Der letzte Exfreund meines Lebens
kann ich mich dir nicht uneingeschränkt widmen.«
»Ich kann verstehen, dass du nicht willst, irgendwer hier könnte denken, du würdest ihm oder ihr nicht zur Verfügung stehen«, gab sie zurück, obwohl sie sicher wusste, dass der gute Brian völlig unempfänglich für Sarkasmus war.
»Warte doch bis nach dem Wochenende, dann kann ich
mich völlig auf die Dinge konzentrieren, die du zu sagen hast«, fuhr er unbekümmert fort. »Bis dahin versuch einfach, im Jetzt zu leben, ja? Wenn du dich auf diesen Workshop einlässt, bringt er dir bestimmt sehr viel.«
»Meinetwegen«, knurrte sie, kochte allerdings innerlich vor Wut. Die Dreistigkeit des Kerls machte sie einfach fassungslos.
»Sei nicht beleidigt.« Er blickte sie lächelnd an, zog sie neben sich und raunte ihr mit leiser Stimme zu: »Ich habe dich in diesem Sommer fürchterlich vermisst. Glaub mir, ich würde nichts lieber tun, als alle diese Leute wegzuschicken, um mit dir allein zu sein.« Er strich leicht mit einem Finger über ihre Wange und bedachte sie mit einem vertraulichen, verführerischen Blick.
Kate bewunderte ihn geradezu dafür, wie gut er log. Er sah sie noch immer an, als würde er sie anbeten. Er hatte ihr immer das Gefühl gegeben, etwas ganz Besonderes zu sein, doch inzwischen wusste sie, das hatte nichts mit ihr zu tun. Es war einfach ein Trick, und den wandte er ganz nach Belieben offenbar bei allen Frauen an.
Sie hatte keine andere Wahl, als sich für die morgendliche Sitzung zum Rest der Gruppe zu gesellen. Es herrschte eine gedämpfte Atmosphäre, während sie vor der Tür des Seminarraums aus den Schuhen stiegen, barfuß in das Zimmer trotteten und sich mit gekreuzten Beinen im Kreis auf den Teppich sinken ließen. Kate war sich inzwischen völlig sicher, dass ihre nächtliche Erkenntnis richtig war: Aus irgendeinem Grund wusste sie ganz genau, dass Brian praktisch mit jeder anwesenden Frau schon mal im Bett gewesen war. Inzwischen allerdings war ihr das vollkommen egal.
Brian eröffnete die Sitzung mit der Frage, was ihnen der Vorabend gegeben hatte, und sofort teilten einige der Leute ihre Erfahrung in der Schwitzhütte den anderen mit.
»Ich hatte das Gefühl, als ob sich ein Schleier gelüftet hätte und ich plötzlich alles so sähe, wie es wirklich ist«, säuselte Suzanne. »Nur für einen winzigen Moment – es war nur ein kurzer Blick –, aber es war wirklich etwas ganz Besonderes.« Sie setzte ein spirituell verzücktes Lächeln auf.
»Super.« Brian nickte aufmunternd. »Und wie steht es mit dir, Kate?«, fragte er sie sanft. »Wie hast du dich gestern Abend gefühlt?«
»Mir ging es ganz genauso.« Sie nickte in Richtung von Suzanne. »Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, und ich habe die Dinge so gesehen, wie sie wirklich sind. Gestern Abend haben sich mir viele Dinge offenbart.«
»Wirklich?«, hakte Brian nach, offenkundig überrascht, dass sie plötzlich derart offen war.
»Oh ja, es war wirklich aufschlussreich. Tatsächlich hatte ich praktisch eine Erleuchtung«, erklärte sie bedeutungsvoll und bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.
»Gut, gut.« Eindeutig war er nicht empfänglich für die Stimmung, in der seine Verlobte war. »Danke, dass du uns an deiner Erfahrung teilhaben lassen hast. Wie sieht’s mit dir aus, Liz?«
Kate kochte innerlich, denn jetzt sah er das kraushaarige Mädchen mit demselben liebevollen, aufmunternden Lächeln an wie zuvor sie.
Nach dem Erfahrungsaustausch des letzten Abends erläuterte Brian seiner Gruppe, wie sie weitermachen würden. »Ihr seid hier, weil ihr in Beziehungen gefangen seid, die ihr als ungesund oder als destruktiv erlebt. Vielleicht gibt es Menschen in eurem Leben, die euer Selbstbewusstsein, euer Selbstwertgefühl, eure Fähigkeit, die Dinge, die in euch stecken, auszuleben, untergraben, Menschen, die eure Energie blockieren und euch daran hindern, die Menschen zu werden, die ihr sein könntet. Ihr seid heute hier, da ihr bereit
seid, euch der Realität dieser toxischen Beziehungen zu stellen. Vielleicht bedeutet das, dass ihr mit dieser Person eine neue Übereinkunft treffen oder sie möglicherweise ganz loslassen müsst. So oder so wird es bestimmt nicht leicht. Denn selbst wenn eine Beziehung schädlich für uns ist, kann es uns schwerfallen, sie loszulassen, und ich weiß, ihr alle habt viel Mut gebraucht, um diesen ersten Schritt zu gehen.«
Mehrere Mitglieder der Gruppe lächelten einander selbstzufrieden an.
»Heute werden wir diese
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