen Namen: ARAWN!
Hatte er den Kompass manipuliert?-
Was spielte das in diesem Moment für eine Rolle? Bastian war zum Handeln gezwungen. Patzer tauchte einige Meter vor ihm in unglaublichem Tempo immer tiefer in die geborstene Grasfläche ein. Es sah aus, als würde etwas von unten an ihm ziehen und zerren. Der Zwerg kreischte voller Entsetzen. Bis zur Schulter war er bereits verschwunden. Nur der pelzbemützte Kopf schaute noch aus dem dunklen, dampfenden Brei heraus, der ihn zu verschlingen drohte.
"Hilf mir!“, schrie Patzer. "So hilf mir doch..."
Seine Schreie gingen in ein unverständliches Gurgeln über.
Bastian überlegte fieberhaft. Seine Gedanken überschlugen sich. Was sollte er tun? Gleich würde alles zu spät sein. Er sah kaum noch Patzers Haarschopf, und wenn er selbst zu der Stelle eilte, würde er noch schneller versinken, weil er viel größer und schwerer war...
Vorne tauchte Patzers Arm aus dem Moor auf. Sein Kopf war schon verschwunden. Wie ein Ertrinkender reckte er die Faust nach oben.
Bastian konnte kaum noch hinsehen.
Tu etwas! befahl er sich selbst.
Er griff nach ENBARR. Schneller als er denken konnte, verwandelte sich das goldene Schwert unter dem zögerlichen Zugriff zurück in den magischen Stein.
Bastian holte kurz aus und schleuderte ihn von sich.
Er hatte genauso wenig Gewicht wie ENBARR und er flog wie in Zeitlupe auf Patzers qualvoll geöffnete Hand zu, die nun ebenfalls wieder am Verschwinden war.
Ehe die Hand untertauchte, im allerletzten Moment, landete der Stein darin. Patzers Finger schlossen sich krampfartig darum, und dann schloss sich gurgelnd die zähe, breiige Moorfläche über ihnen...
Bastian stand da wie versteinert.
Er hatte Patzer verloren!
Dumpf sickerte die Erkenntnis in ihn, dass nun auch er verloren war. Nach dem Verlust des Freundes hatte er keine Chance mehr, sein Vorhaben zu verwirklichen. Außerdem hatte er auch noch das Schwert eingebüßt. Wie sollte er jetzt dem übermächtigen Feind gegenübertreten? Wie sollte er überhaupt jemals zur Dunklen Schmiede gelangen? Das Moor würde auch ihn verschlingen, daran gab es keinen Zweifel.
Ein paar letzte Blasen zerstoben vor ihm an der Oberfläche der Einbruchstelle.
Bastian spürte, wie alle Kraft aus seinem Körper wich. Erst jetzt wurde ihm in letzter Konsequenz klar, auf was er sich eingelassen hatte. Auch Rolf und Hendrik würden sterben, wenn er nicht zurückkehrte. Keiner würde dieses Abenteuer überstehen.
Bastian sank zu Boden. Er setzte sich auf sein Hinterteil, wobei der Pelz die Bodenkälte weitestgehend fernhielt, aber er hätte sie ohnehin kaum gespürt.
Wie hypnotisiert starrte er zu der Stelle, wo Patzer verschwunden war. Er wartete, obwohl es sinnlos war.
Es wurde Abend.
Es wurde Nacht.
Doch Dunkelheit wollte nicht einkehren. Das Moor leuchtete auf eigene, unerklärliche Art, und es schien fast, als wollte es Bastian auch jetzt noch die Stelle zeigen, wo sein
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