Der letzte Druide (German Edition)
mitzuempfinden, die den Zwerg belastete. Er hatte den größten Teil seines Gedächtnisses verloren, erinnerte sich nicht mehr an seine Herkunft, und hier war nun jemand, der vorgab, ihn zu kennen. Doch statt ihm Auskunft zu geben, wiegelte er ab, verschloss er sich ihm.
Bastian merkte, dass es vorerst keinen Zweck hatte, in dieser Richtung weiterzubohren.
"Auf ein Wort, Saramoon", wechselte er das Thema. "Du warst ein Getreuer Lirs..." Er machte eine kurze Pause und fügte dann an: "Bist du es immer noch?"
"Nein!“, Die Antwort kam ohne Nachdenken, rasiermesserscharf. "Ich stehe auf der Seite des Gewinners. Und wärest du schlau und weise, hättest du dich nie von Lir für seine verlorene Sache einspannen lassen!"
"Auch wenn es nun nichts mehr zu nützen scheint, würde mich doch interessieren, ob du in der Lage gewesen wärst, mir ein Mittel zur Heilung meiner Freunde mit auf den Weg zu geben", sprach Bastian unbeirrt weiter. "Du weißt schon, wovon ich rede. Dein dunkler Herr wird dich auch darüber informiert haben."
"Natürlich." Der Druide verzog keine Miene. Nur seine Augen schienen noch etwas intensiver zu leuchten. "Ein Heilmittel..." Er streckte beide Arme aus, öffnete die Hände und drehte die Innenflächen so, dass sie zur Decke der Schmiede zeigten. Plötzlich begann es in der Luft zu brodeln, es irrlichterte, winzige Blitze zuckten aus den Handflächen nach oben, verwoben sich an zwei Kreuzpunkten zu blutfarbenen, tropfenförmigen Gebilden, die schwerelos über den geöffneten Händen schwebten. Als die Blitze erloschen, blieben die beiden Tropfen bestehen und senkten sich in federleichtem Flug in Saramoons Hände, wo sie sich zu zwei Rubinen stabilisierten, die wie gefrorenes Blut aussahen.
Saramoon schloss die Fäuste.
"Ein Heilmittel gegen Hexenfluch", sagte er tonlos. "Nichts leichter als das." Er holte kurz aus und warf dann beide Rubine in die schwarze Glut des Schmiedefeuers, das ihnen jedoch nichts anzuhaben vermochte. Wie die Augen eines Albinos starrten sie zu Bastian herüber. "Dort ist euer Heilmittel", fuhr Saramoon höhnisch fort. "Holt es euch... wenn ihr könnt!"
Darauf hatte Bastian innerlich gehofft. Auch wenn er noch nicht wusste, wie er die Tropfen aus dem Feuer bergen konnte, auf Saramoon waren sie nun nicht mehr angewiesen!
Entschlossen richtete Bastian ENBARR gegen den Druiden.
Saramoon lachte rau und selbstsicher.
"Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“, zischte er. "Du richtest das Schwert gegen mich, das ich für Lir geschaffen habe! Glaubst du, ich hätte Angst davor? Es wird seinem Schöpfer nichts anhaben!"
Bastian versteifte sich.
War das ein Bluff?
Saramoon sah nicht aus, als hätte er es nötig zu bluffen. Er kam mit festen Schritten auf Bastian zu. Zwei Schritte vor ihm blieb er stehen.
"Gib es mir", verlangte er. Die Worte waren eine einzige Drohung. Der Druide überragte Bastian um mindestens einen Meter. Seine wallende Kutte raschelte bei jeder Bewegung, die der hagere Körper vollführte. Die Schwärze seiner Haut war nicht mit der eines Negers vergleichbar. Wie bei der Schmiede schien auch Saramoons Gestalt von einem undefinierbaren Schattenfeld umgeben zu sein, einer Aura der Finsternis. Nur die Augen waren davon ausgenommen. Druidenaugen...
"Nein!“, stieß Bastian hervor und beschrieb mit ENBARR eine kreisende Bewegung, wie er es auch in Arawns Zeitfestung getan hatte, als er Lihou besiegte.
Vergeblich wartete er darauf, dass die Luft um Saramoon zu wirbeln und der Druide zu schrumpfen begann.
Nichts geschah.
Nichts?
ENBARR entglitt Bastians Hand, weil er es plötzlich nicht mehr halten konnte. Das gewichtlose Schwert wog von einem Atemzug zum anderen mehrere Zentner!
Klirrend prallte es auf den Steinboden.
Saramoon nickte dazu, als habe er nichts anderes erwartet.
"Man nennt es nicht umsonst ENBARR - den Erwiderer", erklärte er. "Es tritt nur in Aktion, wenn es angegriffen wird. Aber mich, seinen Schöpfer, wird es nie als Angreifer, als Feind einordnen! Sieh endlich ein, dass ihr verloren habt. Gebt auf!"
Fassungslos sah Bastian, wie sich ENBARR in einen Stein zurückverwandelte und von Saramoon mühelos aufgehoben wurde. Die Worte des Druiden drangen wie durch dichte Nebelschleier zu ihm vor.
"Gebt auf", wiederholte Saramoon.
Arawn
Etwas, dachte Bastian, während sein Blick durch das Innere der Schmiede streifte, konnte an den Ausführungen des Druiden nicht der Wahrheit entsprechen. Etwas darin war
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