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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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drei zur Untersuchung.
    Wie Oberst Melrose prophezeit hatte, verlief die Sache ganz unkompliziert. Bündel sagte als Zeugin aus. Der Arzt ebenfalls. Verschiedene Leute bestätigten, dass in der Gegend häufig geschossen würde. Das Urteil lautete auf «Tod durch Unglücksfall».
    Als alles vorüber war, bot Oberst Melrose Bündel an, sie nach Chimneys zurückzubringen. Jimmy Thesiger fuhr nach London zurück.
    Trotz seiner leichtlebigen Art hatte ihn Bündels Geschichte beunruhigt. Er dachte an Loraine. War sie in Gefahr?
    Nach kurzem Zögern ging er zum Telefon und rief sie an. «Ich bin es: Jimmy! Ich dachte, das Ergebnis der Untersuchung würde dich interessieren: Tod durch Unglücksfall.»
    «Aber…»
    «Ja, ich glaube auch, dass mehr dahintersteckt. Der Coroner ist irgendwie geimpft worden. Jemand will die Sache vertuschen. Ich meine nur, Loraine…»
    «Ja?»
    «Hör zu: Die ganze Angelegenheit ist höchst merkwürdig. Du bist vorsichtig, nicht wahr? Mir zuliebe.»
    Plötzlich klang ihre Stimme sehr ängstlich: «Jimmy… dann ist es doch gefährlich… für dich. »
    Er lachte. «Mach dir keine Sorgen! Ich bin die bekannte Katze mit den neun Leben. Wiedersehen!» Er hängte ein und blieb ein paar Minuten gedankenverloren am Telefon stehen. Dann klingelte er nach Stevens. «Glauben Sie, dass Sie mir eine Waffe besorgen können, Stevens?»
    «Eine Waffe, Sir?» Stevens’ Gesicht verriet dank langjähriger Übung nicht die leiseste Spur von Überraschung. «Was soll es für eine Waffe sein?»
    «Man drückt auf den Abzug, und das Ding schießt, bis man wieder loslässt.»
    «Also eine Pistole, Sir!»
    «Genau», sagte Jimmy, «eine Pistole! In amerikanischen Geschichten zieht der Held immer eine Waffe aus seiner Hüfttasche.»
    Stevens gestattete sich ein Lächeln. «Die meisten amerikanischen Gentlemen, die ich kenne, Sir, tragen etwas ganz anderes in der Hüfttasche», bemerkte er.
    Jimmy Thesiger lachte.

16
     
    B ündel kam am Freitagnachmittag gerade zur Teezeit in George Lomax’ Landhaus Wyvern Abbey an. Er begrüßte sie mit übertriebener Höflichkeit.
    «Meine liebe Eileen», flötete er, «ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie zu sehen! Sie müssen mir verzeihen, dass ich Sie nicht eingeladen hatte, aber um ehrlich zu sein, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass eine solche Party Sie interessieren würde. Ich war sowohl überrascht als auch entzückt, als Lady Caterham mir von Ihrem Interesse für… äh… Politik erzählte.»
    «Ich wollte so gern kommen», erklärte Bündel schlicht.
    «Mrs Macatta wird erst mit dem späteren Zug eintreffen. Sie hat gestern Abend in Manchester gesprochen. Kennen Sie Thesiger? Ein noch junger Mann, aber mit einem bemerkenswerten Verständnis für Außenpolitik.»
    «Ich kenne ihn.» Bündel schüttelte Jimmy feierlich die Hand. Wie sie bemerkte, hatte er sein Haar in der Mitte gescheitelt, um seinem Gesicht mehr Würde zu verleihen.
    «Hören Sie», flüsterte Jimmy hastig, als George sich einen Moment abwandte. «Seien Sie nicht böse, aber ich habe Bill von unserem kleinen Trick erzählt.»
    «Bill?»
    «Na ja», meinte Jimmy, «Bill gehört schließlich auch zu uns. Ronny und Gerry waren auch seine Freunde.»
    «Ja, ich weiß.»
    «Sie halten es für schlecht?»
    «Bill ist in Ordnung. Bloß… er ist ein solcher Tollpatsch.»
    «Aber Sie vergessen eins – Bill hat kräftige Fäuste. Und ich habe das Gefühl, dass wir kräftige Fäuste bald gut brauchen können.»
    «Vielleicht. Wie hat er es aufgenommen?»
    «Er hat sich an den Kopf gegriffen, aber die Tatsachen sprachen schließlich für sich.»
    Plötzlich tauchte George Lomax wieder auf. «Ich möchte Ihnen ein paar Leute vorstellen, Eileen», sagte er. «Sir Stanley Digby – Lady Eileen Brent. Mr O’Rourke.»
    Der Luftfahrtminister war ein kleiner runder Mann mit einem freundlichen Lächeln. Mr O’Rourke, groß und jung, mit fröhlichen blauen Augen und einem typisch irischen Gesicht, begrüßte Bündel voll Begeisterung. «Und ich dachte schon, es würde eine langweilige politische Party werden», murmelte er leise.
    «Vorsicht!», warnte Bündel. «Ich bin politisch – hochpolitisch sogar!»
    «Sir Oswald und Lady Coote kennen Sie ja», fuhr Lomax fort.
    «Wir sind uns nie begegnet», sagte Bündel lächelnd. Innerlich lobte sie die Begabung ihres Vaters, Leute zu beschreiben.
    Nach der etwas wehleidigen Begrüßung wandte sich Lady Coote an Jimmy Thesiger und schien bei

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