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Der letzte Druide (German Edition)

Der letzte Druide (German Edition)

Titel: Der letzte Druide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Gefährte gestorben war.
    Irgendwann fielen dem Jungen die Augen zu.
    Und dann kamen sie ihn holen...
     
     
    Sie tauchten aus den Schatten der Nacht, wuchsen aus den phosphoreszierenden Gräsern und schlichen sich lautlos an den Schläfer heran.
    Sie waren klein und teuflisch.
    Sie wollten ihre Rache und seinen Tod.
    Und sie hatten leichtes Spiel mit ihm, denn er war steif-gefroren, und selbst als er durch die vielfältigen Berührungen erwachte, war er zu keiner ernsthaften Gegenwehr mehr fähig.
    Sie kamen im Dutzend und schleiften ihn mühelos davon. Bastian war wie gelähmt. Offenen Auges sah er die Moorlandschaft an sich vorüberziehen, und er wusste nicht, wie lange sie unterwegs waren, als der seltsame Konvoi zum Halten kam.
    Die Gestalten, die ihn überwältigt hatten, sah er nur verschwommen. Klein waren sie, das war alles, was er mit Sicherheit zu sagen vermochte. Und sie liebten ihn nicht gerade, wie er ihrer knurrenden Lautsprache zu entnehmen glaubte.
    Irgendetwas stimmte mit seinem Sehvermögen nicht. Sein Blickfeld war völlig eingeengt, als sei es geschrumpft. Hin und wieder hatte er auch Gleichgewichtsprobleme.
    Was geschah mit ihm?
    Wohin brachten ihn die nächtlichen Moorgespenster?
    An einem Felsvorsprung irgendwo im Moor waren sie zum Stehen gekommen. Aufgeregte Laute drangen an Bastians Ohren. Er bemühte sich, die Augen zusammenzukneifen, um den Fels vor ihm besser studieren zu können. Das Bemühen war nicht sehr erfolgreich, aber immerhin konnte er eine dunkel
    gähnende Öffnung ausmachen. Dort trieben sie ihn hinein. Denn dort sollte er sterben.
     
     
    Es wurde ein Gang in die Unterwelt.
    Die Wände, Boden und Decke des tunnelartigen Schachtes, durch den Bastian auf unwirkliche Weise geschleppt wurde, glänzten moorfeucht und leuchteten ähnlich wie die Grasdecke draußen in kaltem Licht.
    Allmählich kehrte Bastians Sehkraft zurück, und bald erkannte er auch, wer seine Entführer waren: Trolle, Kobolde der gleichen Art, wie er ihnen in Lihous Festung begegnet war! Nur dass diese noch schrecklichere Grimassen schnitten und ihre Leiber vor Schmutz starrten. Jeder Einzelne sah aus, als habe er gerade ein Bad im Morast genommen...
    Irgendwann ließ auch die Lähmung seines Körpers nach, seine Glieder wurden wieder spürbar, waren noch etwas steif und ungelenk, aber sie gehorchten ihm wenigstens wieder. Das war zu einem Zeitpunkt, als der Tunnel vor ihnen endete und in ein unterirdisches Reich mündete.
    Die Trolle ließen Bastian einfach fallen. Er landete hart auf seinem Hintern, umwieselt von boshaft glotzenden kleinen Geschöpfen, die sich an seinem maßlosen Staunen weideten.
    Bastian vergaß sie für ein paar Momente.
    Das gruselige Panorama nahm ihn ganz gefangen.
    Die Welt vor ihm sah aus wie eine riesige, etwa einen Quadratkilometer große Halle, deren Decke in regelmäßigen Abständen von häuserdicken Steinsäulen gestützt wurde. Die lichte Höhe vom Boden bis zur Decke betrug nicht mehr als etwa zehn Meter, und dieser Ort war, wie gesagt, unterirdisch angelegt, es konnte also kein Sonnenstrahl hierher dringen, und dennoch war es fast taghell!
    Was Bastian dabei am meisten faszinierte und ihm auch leise Furcht vermittelte noch ehe er die Umgebung näher in Augenschein nahm, war die Decke.
    Sie war es, die diesem Ort unter der Erde trotz Licht und Luft und Wärme die Atmosphäre eines Grabes vermittelte! Sie sah aus, wie aus erstarrtem, mit einer festigenden Glasur überzogenem Morast, und aus ihrer relativ glatten Oberfläche ragten in lockeren Abständen seltsame Gebilde heraus, die den Anschein erweckten, jemand habe versucht, sie oben an der Mooroberfläche in den Boden zu rammen, sodass sie teilweise in der Höhle gelandet waren. Dort steckten sie jetzt in der Decke, weil es nicht gelungen war, vollends durchzubrechen.
    Es waren Trümmerstücke.
    Reste von Mauern, Einrichtungsgegenständen, Bäumen mit zerstörten Holzbauten in den Wipfeln... Es waren die Überbleibsel von Arawns Festung! Der Zeitstrom musste sie kurz nachdem Bastian und seine Freunde geflohen waren, abgestoßen haben. Da sie sich ohnehin in der Auflösung befunden hatte, waren ihre Überreste durch einen unglaublichen Zufall in diesem Moorgebiet niedergegangen...
    Zufall?
    Bastian schüttelte unwillkürlich den Kopf. An solche Zufälle glaubte er nicht. Die Trolle hatten hier auf sie gewartet, hatten ihnen aufgelauert und wahrscheinlich auch den Kompass beeinflusst. Aber sie allein konnten das nicht

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