Der letzte Druide (German Edition)
lachte wie ein betrunkener Bär...
Nein, dachte Bastian, er lacht wie der Mann, der uns das Leben gerettet hat.
Er brauchte nur nach links zu schauen. Dort lagen die Zwillinge, zwei in Fischernetze gehüllte, festverschnürte, eiskalte Pakete, von denen keine Gefahr mehr ausging, sofern es in menschlichem Ermessen lag.
Rednek hatte Geräusche gehört und war nach oben gestiegen, um nach dem Rechten zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bastian bereits das Bewusstsein verloren gehabt. Rednek hatte Rolf und Hendrik mit aller Gewalt von ihren Opfern reißen müssen. Dabei hatten sie sich gegen ihn gewandt und unglaubliche Kräfte entwickelt. Erst als der Fischer eines der herumliegenden Netze gegriffen und über die Amokläufer geworfen hatte, merkte er, wie ihnen beizukommen war. Ihre ganze Stärke nützte nichts mehr. Je heftiger sie sich wehrten, um so tiefer verstrickten sie sich in dem Netzwerk, das all ihren Ausbruchversuchen standhielt. Zusätzlich nahm Rednek ein paar dicke Seile zu Hilfe, und Myrna, die inzwischen hinzugekommen war, half beim fachmännischen Verschnüren der Zwillinge, die von da ab wieder in reglose Starre verfielen und auf nichts mehr reagierten. Dieser Zustand war mittlerweile nur allzu bekannt.
"Wie können wir dir nur danken", sagte Bastian und rieb sich den immer noch schmerzenden Hals. Er war minutenlang bewusstlos gewesen. Sein Kopf brummte wie ein ganzer Bienenschwarm.
"Ja", stimmte Patzer ein, der den Überfall glücklicherweise ebenso unbeschadet, was ernsthafte Verletzungen anging, überstanden hatte. "Wir sind in deiner Schuld." Ganz ernst sprach er die Worte, fast wie einen Schwur.
Bastian sah ihn verwundert an.
"Um so mehr", fuhr Patzer fort, "wo wir so sehr an deiner Lauterkeit gezweifelt haben..."
Jetzt war es an Rednek, verwundert dreinzuschauen.
Bastian ahnte, was nun folgen würde, aber er machte keine Anstalten, es zu verhindern. Und tatsächlich sprach Patzer den Fischer auf die mitternächtliche Verwandlung seiner Familie an. Er berichtete, was sie beobachtet hatten.
"Wir wollten euch nicht nachspionieren, aber ihr müsst einsehen, dass wir um unsere Sicherheit besorgt sind", schloss der Zwerg.
Rednek hatte längst aufgehört zu lachen.
Ebenso ernst wie Patzer antwortete er: "Das sehe ich ein Aber von einer Verwandlung, wie du sie beschrieben hast, weiß ich nichts. Nicht einmal davon, dass wir das Haus verlassen haben sollen... Und das ist die Wahrheit."
Sie mussten ihm glauben. Seit er ihnen das Leben gerettet hatte, gab es eigentlich auch keinen Grund mehr, ihm zu misstrauen. Hätte er besser beweisen können, dass er auf ihrer Seite stand? Gleichzeitig war damit das Hemmnis verschwunden, das Bastian daran hinderte, zur Dunklen Schmiede aufzubrechen, um den weisen Saramoon um Hilfe für Rolf und Hendrik zu bitten. '
Bastian teilte seinen Entschluss Rednek mit.
"Das habe ich erwartet", meinte der Fischer lapidar.
Und Patzer versicherte, dass er ihn natürlich auf der gefahrvollen Reise quer über die Insel begleiten würde, das verstehe sich von selbst. Schließlich müsse jemand auf ihn
achtgeben.
1. Etappe: Die Moorbolde
Der Abschied war kurz und schmerzlos verlaufen, schließlich sollte es kein Lebewohl für immer sein. Die beiden Zwillinge waren bei Redneks Familie gut versorgt und konnten keinen Schaden mehr anrichten, dessen war sich Bastian sicher. Nun galt es, jemanden zu finden, der Lihous Fluch brechen und die bösen Geister aus dem Blut der Freunde vertreiben konnte. Bastian hoffte, dass dieser Saramoon dazu willens und in der Lage sein würde...
Seit Stunden marschierten sie über die windige Insel. Patzer trug einen von Rednek gefertigten Kompass in der Hand, Bastian das Rindenstück, auf dem der Fischer ihre Route eingezeichnet hatte. Beide waren sie in dicke Pelzkleidung gemummt, die Myrna für Patzer etwas umgeändert hatte, während dies bei Bastian nicht nötig war; er hatte ungefähr Pyters Statur.
Jetzt erst, da sie seit Stunden ohne Pause draußen waren, spürten sie, mit welcher Macht der Winter sich anschickte, die Insel heimzusuchen. Myrna hatte ihnen eine Salbe für das ungeschützte Gesicht mitgegeben, die sie alle paar Stunden auftragen sollten, und auch ihre Lippen hatten sie damit eingefettet, sonst wären sie bei dem eisigen Wind schon aufgesprungen.
Die Landschaft, durch die sich der Junge und der Zwerg bewegten, wirkte gottverlassen. Vom Meer war nichts mehr zu sehen, der Boden war von Wind und Wetter
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