Der letzte Exfreund meines Lebens
würden, brauchte sie an diesem Abend nicht zu kochen und hatte den freien Nachmittag zu etwas Sightseeing und einer ausgedehnten Shoppingtour genutzt. Sie war mit der ehrenwerten Absicht losgefahren, sich nach einer schnellen Tour durch die Geschäfte, um ein paar Geschenke für ihre Familie einzukaufen, die Florentiner Kunstsammlungen anzuschauen. Kaum aber hatte sie die Stadt erreicht, hatten Michelangelo und Botticelli gegenüber Prada und Versace das Nachsehen gehabt. Verführt von den wunderbaren Märkten und Boutiquen hatte sie sich auf den heißen Gehwegen die Füße wund gelaufen und dabei das seltene Glück genossen, einmal nicht pleite zu sein. Sie hatte einen Laden nach dem anderen abgeklappert, und bevor sie sich versehen hatte, hatte sie die Stunden, während derer sie hatte Galerien und Kirchen besichtigen wollen, auf andere Art verbracht und sich nur noch pflichtbewusst schnell ein paar Fresken angeschaut, bevor sie vollkommen erschöpft mit dem Taxi heimgefahren war.
Obwohl Will und die Band sie hatten dazu überreden wollen, mit auf das Konzert zu gehen, freute sie sich jetzt auf einen ruhigen Abend ganz allein im Haus. Wenn Tina nicht da gewesen wäre, hätte sie die Chance mitzufahren mit Begeisterung genutzt, doch der Gedanke, einen ganzen Abend in Gesellschaft dieser Ziege zu verbringen, war ganz einfach mehr, als Kate ertrug. Sie konnte sich in Tinas Nähe einfach
nicht entspannen, denn die gab ihr immer das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen oder ein tödlich uncooles Anhängsel zu sein. Außerdem freute sie sich darauf, ihre Einkäufe noch einmal anzuprobieren und sich im Spiegel zu bewundern, sich ein ausgedehntes, luxuriöses Bad zu gönnen, vor dem Fernseher zu essen – es war einfach ein Genuss, billige Sendungen wie den Promi-Knast sehen zu können, ohne dass Brian verächtlich das Gesicht verzog – und endlich einmal früh zu Bett zu gehen.
Als sie an Brian dachte, merkte sie, dass ein Anruf bei ihrem Verlobten schon seit Tagen überfällig war. Am besten riefe sie ihn heute Abend an. Gut, dass sie es geschafft hatte, sich noch ein paar Fresken anzuschauen, dann könnte sie ihm nämlich wenigstens davon erzählen, und er hielte sie nicht für eine völlige Kulturbanausin oder – schlimmer noch – für eine Materialistin. Sie könnte möglichst lange von den Fresken reden und nur beiläufig erwähnen, dass sie auch auf eine Shoppingtour gegangen war. Unglücklicherweise war er viel zu anspruchsvoll, um sich witzige Geschichten von bekannten Leuten anzuhören, was, da sie inzwischen jede Menge Anekdoten von Berühmtheiten auf Lager hatte, wirklich schade war. Außerdem hätte sie liebend gern einmal in aller Ruhe über Tina und ihre Kumpaninnen gelästert und, weil alle anderen nach Florenz gefahren waren, endlich einmal die Gelegenheit dazu gehabt. Vielleicht würde sie also erst mal Freddie anrufen …
Sie kam gegen sieben heim, und da sie davon ausging, dass die anderen längst abgefahren waren, segelte sie gut gelaunt ins Wohnzimmer, um dort ihre Taschen fallen zu lassen, sich die Schuhe auszuziehen, sich auf die Couch zu werfen und gemütlich fernzusehen. Zu ihrer Überraschung hockte allerdings Tina zwischen zwei ihrer Begleiterinnen schmollend auf dem Sofa und regte sich furchtbar über irgendetwas auf.
Die drei Frauen waren wunderschön und ausnehmend elegant gekleidet, aber trotzdem wirkten sie auf Kate wie die drei Hexen in Macbeth.
Als Kate den Raum betrat, sah Tina flüchtig auf, nahm dann allerdings, ohne sie auch nur zu grüßen, ihre Unterhaltung wieder auf.
»Ich bin doch wohl nicht egoistisch, oder?«, wollte sie von Julie, einer blonden, babygesichtigen Anhängerin, wissen.
»Nein, natürlich nicht«, säuselte die sofort. »Du hast dich eine Ewigkeit auf das Konzert gefreut. Natürlich bist du da enttäuscht.«
»Wenn überhaupt, ist er derjenige, der egoistisch ist«, meinte jetzt auch Gwen, ein kantiger Rotschopf mit meterlangen Beinen und Wangenknochen, mit denen man wahrscheinlich Diamanten hätten schneiden können. »Er weiß, wie viel dir das Konzert bedeutet.«
»Das ist mal wieder typisch. Warum müssen diese Dinge immer mir passieren?«, fauchte Tina schlecht gelaunt.
»Warum passieren die schlimmen Dinge immer guten Leuten?«, führte Gwen beinahe philosophisch aus.
Am liebsten hätte Kate auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre in der Küche abgetaucht, doch da die anderen sie gesehen hatten, hätte das wahrscheinlich unhöflich gewirkt, und
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