Der letzte Joker
Loraine.
«Schließen Sie die Tür, Alfred!», sagte sie. «Ich bin nur gekommen, um Ihnen einen Tipp zu geben. Die Polizei ist Ihnen auf den Fersen!»
«Oh, Mylady!» Alfred wurde kalkweiß.
«Ich wollte Sie warnen, weil Sie mir neulich nachts einen Gefallen getan haben», fuhr sie hastig fort. «Gegen Mr Mosgorovsky ist ein Haftbefehl ergangen. Am besten verschwinden Sie schleunigst. Wenn man Sie hier nicht findet, wird man sich nicht weiter für Sie interessieren. Hier haben Sie zehn Pfund, damit Sie untertauchen können.»
Drei Minuten später verließ ein zu Tode erschrockener Alfred Hunstanton Street vierzehn. Er hatte nur einen Gedanken: nie wieder dorthin zurückzukehren.
«Na, das hat prima geklappt», stellte Bündel zufrieden fest.
«War es nötig, so – so dick aufzutragen?», fragte Loraine.
«Es ist sicherer. Ich weiß nicht, was Jimmy und Bill vorhaben, aber Alfred darf nicht hereinplatzen und alles verpatzen. Hallo, da sind sie ja schon! Sie haben nicht lange gebraucht. Vermutlich haben sie von der Ecke aus beobachtet, wie Alfred wegging. Machen Sie auf, Loraine!»
Loraine gehorchte.
Jimmy Thesiger kletterte vom Fahrersitz. «Bleib noch einen Moment hier, Bill», sagte er. «Hupe, wenn du glaubst, dass jemand das Haus beobachtet!» Er rannte die Stufen zum Eingang hinauf und schlug die Tür hinter sich zu. Er sah rosig und freudig erregt aus. «Hallo, Bündel, da sind Sie ja! Fangen wir gleich an. Wo ist der Schlüssel zu dem Raum, in dem Sie das letzte Mal waren?»
«Er hing unten. Am besten holen wir alle Schlüssel rauf.»
«Richtig. Aber beeilen Sie sich! Wir haben wenig Zeit.»
Der Schlüssel war schnell gefunden, die mit grünem Filz bespannte Tür schwang auf, und die drei traten ein. Der Raum war genauso, wie Bündel ihn in Erinnerung hatte, sieben Stühle standen um einen Tisch. Schweigend betrachtete Jimmy ihn ein paar Minuten. Dann wanderte sein Blick zu den beiden Einbauschränken.
«In welchem Schrank hatten Sie sich versteckt, Bündel?»
«In dem da!»
Jimmy trat auf ihn zu und riss die Tür auf. Die gleiche Ansammlung verschiedenster Gläser stand in den Regalen. «Wir müssen das ganze Zeug rausschmeißen», murmelte er. «Holen wir Bill rauf. Er braucht jetzt nicht mehr länger Wache zu schieben.» Er sah Loraine an.
Loraine rannte davon.
«Was haben Sie vor?», fragte Bündel ungeduldig.
Jimmy lag auf den Knien und versuchte, durch einen Spalt in der anderen Schranktür zu spähen.
«Warten Sie, bis Bill kommt, dann erfahren Sie die ganze Geschichte. Das ist sein Fall – und ein unglaublicher dazu. Nanu? Warum kommt Loraine die Treppe herauf, als sei der Teufel hinter ihr her?»
In der Tat rannte Loraine, so schnell sie konnte, die Treppe hinauf. Mit aschfahlem Gesicht und schreckgeweiteten Augen stürzte sie herein. «Bill… oh, Bündel… Bill!»
«Was ist mit Bill?»
Jimmy packte sie an den Schultern. «Mein Gott, Loraine, was ist denn passiert?»
Loraine keuchte immer noch vor Aufregung. «Bill… ich glaube, er ist tot – er sitzt im Auto, aber er bewegt sich nicht und sagt auch nichts. Ich bin überzeugt, er ist tot!»
Jimmy stieß einen Fluch aus und hastete die Treppe hinunter, Bündel folgte ihm. Ihr Herz pochte wie wild, und ein grauenvolles Gefühl der Verzweiflung stieg in ihr auf.
Bill – war tot? Nein, nein! Entsetzlich! Nur das nicht! Nur das nicht!
Sie erreichten den Wagen gleichzeitig. Loraine war hinter ihnen.
Bill saß noch genauso da, wie Jimmy ihn verlassen hatte! Aber seine Augen waren geschlossen. Er regte sich nicht, als Jimmy ihn am Arm zog.
«Das begreife ich nicht», murmelte Jimmy. «Aber er ist nicht tot. Kopf hoch, Bündel! Wir müssen ihn ins Haus tragen. Beten wir, dass kein Polizist kommt. Wenn irgendjemand fragt, dann sagen wir, dass unserem Freund schlecht geworden ist und wir ihn ins Haus bringen, klar?»
Gemeinsam trugen sie Bill ohne große Schwierigkeiten und ohne Aufsehen zu erregen ins Haus.
«In das kleine Parterrezimmer an der Rückseite», sagte Jimmy. «Da steht eine Couch.»
Sie legten Bill auf die Couch, Bündel kniete sich neben ihn und hielt seine schlaffe Hand. «Sein Puls schlägt», sagte sie. «Was ist bloß mit ihm los?»
«Er war noch ganz in Ordnung, als ich vorhin ins Haus ging», meinte Jimmy. «Ob ihm irgendjemand etwas gespritzt hat? Das geht ganz leicht – nur ein kleiner Stich! Der Mann könnte ihn harmlos gefragt haben, wie spät es ist. Da gibt es jetzt nur eins: Ich hole einen Arzt.
Weitere Kostenlose Bücher