Der letzte Druide (German Edition)
in Kontakt - und verschwand! Er existierte einfach nicht mehr, von einem Lidschlag zum anderen 1
Bastian hatte den flüchtigen Eindruck gehabt, der Troll sei von dem goldenen Feld förmlich aufgesogen worden.
Einige Zeit herrschte Tumult, bei dem Bastian die Überzeugung gewann, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen war. Aber es dauerte nicht lange, dann setzten die Diener Arawns ihr unseliges Tun fort. So dicht vor dem Ziel wollten sie nicht aufgeben, auch nicht bei weiteren eigenen Verlusten.
Bastian wusste, dass sich allmählich etwas tun musste. Gleich hatten sie Patzer zum Eingang in den höllischen Schlund gebracht. Sie wollten ihn zuerst ausschalten. Offenbar glaubten sie nicht an seinen Tod. Er besaß den Stein. Bastian hingegen sollte erst an zweiter Stelle sterben; ihn hielten sie für wehrlos.
Der Junge hätte sie gerne eines anderen überzeugt, doch er wusste nicht wie.
Er war wehrlos.
Unsinn, meldete sich eine Stimme in seinem Kopf. Du bist der
Lichtträger
. Du brauchst mich nur zu rufen.
Bastian zuckte zusammen. Zunächst glaubte er an einen Streich den ihm seine Einbildung spielte. ENBARR gab es nicht mehr. Wer sollte auf diese Art zu ihm sprechen?
Direkt vor ihm begannen die Trolle mit den letzten Vorbereitungen, um Patzer in den Höllenschlund zu stürzen. Auch jetzt konnten sie ihn nicht einfach greifen und hineinwerfen. Baumstamm um Baumstamm musste bewegt und nach vorn gerückt werden. Der Zwerg lag mit den ausgestreckten Armen in Richtung auf das funkenspeiende Loch.
Fordere mich - ehe es zu spät ist!
Die Stimme war so eindringlich, dass Bastian sie nicht länger ignorieren konnte. Mittlerweile war er an Händen und Füßen gebunden und fast bewegungsunfähig. Aber seine Zunge, seine Lippen und seine Stimme konnte er noch gebrauchen.
"ENBARR!“, schrie er in höchster Verzweiflung, als Patzers kleiner Körper bereits so viel Übergewicht erhalten hatte, dass er in das Loch zu rutschen begann. Langsam, aber wie von einem unwiderstehlichen Sog erfasst. Kopfüber.
"ENBARR!“, schrie Bastian noch einmal.
Täuschte er sich, oder geriet Patzers Abwärtsbewegung ins
Stocken? öffneten sich nicht seine Hände in eigenständiger Bewegung?
Nicht nur Bastian, auch die umstehenden Trolle, die bereits in Triumphgeheul ausgebrochen waren, sahen es. Ihre Euphorie verwandelte sich in Entsetzen.
Eine Dampfwölke stob aus dem heißen Schlund, ohne Patzer zu berühren.
Der Zwerg verlor plötzlich seinen goldenen Glanz, jene Aura, die ihn die ganze Zeit eingehüllt hatte. Das war in dem Moment, als sich der Stein schwerelos aus seinen Händen löste und zu Bastian schwebte. Dabei durchflog er zwei, drei Trolle, die sich ihm in den Weg stellen wollten, als seien sie gar nicht vorhanden. Hinter ihm gab es sie dann auch tatsächlich nicht mehr.
Er schwebte zu Bastian, berührte dessen Stirn, tauchte in ihn ein, und im nächsten Augenblick fielen die Fesseln von dem Jungen ab, und er hielt ENBARR fest umschlossen in beiden Händen!
Bastian schaltete blitzschnell. Er blickte zu Patzer. Sein kleiner Freund lebte, er war bereits aufgesprungen, hatte sich etwas von dem Höllenloch entfernt und blinzelte Bastian aufmunternd zu.
"Vielleicht sollten wir uns eine freundlichere Gesellschaft suchen", frotzelte er mit Galgenhumor. Die Trolle hatten ihren ersten Schock überwunden und rückten nun auf sie zu.
Bastian nickte. "Komm mit!“, rief er und schwang drohend das Schwert gegen die Übermacht an Arawngetreuen, von denen nun auch immer weitere aus den Kegelbauten hervor strömten. Bastian hatte gar nicht gewusst, dass es so viele in der Festung gegeben hatte, aber das war ohnehin nebensächlich. Er fasste Patzer bei der Hand und rannte mit ihm auf den Tunneleingang zu, durch den ihn seine Entführer geschleppt hatten.
Die Trolle hatten zwar kleinere Beine, aber sie gebrauchten sie wieselflink. Der winzige Vorsprung schmolz schnell dahin, und kaum tauchten Bastian und Patzer in den Tunnel ein, spürte der Junge eine jähe Gewichtszunahme am linken Bein, was ihn fast zum Fall brachte. Abrupt blieb er stehen. ENBARR reagierte wie von selbst. Es zischte durch die Luft Der Troll, der sich an ihn geklammert hatte, fiel ab wie ein vollgesogener Blutegel und schrumpfte dann in schon bekannter Manier.
Die Verfolgermeute sah es und heulte auf.
Bastian beschrieb mit ENBARR eine kreisende Bewegung in ihre Richtung. Dabei dachte er so intensiv er konnte: Nicht töten, nur aufhalten! Hörst du,
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